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Einhandzwingen im Vergleich – Wolfcraft vs. Bessey

Einhandzwingen sind meiner Meinung nach in der Holzwerkstatt das Mittel der Wahl – vor allem wenn man ohne Helfer alleine arbeitet. Ich selbst benutze seit vielen Jahren die Einhandzwingen von Wolfcraft in den verschiedensten Größen. Nun hatte ich vor einiger Zeit ein Set Einhandzwingen von BESSEY geschenkt bekommen. Dies nehme ich zum Anlass, einen persönlichen und daher wohl subjektiven Vergleich zu machen.

BESSEY Zwingenset EZM

Ich habe hier das BESSEY Zwingenset EZM geschenkt bekommen. Es beinhaltet vier Einhandzwingen – jeweils zwei Stück mit einer maximalen Spannweite von 300mm und von 150mm.

Diese beiden Größen sind recht universell einsetzbar, stellen also eine praxisgerechte Auswahl dar.

Die ausgepackten Zwingen machen einen guten Eindruck. Die Griffe haben eine angenehme Haptik und sind ohne Grate oder scharfe Kanten. Die Spannbacken sitzen fest ohne zu wackeln und auch sonst ist die Verarbeitung makellos.

BESSEY vs Wolfcraft

Im folgenden vergleiche ich nun die BESSEY EZL 30-8 mit der Wolfcraft EHZ 65-300 pro, welche ich schon seit vielen Jahren im Einsatz habe.

Beide Zwingen haben eine nominale Spannweite von 300mm und bieten sich daher für einen direkten Vergleich an. Also gleich mal das Maßband angelegt.

Hier zeigt sich, dass die BESSEY Zwinge eine tatsächliche Spannweite von 306mm hat. Das hat wohl seinen Grund darin, dass diese BESSEY Zwinge in USA als 12″ Zwinge verkauft wird – und 12″ sind eben 305mm.
Die Wolfcraft Zwinge öffnet sich wie angegeben auf 300mm.

Ein weiterer entscheidender Parameter ist die Ausladung der Spannbacken. Hier hat die BESSEY Zwinge die Nase vor – die Ausladung beträgt 80mm gegenüber nur 65mm bei der Wolfcraft. Allerdings sind die Auflagen anders geformt.
Die Auflagen der BESSEY Zwingen sind quadratisch und relativ klein mit einer Kreuzkerbe.

Die Auflagen der Wolfcraft Zwingen sind vollfächig und gehen bis an die Schiene heran. Die Auflage hat eine Kerbe in Längsrichtung, was zum spannen runder Werkstücke ausreichend ist.

Anmerkung: Die größeren Zwingen der EHZ100 Serie von Wolfcraft haben ebenfalls eine Kreuzkerbe in der Auflage. Warum es die kleineren 65er Zwingen nicht haben. erschließt sich mir hier leider nicht.

Das zentrale Teil zum komfortablen Benutzen einer Einhandzwinge ist der Handgriff mit dem Spannmechanismus. Hier unterscheiden sich die beiden Modelle grundlegend.

Die BESSEY Zwingen haben einen Handhebel zum Anziehen, der nach vorne gerichtet ist. Diese wird mit dem Handballen gedrückt und damit zieht sich die Zwinge zusammen. Ein kleiner roter Hebel zwischen den beiden Griffstücken dient zum lösen der gespannten Zwinge.

Eine Funktion um die Zwinge mit einer Hand zu schrittweise zu öffnen ist bei den BESSEY Zwingen nicht vorhanden.

Ganz anders das Konzept des Spannmechanismus an der Wolfcraft Zwinge. Hier ruht der Griff der Zwinge im Handballen und die Hebel werden mit den Fingern bedient. Der große Hebel dient zum Schließen/Spannen der Zwinge, der kleine gelbe Hebel dient zum Lösen/Öffnen der Zwinge. Man kann also wahlweise die Zwinge einhändig öffnen oder schließen ohne die Hand vom Handgriff nehmen zu müssen.

In meinen Augen ein zentraler Vorteil der Wolfcraft Zwingen, welcher in meinen Augen die Benutzung der Wolfcraft Einhandzwingen deutlich komfortabler macht.

Bei beiden Fabrikanten kann der vordere Haltebügel abgenommen und umgedreht am anderen Ende wieder aufgesteckt werden.

So lassen sich die Zwingen bei Bedarf auch zum spreizen einsetzen.

