Mehrfach wurde ich in den letzten Wochen nach einem brauchbaren Oberfräser-Set für Einsteiger gefragt. Gerade wenn man sich als Einsteiger in das Holzwerken eine der kleinen Oberfräsen wie die Makita RT0700 oder die Katsu 710 kaufen möchte, kommt natürlich auch die Frage nach passenden Oberfräsern auf.
Der Einsatzzweck
Nach meiner Erfahrung sind es vor allem drei Aufgaben, die man mit so einer kleinen Oberfräse zu bewältigen hat:
- Kanten abrunden
- Bündigfräsen
- Nutfräsen
Daher sollte man für den Einstieg idealerweise ein Fräserset kaufen, um für diese drei Einsatzszenarien gewappnet sein.
Für Einsteiger empfehle ich daher zunächst ein eher kleineres, aber dafür ausreichend hochwertiges Fräserset zu kaufen.
Die Grundausstattung sollte folgendes beinhalten: ein oder zwei Abrundfräser (3mm und 5mm), einen Fasefräser 45 Grad zum Kanten brechen, je einen Bündigfräser mit Kugellager oben und unten, einen oder zwei Nutfräser mit 6mm und 10mm. Damit kann man die meisten Anfoderungen bei kleineren Möbelbauprojekten gut bewältigen.
Und wer noch ein wenig Komfort beim freihändigen Führen der kleinen Fräse sucht, dem empfehle ich den Einsatz einer vergrößerten Grundplatte, Damit wird inbesondere beim Bearbeiten von Kanten das Führen der Fräse deutlich erleichtert.
Qualität von Fräsern im Vergleich
Nun werden solche Fräsersets ja in allen möglichen Varianten angeboten. Und wie immer Leben gilt: Qualität hat Ihren Preis! Ein kleines Fräserset in echter Profilqualität kostet schnell deutlich über 100 EUR.
Allerdings muss man sich ja auch ein wenig an den Möglichkeiten des eigenen Geldbeutels orientieren. Daher dann die Frage: Welche Qualität braucht es wirklich?
Nachfolgend zeige ich drei Bündigfräser aus drei verschiedenen Fräsersets.
Von links nach rechts: Ein Bündigfräser aus einem Profi-Set von Trend, dann der Bündigfräser aus dem BOSCH-Set und rechts ein Bündigfräser aus einem Edessö-Fräserset im Holzkästchen.
Der linke Trend-Profi-Fräser kostet einzeln knapp 30 EUR. Er ist aus einem Profi-Set das knapp 160 EUR gekostet hat. Er ist hochwertigem Material gefertigt, hat Schneiden aus Hartmetall und ein hochwertiges Kugellager. Uneingeschränkt für den Dauereinsatz tauglich.
In der Mitte ein Bündigfräser in guter „Semiprofi“-Qualität aus dem Set von BOSCH. (hier in der Version mit 6mm Schaft) Eine ordentliche Schneide, ein gutes Kugellager, ordentliche Standzeiten auch in Hartholz und Multiplex, wenn die Drehzahl stimmt.
Wie unschwer zu erkennen, ist der rechte Edessö-Billig-Fräser ein echtes Elend. Die Schneide ist nur 15mm lang – also viel zu kurz um etwas sinnvolles damit anfangen zu können. Zudem sind die Kugellager sehr wackelig – hier ist ein schneller Defekt zu befürchten.
Kleine Fräsersets im direkten Vergleich
Nachfolgend ein Vergleich zweier Einsteiger-Sets. Zuerst das „Billigset“ von Edessö – wobei es ähnliches von Einhell, Workcraft, Parkside usw. zu kaufen gibt. Danach das BOSCH Set dazu als Vergleich.
Fräserset im Holzkistchen
Ein Fräserset mit vielen verschiedenen Fräsern, wobei man am Anfang eigentlich vieles davon gar nicht braucht. Und der genauere Blick offenbart die Probleme ab Werk: Stumpfe Schneiden, Rostspuren, billigste Lackierung, keine maßhaltigen Durchmesser.
Das schaut zwar in Anbetracht des Preises verlockend aus, diese vielen Fräser zu bekommen, aber als Ergebnis ist natürlich die Qualität der einzelnen Fräser sehr bescheiden. (Auch in Fernost kann man nicht zaubern – man bekommt was man bezahlt) Meistens ist schon nach wenigen Metern in Hartholz oder Multiplex der Fräser komplett stumpf.
Das ganze Set mit zwölf Fräsern ist um die 18 EUR zu bekommen. Ich rate aber vom Kauf dringend ab – es macht nicht wirklich Spaß mit solchem Schrott zu arbeiten.
