In den vergangenen Wochen haben mich zahlreiche Fragen zum Thema „Frästisch“ erreicht. Eine der zentralen Fragen dabei war, wie groß denn idealerweise die Arbeitsfläche des Frästisches sein sollte. Daher möchte ich im folgenden Artikel meine Erfahrungen und Gedanken zum Thema Frästisch darlegen.
Meine Frästische
Aktuell habe ich drei verschiedene Frästische in meiner Werkstatt. Einen großen Frästisch mit Alu-Untergestell, den einfach aufgebauten „Mini-Frästisch“ mit der Makita-Fräse und seit kurzem noch einen Midi-Frästisch mit einem einfachen Fräslift. Es folgt eine kurze Beschreibung der Größe der einzelnen Frästische und deren Anwendung.
Der große Frästisch
Einen großen Frästisch mit Alu-Untergestell und mit einer Arbeitsfläche von 1200x800mm. Dies war der erste Frästisch den ich im Jahre 2014 gebaut habe. Diesem Fränkisch habe ich gebaut, nachdem ich einen Möbelbau-Kurs in der Werkstatt von Rech besucht hatte.
Viele der dabei umgesetzten Konzepte stammen von Guido Henn aus der Zeitschrift „Holzwerken“. Dankenswerter weise hat Guido Henn diese in dem Buch „Handbuch Frästische“ zusammengefasst, sodass man sich diese nicht mehr aus zahlreichen einzelnen „Holzwerken“-Heften zusammensuchen muss. Dieser Frästisch ist mit einer großen Trend-Fräse mit 2200 Watt ausgestattet, hat eine Sicherheitsabschaltung und einen INCRA-Queranschlag von feinewerkzeuge.de.
Die Frästiefe kann von oben verstellt werden, da die Trend T11 Fräse hier eine durchgängige Spindel zur Höhenverstellung aufweist. Dank des großen Fräsmotors der Trend-Fräse, der neben 8mm Fräsen auch solche mit 12mm Schaft spannen kann, ist es hier möglich, auch sehr große Nutfräser oder Bündigfräser montieren und sicher zu betreiben.
Diesen Frästisch habe ich anfangs sehr häufig genutzt, weil es mein einziger Frästisch war. Und wenn man Möbelbau mit angefrästen Nuten und Zapfen betreibt, ist so großer Frästisch mit einem starken Fräsmotor auch wirklich sinnvoll.
Im Untergestell sind zudem zwei Schubladen eingebaut, in denen ich die Fräser und das entsprechende Zubehör griffbereit aufbewahren kann.
Über den Bau dieses Fränkisches habe ich ausführlich in einer dreiteiligen Artikelserie „Baudokumentation Frästisch“ hier auf meinem Blog berichtet.
Allerdings hat so ein großer Frästisch zwei Nachteile: Erstens braucht er recht viel Platz in der Werkstatt und zweitens führt die große Tischfläche dazu, dass dieser oftmals als Ablagefläche missbraucht wird. In der Folge ist der große Frästisch nicht immer so schnell einsatzbereit wie man das gerne hätte.
Ein weiteres Problem ist die doch recht hohe Geräuschentwicklung dieser großen Trend-T11 Fräse.
Mein aktuelles Fazit: Ja, für den Bau größerer Möbelstücke sehr hilfreich, aber eigentlich doch recht selten im Einsatz. Von daher sollte man sich genau überlegen, ob man wirklich das viele Geld in solch ein Projekt investieren will.
Der Mini-Frästisch
Der Mini-Frästisch ist entstanden weil ich irgendwann festgestellt habe, dass die am meisten ausgeführte Arbeit das Abrunden bzw. Anfassen von Kanten verschiedenster Werkstücke ist. Natürlich kann man einfache lange gerade Kanten wunderbar mit der handlichen Makita Oberfräse in Verbindung mit einer vergrößerten Grundplatte machen. Sobald man aber etwas unregelmäßig geformte kleinere Teile abrunden möchte, ist das freihändige hantieren mit der Kantenfräse doch relativ unkomfortabel. Und wenn man dazu auch noch eine Absaugung anschließen möchte hat man auch noch den Schlauch des Saugers zu bändigen.
Mit einer Arbeitsfläche von 280x400mm ist dies eine kleine und kompakte Einheit die wenig Platz braucht und daher in jeder Werkstatt ihren Platz findet. Die zentrale konstruktive Anforderung an den Minifrästisch war, dass die dort eingesetzte Makita-Kantenfräse einfach und schnell mitsamt der vergrößerten Grundplatte eingesetzt und auch wieder herausgenommen werden kann.
Weiterhin wollte ich eine Absaugung haben, um weniger Frässtaub in der Werkstatt zu haben. Gerade um die Kanten kleiner Bauteile abzurunden bzw. anzufasen ist dieser kleine Frästisch ideal. Auf die Werkbank gestellt ergibt sich so eine sehr angenehme Arbeitshöhe.
Da auch etliche Holzwerker-Kollegen einen dieser kleinen, transportablen Frästische haben wollten, habe ich für das Projekt Minifrästisch einen Bauplan gezeichnet. Und weil die Beschaffung des entsprechenden beschichteten Multiplex-Holzes und das Ausfräsen der ovalen Öffnung sich teilweise schwierig gestaltet hat, bieten wir auf vielfachen Wunsch diese Frästischplatte fertig CNC-gefräst in unserem kleinen Holzwerker-Shop zum Kauf an.