Die Spannkraft der BESSEY EZL 30-8 ist mit 125kg angegeben, die Wolfcraft EHZ 65-300 pro kommt hier „nur“ auf 90kg. Das ist in meinen Augen für das normale Holzwerken jedoch unerheblich, da solch große Kräfte in der Regel gar nicht gebraucht werden. Ja, es gibt Sonderfälle wie das Laminieren stark gebogener Holzteile, aber wie häufig ist das?

Praktischer Einsatz

Der zentrale Unterschied bei diese beiden Fabrikaten: Beim Betätigen der BESSEY Zwingen wird dort der Handgriff in Richtung Werkstück bewegt, bei Wolfcraft hingegen wird der Bügel mit der Spannbacke zum Handgriff herangezogen.

Das mag auf den ersten Blick irrelevant erscheinen, zeigt sich in der praktischen Anwendung aber schnell als entscheidend für den einhändigen Einsatz.

Während man bei den Wolfcraft Zwingen den Spannmechanismus mit der Hand gegen das Werkstück drückt und das Bestätigen des Handgriffe die vordere Spannbacke heranzieht, ist dies bei den BESSEY Zwingen genau anders herum.

Hier muß man die Zwinge zu sich heranziehen und mit dem Drücken des Handgriffes bewegt sich der Spannmechanismus in Richtung Werkstück. Das macht für mich die BESSEY Zwingen deutlich unkomfortabler in der einhändigen Anwendung.

Mein Fazit

Beide Zwingenfabrikate sind von hoher Qualität – die Verarbeitung ist als makellos zu bezeichnen. Kein Vergleich mit den Einfach-Einhandzwingen von ALDI oder Lidl.
Auch preislich sind die Unterschiede zwischen den beiden Herstellern eher gering – allerdings mit leichten Vorteilen für BESSEY. Deren Einhandzwingen werden in Fernost hergestellt, die Wolfcraft Zwingen werden in Europa gefertigt.

Der entscheidende Unterschied ist aber die echte, einhändige Bedienung. Hier hat  in meinen Augen Wolfcraft mit dem überlegenen Zwei-Hebel- Bedienteil deutlich die Nase vorn.

Oder ist das nur eine Frage der Gewohnheit? Was denken meine Leser?

 

Das vorgestellte BESSEY Set:

Die vorgestellte Wolfcraft Zwinge:

6 Kommentare zu “Einhandzwingen im Vergleich – Wolfcraft vs. Bessey

  1. Hab beide Zwingen finde die Wolfkraft auch besser sie hat auch eine Größere Auflagefläche,ganz abgesehen vom Preis

  2. Ich kenne nur die Wolfcraft: Finde sie insgesamt sehr gut, allerdings stören mich zwei Aspekte:
    – es passiert leider (zu) oft, dass der Spannmechanismus nicht greift bzw. erst nach verschieben des Griffes
    – die Zwingen greifen an den Spitzen viel stärker/früher – das scheint mir eine etwas verschiebende Kraft zu erzeugen. Vllt aber auch “works as designed”?

    Danke für den Vergleich.

    • Wenn der Spannmechnismus nicht greift sind die Führungen verschmutzt oder verölt. Einfach mal mit dem Lappen und Silikonentferner oder etwas Aceton reinigen – das wirkt Wunder.

  3. Meyer B.

    Ein Vorteil der Wolfcraft-Zwingen sind die 10 Jahre Garantie, die der Hersteller darauf gibt.
    Bei Bessey habe ich diesbezüglich keine Info gefunden.

  4. Ich hatte Mal Zwingen von Wolfcraft, die sind aber nach Recht kurzer Zeit kaputt gegangen. Bloß was nützt mir eine Garantie wenn das immer und immer wieder passiert. Ich bin dann umgestiegen auf Workpro. Die halten nun seit mehr als 3 Jahren.
    Meist verwende ich sie bei Metall und Schweißarbeiten, hin und wieder beim Holz, wenn ich Platten mit ner Säbel oder Kettensäge zurechtschneide.
    Wahrscheinlich kommen die Workpro mit dem starken Verzug beim Metallbau besser zurecht als die Wolfcraft, oder ich habe einfach nur ein paar Montagsmodelle erwischt.

    • Ich denke für den Einsatz beim Schweißen sind die Wolfcraft nicht gemacht. Da würde ich immer zu Metallzwingen greifen.

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