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Ausgepackt: Parkside Stechbeitel Set bei LIDL

Seit der Woche 10/23 – also seit 6. März 2023 – ist beim Discounter LIDL ein Satz Stechbeitel der Marke PARKSIDE für kleines Geld erhältlich. Und ähnlich wie beim dem Powerfix-Stechbeitelset das vor einigen Jahren bei bei LIDL erhältlich war, interessierte mich natürlich die Frage, was taugen diese Dinger von PARKSIDE aus der LIDL-Aktion vom März 2023 ?

Meine Erfahrungen mit dem Kauf von Werkzeug beim Discounter sind ja sehr durchwachsen. Neben der für gelegentlichen Einsatz recht brauchbaren Tauchsäge von Parkside gibt es leider auch immer wieder mal Totalschrott, der einfach komplett unbrauchbar ist.

Da das PARKSIDE Stechbeitel-Set für 22,99 EUR über den Ladentisch geht, ist das Risiko einer Fehlinvestition überschaubar. Daher dieser Test.

Lieferumfang

Nachdem seinerzeit die Powerfix Beitel von LIDL mit entsprechender Nacharbeit recht brauchbar waren, war ich neugierig wie es diesmal ausschaut.

Was bekommt man für sein Geld? Nun es sind insgesamt sechs Stechbeitel mit den breiten 6mm, 14mm, 18mm, 24mm, 32mm, 35mm die in einen Kunststoff-Etui mit Reißverschluß untergebracht sind. Die Schneiden der Beitel sind mit einer Kunststoffkappe geschützt.

Der Importeur dieser Stechbeitel ist übrigens wie schon bei den Powerfix-Beiteln die Firma Conmetal-Meister. Dieser Werkzeughändler ist ein Tochterunternehmen des bekannten Würth-Konzerns.

Qualität

Was kann man zur Qualität sagen? Nun, im Vergleich zu den alten Powerfix-Beiteln hat sich hier bei den PARKSIDE-Beiteln einiges zum positiven getan. Ich hatte ja seinerzeit  die dicke, hässliche Klarlackschicht beklagt, mit der die Powerfix-Beitel überzogen waren. Die Griffe hatten keine gute Haptik und auch sonst war doch erhebliche Nacharbeit nötig.

Es scheint aber jemand bei LIDL meinen Erfahrungsbericht zu den Powerfix-Beiteln gelesen zu haben, denn nahezu alle großen Kritikpunkte von damals sind bei den aktuell angebotenen PARKSIDE Beiteln behoben.

Dies gilt insbesondere für die Griffe, welche nun nicht mehr dick lackiert sind sondern geölt oder gewachst zu sein scheinen – auf jeden Fall aber eine erheblich verbesserte Haptik aufweisen.

Auch der Metallring am Ende des Griffes ist deutlich stabiler ausgeführt. Das gibt doch deutlich mehr Vertrauen da auch mal kräftiger mit dem Hammer drauf zu schlagen.

Die PARKSIDE Griffe sind jetzt aus Buchenholz gefertigt und etwas kleiner, die Powerfix Griffe sind aus Esche wie der nachfolgende Vergleich zeigt. Links der aufgearbeitete Powerfix-Beitel, rechts der neue PARKSIDE Beitel – beide male die 24mm Variante.

Die entscheidende Verbesserung sind aber die Eisen der PARKSIDE Beitel. Diese sind nun im Bereich der Angel deutlich stabiler ausgeführt als die alten Powerfix und auch im hinteren Bereich etwas dicker.

Zwar sind die Klingen der PARKSIDE Beitel aus Gründen des Rostschutzes auch lackiert, aber nur sehr dünn. Allerdings gilt es eines zu beachten: Gebrauchsfertig geschärft sind auch die neuen PARKSIDE Beitel nicht – es muss auf jeden Fall noch geschärft werden.

Das Schärfen der Beitel

Um also die Brauchbarkeit der PARKSIDE Beitel wirklich beurteilen zu können, ist war das Schärfen unumgänglich. Aufgrund der – für diese Preisklasse – guten Eisengeometrie war dies aber recht einfach zu bewerkstelligen.

Für den schnellen Schärf-Einsatz zwischendurch habe ich mir vor einiger Zeit eine kleine Schärfbox gebaut, in der alle notwendigen Utensilien enthalten sind. Der Bau und der Inhalt dieser Schärfbox ist für den interessierten Leser in einem Artikel vom März 2017 ausführlich beschrieben.

Nachfolgend zeige ich mein Vorgehen mit dem ich die PARKSIDE Beitel innerhalb kürzester Zeit in einen brauchbaren – d.h. wirklich scharfen – Zustand versetzt habe.

Noch ein Wort zu den Schleifutensilien. Wer nur Hobbyhandwerker ist und keine große Investition in Schleifsteine machen möchte, der kann seine Stechbeitel auch mit einfachem Naßschleifpapier in einen brauchbaren Zustand versetzen. Bei gelegentlichem Einsatz ein durchaus praktikables Verfahren. Allerdings verschleißt das Naßschleifpapier relativ rasch. Für den häufigeren Einsatz ist daher der Kauf eines guten Wasserschärfsteins mit zwei Körnungen sinnvoll. Empfehlenswert ist hier ein japanischer Wasserstein mit den Körnungen 1000/6000 und eine einfache Schleifführung als Schärfhilfe. Insgesamt ist bekommt man so für rund 50 EUR schon eine brauchbare Basis-Ausstattung mit der sich Stechbeitel und Hobeleisen schärfen lassen.