Fräserset von BOSCH
Gute Erfahrungen habe ich mit den Fräsersets von BOSCH gemacht. Diese habe ich im Makpak zusammen mit der kleinen Makita-Fräse untergebracht. Damit hat man beim „schnellen Einsatz zwischendurch“ immer die essentiellen Fräsertypen zur Hand.
Gerade für die häufige Kantenbearbeitung – also das Abrunden oder Profilieren von Kanten an Werkstücken aller Art – bietet dieses Set eine gute Grundausstattung.
Für die Kantenbearbeitung werden Radienfräser mit 3mm und 6mm sowie Fasenfräser zum Brechen von Kanten mit 25Grad und 45Grad geboten – also die gebräuchlichsten Maße.
Auch für das Bündigfräsen ist man gut gerüstet – es liegen zwei Bündigfräser Kugellager oben und unten bei.
Zum Nutfräsen kann man hier den Bündigfräser mit Anlaufkugellager zu benutzen. Das reicht für einfache Einsteigerprojekte wie zum Beispiel den Bau eines Bücherregals aus einer Leimholzplatte vielfach aus.
Für ambitioniertere Projekte wird man aber sicherlich weitere Nutfräser nachkaufen müssen.
Tipp für die Fräserpflege
Zum Schluß noch ein wichtiger Tipp für die Fräserpflege. Gerade die kleinen Kugellager ein bei längeren Einsätzen recht hoch belastet und sollten daher ein wenig geschmiert werden. Ich empfehle hier von Zeit zu Zeit einen Tropfen eines hochwertigen Maschinenöls auf das Kugellager zu geben.
Dabei hat sich das Nigrin Feinmechanik-Öl seit vielen Jahren sehr bewährt. Von der Verwendung von WD40 ist hingegen DRINGEND abzuraten! Denn WD40 ist eigentlich ein Rostlöser und zum Verdrängen von Feuchtigkeit. Es entfernt den Schmierfilm in den Kugellagern und als Resultat sind diese sehr schnell zerstört.
Fräsersets kaufen
Das von mir vorgestellte BOSCH Fräserset ist in einer Version mit 6mm Schaft und alternativ auch mit 8mm Schaft zu bekommen.
Für den Einsatz in der kleinen Makita RT0700 bzw. der KATSU Fräse empfehle ich aber den Kauf des Sets mit 6mm Schaft, weil hier dann die besseren geschlitzten 6mm Spannzangen (drittes Teil von Links) zum Einsatz kommen können.
Die Fräser mit 6mm Schaft haben dann einen besseren Rundlauf und sind leichter zu montieren.
Wer die Fräser parallel auch in einer „großen“ Oberfräse einsetzen will, der sollte dann ggf. doch zum Set mit 8mm Schaft greifen, wenn dort keine 6mm Spannzage verfügbar ist.
Und wer doch schon von Anfang an ein wenig tiefer in die Tasche greifen mag, dem sei das etwas größere Set empfohlen:
Nicht nur für die Pflege der kleinen Kugellager der Fräser sondern auch für andere bewegliche Teile an Elektrowerkzeugen hier das bewährte Nigrin Öl.
Ich habe mir am Anfang ein 12er Set von ENT gekauft. Inzwischen sind alle Fräser auch wirklich benutzt worden und alle noch in ordentlichem Zustand. Der Preis lag damals bei ca. 90€
Wirkliche Billigfräser habe ich nicht. Ich habe einmal einen 20mm Forstnerbohrer von Bosch gekauft, der so stumpf war, dass man ihn einfach nicht benutzten konnte. Ich musste noch einen 2. Bohrer kaufen.
Weitere Fräser habe ich dann von Sauer oder Feinewerkzeuge gekauft.
Hallo Peter, die ENT Fräser habe ich auch im Einsatz und bin sehr zufrieden damit. Bei den BOSCH Bohrern und Fräsern kann ich nur sagen, dass die Sachen aus der „grünen Linie“ wirklich nix taugen. Die in der Grauen Box bzw. die Expert Linie ist aber einwandfrei.
Danke für diesen guten Vergleich. Diese Infos sind das essentielle „Werkzeug“ in unserem Hobby/Arbeitsbereich. Leider beschaffen sich viel zu wenig Handwerker solche Infos vor dem Kauf. Meinereiner hat in den letzten 8 Monaten bei Hornbach in Duisburg gearbeitet und genau all diese Sets vor Augen gehabt. Erschreckend ist, wie die Hersteller der sehr einfachen Werkzeuge, dieses doch elementare Manko mit einer lockenden Verpackung zu vertuschen.
Gruß
Jochen
Das ist ja mal eine sehr ausführliche Vorstellung.