Hier mal wieder ein Bericht für die Heimwerker unter meinen Lesern. Ein Spülbecken in eine Küchenplatte passgenau einlassen. Und ja, theoretisch ist das ganz einfach, in der Praxis kann dabei aber eine ganze Menge schief gehen. Und schlimmstenfalls ist die Küchenplatte vermurkst und es muss eine neue gekauft werden. Soweit wollen wir aber erst gar nicht kommen lassen.
Die Ausgangslage
In einer (heutzutage üblichen) kleinen Großstadtwohnung soll eine Küchenecke eingebaut werden. Dazu muss das Spülbecken in einer kleinen Nische montiert werden. Die vorgesehene Lösung: Eine kleine Küchenarbeitsplatte mit einen Spülbecken und einem Wasserhahn. Als kleine Erschwernis: Der Kühlschrank muss auch in diese Nische – und zwar unter die Arbeitsplatte.
Nach dem Ausmessen der baulichen Gegebenheiten ergab sich folgendes Bild:
Des kann also nur ein recht kleines Spülbecken installiert werden. So etwas wurde dann auch im örtlichen Baumarkt gefunden, sogar mit einer Dokumentation der Maße.
Allerdings ist die Realität mitunter eine andere. Wir haben daher beschlossen, zunächst eine Pappschablone zu erstellen. Damit können wir die Maße der Aussparung prüfen, bevor die Küchenplatte ausgesägt wird.
Erstellung der 1:1 Schablone
Die Spüle wird umgedreht auf einen stabilen Pappkarton gelegt und der Umriss wird angezeichnet. Anschließend wird parallel zum Umriss um ca. 15mm nach innen versetzt eine zweite Linie gezeichnet. Dies ist die Schnittlinie, entlang der die Öffnung in den Karton geschnitten wird. Dabei hat sich das Stanley Handwerker-Messer wieder einmal bestens bewährt.
Wie erwartet passt es nicht ganz. Also wurde die Schablone an den Aufrundungen noch etwas nachgearbeitet bis alles perfekt war.
Diese Kartonschabone wird nun auf der Unterseite der Arbeitsplatte spiegelverkehrt ausgerichtet. Warum Spiegelverkehrt? Weil wir uns ja mit der Bearbeitungsfläche um 180 Grad gedreht haben. Und damit in der Hitze des Gefechts nicht schief geht, werden die Vorderkante und die Hinterkante auf er Unterseite der Arbeitsplatte auch deutlich markiert.
Ebenso wird der Bereich markiert, an dem ausgesägt wird.
Nächster Schritt: Eine 10mm Pilotbohrung für das ansetzen des Stichsägeblattes. Dabei konnte auch gleich geprüft werden, ob es Probleme mit dem Ausreißen der Beschichtung der Küchenplatte gibt. Das war aber glücklicherweise nicht der Fall.
Mit der DeWalt Stichsäge und einem Stichsägeblatt für Spanplatten wurde die Aussparung ausgeschnitten.
Zu guter Letzt wurden die Schnittkanten noch mit der kleinen Makita Oberfräse abgerundet. Dieser Arbeitsschritt ist zwar nicht zwingend nötig, aber die Handhabung der Küchenplatte beim Einbau ist so doch deutlich angenehmer.
Bei der folgenden ersten Probe des Spülbeckens passte alles wie erwartet, lediglich an einer Ecke musst ein wenig nachgearbeitet werden, da ich dort etwas zu weit von der Sägelinie abgewichen war.
Beim Anlegen der Halteklammer dann aber große Verwunderung. Die Klammern schienen viel zu kurz zu sein. Eine schnelle Recherche im Internet zeigt dann aber dass man lediglich das Kunststoffteil mit der Spannschraube auseinanderziehen muss, damit alles passt.
Also alles in Ordnung.
Das Loch für den Wasserhahn wurde mit der FEIN-Bohrmaschine und dem FAMAG Bohrständer gebohrt, damit das Loch auch wirklich senkrecht wird.
Bei Bohrvorgang ging es aber plötzlich nicht weiter. Der Bohrer wollte einfach nicht weiter ins Material gehen. Auch mit erheblichem Druck wollte der Bohrer nicht weiter bohren. Was war los? Der gute FAMAG-Bohrer stumpf?
Nein, eine der Klemmen zum fixieren des Bohrständers war falsch platziert – es kam zu Kollision mit der Führung des Bohrständers. Nun ja – Klemme neu platziert und schon war auch das Loch fertig gebohrt.
Um die Küchenplatte später an die Wand schrauben zu können und damit diese etwas mehr Auflagefläche hat, wurden an zwei Seiten noch 40x40mm Kanthölzer von unten an die Küchenplatte geschraubt.
Die horizontale Löcher für die Schrauben zur Montage an die Wand wurden vor dem Verschrauben in die Kanthölzer gebohrt.
Zum Verschrauben mit der Wand kommen SPAX 5×100 Schrauben mit Teilgewinde zum Einsatz. So ist sichergestellt dass die Dübel auch zuverlässig aufpelzen, wenn die Schraube angezogen wird.
Hier nur die Anmerkung dass ich immer wieder erlebe, dass viel zu kurze Schrauben beim Befestigen mit Dübeln wendet werden. Sind dringen die Schrauben nicht durch den Dübel hindurch, so wird dieser nicht zusammengezogen sondern nur ausgeweitet. Das hält zwar auch, ist aber bei weitem nicht so belastbar wie ein aufgepelzter Dübel. Gerade bei der Wandmontage von relativ hoch belasteten Teilen wie so einer Küchenplatte ist aber eine möglichst hohe Belastbarkeit anzustreben.
Damit ist alles bereit für den Einbau der Küchenplatten mit Spüle in der kleinen Großstadtwohnung.
Hier noch ein Bild vom fertigen Einbau von der Küchenplatte und Spüle:
Alles passt. Der Wasserhahn hätte aber näher an das Spülbecken montiert werden sollen.
Aber gut – hinterher ist man immer schlauer. 😉
Hallo,
mit welcher Software wurde denn die Zeichnung nach dem Satz „Nach dem Ausmessen der baulichen Gegebenheiten ergab sich folgendes Bild:“ erstellt?
Das sieht sehr übersichtlich aus und so etwas man immer gut gebrauchen.
Gruß
Udo
Hallo Udo,
solche 2D-Zeichnungen mache ich immer mit QCAD – ein preiswertes und einfach zu bedienendes 2D-CAD Programm. Das kann ich nur empfehlen – zudem läuft es auf Windows, MAC und auch LINUX.
Was ein genialer Trick mit der Kartonschablone. Hätte ich den mal vor etwa 1 Jahr gehabt. Ich musste leider eine neue Arbeitsplatte kaufen, weil der angeblich erfahrene Freund meines Schwiedervaters ordentlich Mist gebaut hat.
Die verschnittene Platte passte aber zum Glück noch auf die gegenüberliegende Seite als kleiner Esstisch.