Zusammen mit einem kleinen Anschlag lassen sich so die meisten Fräsarbeiten für den Bau kleiner und mittelgroßer Möbelstücke realisieren. Der Minifrästisch ist daher zusammen mit der kleinen Makita-Kantenfräse eines der meist benutzten Werkzeuge in meiner Holzwerkstatt.
Mein Fazit: Schnell gebaut – überschaubare Kosten – ohne viel Platzbedarf in der Werkstatt.
Der MIDI-Frästisch
Für ein spezielles Projekt bei einem guten Freund war das Fräsen von Nuten mit sehr exakter Tiefe gefordert. Allerdings war der Mini-Frästisch dafür einfach zu klein, um die doch recht großen Teile sicher zu handhaben. Gleichzeitig war aber kein Platz für den Bau eines großen Frästisches in seiner kleinen Kellerwerkstatt vorhanden. Daher entstand der MIDI-Frästisch mit einer Tischfläche von 400x600mm. Auch hier haben wir das vom Mini-Frästisch bewährte System übernommen, die Makita-Fräse mitsamt der Grundplatte in die Tischplatte einzusetzen.
Und während des Baus dieses MIDI-Frästisches wurde dann die Idee geboren, dass es doch gut wäre, für die kleine Makita-Kantenfräse einen einfachen, aber robusten Fräslift zu bauen.
Gesagt – getan. In einer überaus kreativen Urlaubswoche wurde der MIDI-Fräslift für Makita-Kantenfräsen erdacht, konstruiert und erprobt. Als Basis für den Höhenverstellmechnismus dient das Makita-Oberfräsenmodul MA-195563-0 , welches z.B. im Lieferumfang der Makita RT0702 Fräse mit enthalten ist.
Um diesen Makita Tauchkorb in einen Fräslift zu verwandeln, sind eine CNC-gefräste Grundplatte, diverse 3D-gedruckte Teile und natürlich eine Spindel erforderlich.
Auch dieses Projekt durchlief etliche Iterationen, bis wir eine zuverlässig funktionierende Umsetzung gefunden hatten. In einem Blogartikel vom Oktober 2023 geben wir eine ausführliche Beschreibung des Aufbaus des MIDI-Fräslifts für die Makita Fräse der Serien RT0700, RTo702 und DRT50.
Zur Erprobung des MIDI-Fräslifts wurde daher ein weiterer MIDI-Frästisch gebraucht. Allerdings stand zu diesem Zeitpunkt (verlängertes Wochenende) leider kein ideal geeignetes Plattenmaterial zur Verfügung. Daher haben wir für den Bau dieses MIDI-Frästisches kurzerhand auf einige Reststücke 20mm starke. Melanin beschichtete Spanplatte zurückgegriffen.
Dieser MIDI-Frästisch war ursprünglich nur als Provisiorium gedacht, um den MIDI-Fräslift zu erproben. Allerdings hat sich die Konstruktion trotz der Verwendung von Spanplatte als erstaunlich robust erwiesen. Daher ist dieser Frästisch weiterhin im Einsatz, insbesondere dann, wenn sehr exakte Frästiefen an einer Vielzahl verschiedener Bauteile vonnöten sind.
Meinen anderen MIDI-Frästisch aus Multiplex habe ich übrigens an einen jungen Holzwerker-Kollegen weitergegeben, der sich einen Frästisch für seine neue Werkstatt gewünscht hatte.
Mein Fazit
Welche Abmessungen eines Frästisches die jeweils optimale Größe sind, hängt doch sehr stark von den individuellen Gegebenheiten ab.
Für den Anfänger kann ich den Bau eines Mini-Frästisches empfehlen. Die Investitionen in dieses Projekt sind überschaubar, der Bau ist einfach und mit Hilfe des kostenlosen Bauplanes auch von Anfängern im Holzwerken zu bewältigen.
Für die 90% aller typischen Holzwerkerprojekte eine vollkommen ausreichende Variante eines Frästisches.
Einen großen Frästisch zu bauen macht immer Sinn, wenn man größere Möbelstücke aus Massivholz bauen möchte. Denn da muss man schnell mit relativ großen Bauteilen hantieren und da braucht man neben einer großen Auflagefläche auch einen stabilen Unterbau.
Allerdings ist der Platzbedarf nicht unerheblich und auch die Kosten summieren sich hier schnell auf stolze dreistellige Beträge.
Und wer hier einen Kompromiss sucht, der kann sich überlegen, ob nicht der MIDI-Frästisch die passende Lösung ist. Bei dieser Größe ist dann auch Raum für eine Führungsschiene eines Queranschlages möglich, was natürlich die Einsatzmöglichkeiten nochmals erweitert.
Zum Schluß noch ein Tipp, wenn man sich unschlüssig ist, welche Größe man für seinen Frästisch realisieren möchte: Einfach mal eine Pappe in der entsprechenden Größe der Frästischplatte zuschneiden und auf die Werkbank legen. Da bekommt man eine gute Vorstellung von der tatsächlichen Größe
Weiterhin möchte ich noch meine Leser einladen, hier ihre Erfahrungen zum Thema „Richtige Größe des Frästisches“ in den Kommentaren mitzuteilen. Gerade die jeweiligen Einsatzfelder sind in meinen Augen das entscheidende Kriterium, wenn es darum geht die Größe eines Frästisches zu wählen.
Er sollte in der Tiefe auf keinen Fall symmetrisch – wie in dem Bild oben dargestellt – sein. Das macht überhaupt keinen Sinn. Wenn der Fräser nicht mittig eingebaut ist, kann man den Anschlag von zwei unterschiedlich langen Seiten einsetzen.
Für die Breite kann man auch mit Verlängerungen arbeiten