Spiegelseite schleifen

Erster Schritt ist das Schleifen der Spiegelseite (also der Rückseite) der Beitel. Das kann man zwar theoretisch auch entfallen lassen, so wie dies Jonas Winkler in seinem YouTube Video auch tut. Ich empfehle aber unbedingt es zu tun. Erstens weil es sehr einfach ist und auch nicht lange dauert. Zweitens weil dann das Schärfen der eigentlichen Schneide ohne starke Gratbildung auf der Rückseite erfolgt und so zu deutlich besseren Ergebnissen führt.

Um die Spiegelseite zu schelifen/polieren, lege ich einfach ein Stück Naßschleifpapier beginnend mit der Körnung 100 auf eine gerade Unterlage – hier der Deckel meiner Schärfbox – und beginne diese nach Zugabe von reichlich Wasser mit etwas Küchenreiniger in kreisenden Bewegungen zu schleifen.

Es wird nacheinander mit Körung 100, 180, 400 und 1000 der vordere Bereich des Beitels plan geschliffen bis sich hier eine glatte, spiegelnde Fläche gebildet hat. Es genügt dabei, wenn dies auf den ersten 2-3mm der Klinge der Fall ist.

Da die PARKSIDE Eisen zwar recht grob, aber dennoch ohne allzu große Wellen und Winkelabweichungen geschliffen sind, ist dieses Schleifen der Spiegelseite pro Beitel innerhalb weniger Minuten zu bewerkstelligen.

Hier ein Blick auf die Schneidengeometrie im Gegenlicht. Die Schneiden sind hier ab Werk gut winklig geschliffen, selbst beim 35mm breiten Beitel.

 

Schärfen der Schneide

Der zweite Schritt ist das Schärfen der Schneide. Dies kann man mit etwas Übung durchaus auch Freihand machen. Für den Anfänger empfehle ich aber den Einsatz einer preiswerten Schleifhilfe.

Mit Hilfe eines Anschlages kann der Winkel der Schneide gewählt werden. Dies sind bei einem Stechbeitel üblicherweise ca. 25 Grad. Und weil ich immer wieder danach gefragt werde: Die Abstände der Anschläge dieser Anschlaghilfe für den entsprechenden Winkel sind an der Seite der Schleifhilfe in winziger Schrift eingraviert.

Aber Achtung: Bevor man mit diesen PARKSIDE Beiteln auf den Wasserstein geht, empfehle ich einmal kurz auf 180er Naßschleifpapier einige Züge zu machen, um die Lacksicht von der Klinge zu entfernen.  Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Lackpartikel den Schleifstein verunreinigen und dieser dann ungleichmäßig schleift.

Es werden zunächst mit Körnung 1000 ca. 12-15 Züge auf dem gut gewässerten Schleifstein gemacht. Anschließend wird dieser umgedreht und es werden wieder ca. 10-12 Züge auf der Seite mit Körnung 6000 gemacht.

Anschließend kann man einen kurzen Test machen, wie scharf die Klinge ist. Hierzu empfehle ich ein Stück Nadelholz an der Stirnseite zu bearbeiten.

Wer es ganz perfekt machen möchte, der poliert die Schneide zum Schluß noch auf einem Abziehleder das mit grüner Polierpaste getränkt wurde. Das Ergebnis ist eine spiegelnde Schneide die ihre Schärfe auch spürbar länger behält.

Wer keinen Schleifstein hat, der kann wie beschrieben auch mit Naßschleifpapier der Körnungen 400 / 1000 und – wenn vorhanden – 2000 seine Beitel schärfen.

Gerade die beiden breiten Beitel eigenen sich übrigens hervorragend das Schärfen der Schneide einmal Freihand zu versuchen. Durch die breite Klinge ist der richtige Winkel einfach zu erfassen, in dem der Beitel geführt werden muss.

Hier der Vergleich zwischen zwei Beiteln. Der rechte Beitel ist mit Naßschleifpapier geschärft, der linke mit einem japanischen Wasserstein.

Die erreichte Schärfe ist nahezu gleich mit leichtem Vorteil für den mit dem Wasserstein geschärften Beitel. Nach dem Polieren mit dem Abziehleder sind beide Beitel in Punkto Schärfen kaum mehr zu unterscheiden.

Mein Fazit

Das Stechbeitel Set von PARKSIDE ist qualitativ ein deutlicher Schritt nach vorn in Vergleich zu den Powerfix Beiteln. Dabei ist das Schärfen nach wie vor eine Pflichtaufgabe, bevor das Arbeiten mit diesen Werkzeugen Spaß macht. Dank der recht guten Eisengeometrie ist das aber recht schnell zu erledigen. (Dass das Schärfen vor Gebrauch Pflicht ist gilt allerdings auch für 98% aller deutlich teureren Marken-Stechbeitel)

Die Eisen der Stemmeisen sind recht sauber gearbeitet (zumindest von dem Set das ich gekauft habe) und die Griffe liegen recht angenehm in der Hand. Jeder der seine Holzwerkstatt um ein paar preiswerte Stechbeitel – gerade auch mit größeren Breiten wie 32mm und 35mm – ergänzen will, der darf hier in meinen Augen bei LIDL zugreifen.

Wer hat noch diese PARKSIDE Stechbeitel gekauft und möchte darüber etwas sagen? Ich freue mich auf entsprechende Kommentare.

3 Kommentare zu “Ausgepackt: Parkside Stechbeitel Set bei LIDL

  1. Rudi Peters

    Schade, scheinen online nicht mehr verfügbar zu sein. Trotzdem danke für die Infos

  2. Thomas Ristow

    sehr guter Beitrag, habe gelegentlich mit Holz zu tun.
    habe mit das Stechbeitelset bestellt, sehr gut ist deine Schärfanleitung…Danke

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