Es tauchte mal wieder die Frage nach einer „glänzenden Holzoberfläche“ ohne Lack auf. Hier also am Beispiel eines kleinen Holzkästchens die kurze Beschreibung wie man das mit überschaubarem Aufwand erreichen kann – egal ob naturbelassen oder farbig.
Warum für glänzende Holzoberflächen nicht einfach lackieren? Nun, das ist Geschmackssache, aber eine geölte und gewachste Holzoberfläche hat in meinen Augen einfach eine viel angenehmere Haptik als eine lackierte Oberfläche. Außerdem kann die hier gezeigte Vorgehensweise auch in einer relativ staubigen Holzwerkstatt angewendet werden ohne dass man mit eingeschlossenen Staubpartikeln kämpfen muss. Es werden auch keine besonderen Werkzeuge wie Sprühpistolen etc. benötigt.
Oberfläche vorbereiten
Zuerst muss die Holzoberfläche vorbereitet werden. Das bedeutet hier, diese nacheinander mit den Körnungen 80, 120 und 240 zu schleifen. Zwischen den ersten beiden Schleifgängen jeweils die Holzoberfläche mit einem feuchten (feucht, nicht nass!) abzuwischen. Das nimmt den Schleifstaub weg und stellt verbliebene Holzfasern auf.
Bei dem kleinen Holzkästchen habe ich die Oberflächen mit einem einfachen Schleifklotz von Hand geschliffen. Bei größeren Flächen empfiehlt sich natürlich der Einsatz eines Exzenterschleifers.
Nur ein hinreichend glatter Untergrund führt hier später zu einer glänzenden Holzoberfläche. Mehr dazu findet man in meinem Artikel „Exzenterschleifer richtig benutzen“ beschrieben.
Oberfläche farbig beizen
Dieser Schritt ist nur notwendig, wenn man die Holzoberfläche farbig haben möchte. In diesem Fall sollte der Deckel des kleinen Holzkästchens in einer Kontrastfarbe gestaltet werden.
Dazu wurde farbige Beize von Clou benutzt. Diese ist in vielen Farben erhältlich und wird als Pulver in kleinen Beuteln geliefert. Dieses Pulver wird in heißem Wasser aufgelöst. Dann die Lösung abkühlen lassen und fertig ist die Beize.
Der Deckel wurde damit eingepinselt und unmittelbar danach mit einem sauberen, alten Lappen wieder abgerieben. Je nach dem wie lange man die Beize einwirken lässt, kann so die Intensität der Farbe gesteuert werden. Im Zweifelsfalle zuerst an einem Abfallholz ausprobieren. Falls es zu dunkel wird, kann man diese Clou Beize auch weiter mit Wasser verdünnen.
Danach muss die gebeizte Oberfläche aber mindestens 24 Stunden trocknen, bevor weitergearbeitet wird.
Anmerkung: Den Griff hätte man eigentlich erst nach dem Beizen des Deckels montieren sollen. Da das aber nicht absehbar war, hatte ich den schon aufgeklebt, bevor der Wunsch mit dem grünen Kastendeckel geäußert wurde. Ich habe dann versucht durch Abkleben das Problem zu lösen, was aber nur bedingt gelungen ist. Die Wasserbeize ist sehr dünnflüssig und zieht in alle Ecken.
OK, rückblickend hätte man den Griff auch grün beizen sollen – aber hinterher ist mal halt immer schlauer und das Holzkästchen musste fertig werden, weil es für eine kleine Feier benötigt wurde.
Hartöl auftragen
Jetzt beginnt die eigentliche Oberflächenbehandlung um zu einer glänzenden Holzoberfläche zu kommen. Es wird ein hochwertiges Hartöl aufgetragen. Ich habe hier ein Hartöl von PNZ verwendet, weil ich dies noch in der Werkstatt hatte. Damit wird die Oberfläche satt eingestrichen. Nach einer Wartezeit von ca. 15-30 Minuten (je nach Temperatur in der Werkstatt – im warmen Sommer eher kürzer) wird das überstehende Hartöl mit einem sauberen Lappen abgewischt. (hier NICHT den Lappen nehmen mit dem vor die Beize abgewischt wurde, sonst hat man Farbschlieren auf dem Holz)
Wer näheres zum Einsatz von Hartöl wissen möchte, dem sei das Studium meines Artikel „Hartöl richtig anwenden“ empfohlen Dort ist alles im Detail beschrieben.
Je nach erforderlicher späterer Belastbarkeit der glänzenden Holzoberfläche kann man den Auftrag von Hartöl auch ein zweites Mal wiederholen. Für so ein einfaches Holzkästchen ist das aber nicht erforderlich.
Auf jeden Fall sollte die geölte Oberfläche jetzt einen Tag zum aushärten bekommen, bevor der nächste Schritt angegangen wird.
Wachsen der Oberfläche
Das richtige Wachsen der zuvor vor Hartöl behandelten Oberfäche ist der entscheidende Schritt, um zu einer wirklich glänzenden Oberfläche zu kommen. Ich empfehle hier für kleinere Projekte das Antikwachs von Clou, welches auch in kleineren Dosen zu bekommen ist.
Für das Auftragen benutze ich wieder einen sauberen Lappen. Das Hartwachs hat bei Zimmertemperatur eine Konsistenz ähnlich wie Schuhcreme.
Es kann daher einfach mit dem um einen Finger gewickelten Lappe aufgetragen werden.
Es sollte dabei eine deutlich sichtbare, stumpfe Schicht entstehen.
Wird die Holzoberfläche gegen das Licht betrachtet, sollte der Auftrag des Möbelwachses gut zu erkennen sein.
Jetzt muss das aufgetragene Wachs trocknen. Je nach Temperatur dauert dies 8 bis 24 Stunden. Danach sollte sich die Oberfläche trocken und stumpf anfühlen. Wirkt diese noch „glitschig“ ist das Wachs noch nicht trocken genug.
Auf Glanz polieren
Der letzte Schritt zur glänzenden Holzoberfläche ist das Polieren der zuvor gewachsten Oberfläche. Bei kleineren Flächen benutze ich dafür einfach etwas zusammengeknülltes Packpapier, mit denen ich die Oberflächen mit etwas Druck abreibe.
Dabei bevorzuge ich die ehr braunen Sorten, denn sind meist etwas rauer als die grauen, weicheren Packpapiere.
Wenn es sich um größere Flächen wie z.B. eine hölzerne Tischplatte handelt, kann man auch einen Exzenterschleifer mit entsprechendem Polierfilz einsetzen.
Und damit haben wir es geschafft, eine hoch glänzende Holzoberfläche zu schaffen.
Fazit
Wie man sieht, geht es auch mit einfachen Mitteln eine glänzende Holzoberfläche zu schaffen. Außer Scheifpapier, Pinsel, etwas Packpapier und Putzlappen in ausreichender Zahl ist nur ein wenig Geduld nötig, da zwischen den einzelnen Schritte immer wieder ein Trocknungsprozess abgewartet werden sollte.
Eine weitere (natürliche) Möglichkeit ist der Schellack. Sehr einfach und schnell im Auftrag und ich kann den Glanzgrad selber bestimmen. Zu einem mit der Auswahl des Schellacks (mit/ohne Wachsanteil) und zum anderen mit dem Polieren.
Das Lackieren von Oberflächen ist eine Kunst für sich! Es erfordert Geduld, Sorgfalt und die richtigen Materialien, um ein makelloses Finish zu erzielen. Vorbereitung ist der Schlüssel.