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Der China-Dübelschneider – ein Erfahrungsbericht

Der eine oder andere Holzwerker hat ihn sicherlich schon irgendwo gesehen: Der schicke rote Dübelschneider – Made in China. Und wenn man das hört, kommt natürlich sofort die Frage auf: Was taugt das Teil?  Nun, hier mein Erfahrungsbericht.

Lieferumfang

Der Dübelschneider ist bei verschiedenen Anbietern zu bekommen – so. u.a. bei Amazon oder aber z.B. auch bei Konterholz – dem Online-Shop vom YouTuber Phillip Konter. Die Preise schwanken und aktuell (Stand Dezember 2023) wird dieser rote Dübelschneider für Preise zwischen 35-45 EUR angeboten.

Ich habe meinen Dübelschneider zusammen mit anderem Dingen für meine Werkstatt bei Amazon bestellt. Dort wird dieser Dübelschneider allerdings von verschiedenen Importeuren in leicht unterschiedlicher Ausstattung angeboten – also Augen auf!

Geliefert wird das Teil in einer unspektakulären braunen Pappschachtel – gut verpackt. Der Lieferumfang umfasst den Grundkörper des Dübelschneider, den verstellbaren Schneidenhalter und die passenden Torx und Inbus-Schnlüssel, um alle Schrauben anziehen bzw. lösen zu können.

Eine erste Inspektion zeugt von einer hohen Verarbeitungsqualität aller Teile. Alles passt exakt, alles ist im Winkel, keine schlampig gearbeiteten Oberflächen.

Wie an den Aufdrucken erkennbar können damit Dübel in den Durchmessern 8, 9, 10, 12, 15, 16, 18 und 20mm hergestellt werden.
Ein wichtiges Teil fehlt jedoch. Eine Bedienungsanleitung! Und das ist wohl auch der Grund, warum einige Holzwerker wie z.B. auch Jonas Winkler in seinem Video dieses Teil als unbrauchbar darstellen. Wenn man jedoch beim Einsatz dieses Dübelschneiders ein paar Details beachtet, kann man hier sehr wohl brauchbare Resultate erhalten.

Erster Einsatz

Die ersten Versuche mit dem Dübelschneider entsprechende Rundstäbe anzufertigen waren auch bei mir nicht wirklich erfolgreich. Ich hatte hier einfach ein paar quadratische Leisten 18x18mm aus Buchenholz bzw. Kiefernholz zugesägt. Die Befestigung im Akkuschrauber erfolgte über Stockschrauben die ich in die Stirnseiten eingedreht hatte.

Das vordere Ende des Rohlings wurde mit dem Beitel ein wenig angespitzt. Als Antrieb kommt ein BOSCH Akkuschrauber GSR-18-55 zum Einsatz, der hier über eine Stockschraube verbunden wird. Ein 18V Gerät ist nötig, denn es wird schon ein wenig Drehmoment benötigt. Die im Möbelbau üblichen kleinen 12V-Akkuschrauber sind da eindeutig überfordert.

Das erste Ergebnis  war allerdings sehr ernüchternd. Schon nach wenigen Zentimetern verklemmte der Rohling aus Kiefernholz im Dübelschneider und er ließ sich nicht mehr drehen. Auch das Ergebnis das hinten aus dem Dübelschneider kam war sehr bescheiden. Voller Risse und mit einer sehr rauen Oberfläche.


Was war aber die Ursache? Denn das war völlig konträr zu dem was man in verschiedenen Werbe-Videos zu diesem Dübelschneider sehen kann. Die Antwort liefert eine genauere Betrachtung der Schneidengeometrie des Schneidkopfes.

Wie man in dieser Aufnahme erkennen kann, wird der Rohling gegen zwei Schneiden eines Schneidplättchens geführt. Zum einen eine Schneide die parallel zur Drehachse des Rohlings verläuft, zum anderen eine Schneide im rechten Winkle dazu, die an der Vorderseite das überstehende Material abnehmen soll.

Ist nun der Querschnitt des Rohlings zu groß, so baut sich an den Ecken ein Materialberg auf, welche dann von der vorderen Schneide nicht mehr bewältigt werden kann.

Einsatz des Dübelschneiders

Um diesen Dübelschneider erfolgreich einzusetzen, gilt es daher die folgenden Punkte zu beachten:
Die verwendeten Rohlinge sollten idealerweise abgerundete Kanten haben. Das Übermaß des Rohmaterial sollte 2-2,5 mm nicht übersteigen. So sollte bei einem 12 mm Dübel das Rohmaterial nicht größer als 14 – 1 mm sein.

Die beste Methode um das Dübelmaterial am Akkuschrauber zu befestigen, ist das Einschlagen des Rohlings in eine Sechskant-Nuss aus dem Ratschenkasten. Diese wird dann mit einer passenden Vierkant-Aufnahme am Akkuschraubrer aufgesteckt.

Auf diese Art und Weise hat man eine formschlüssige Verbindung um die Kräfte des Akkuschraubers entsprechend auf den Rohling übertragen zu können.

Zum Antreiben des Rohlings wird wie oben beschrieben ein ausreichend starker Akkuschrauber gebraucht. Ich habe hier mit einen BOSCH GSP 18-55 Akkuschrauber mit 18 V Akku zurückgegriffen und mit recht hoher Drehzahl bei moderatem Vorschub gearbeitet.

Die Maßhaltigkeit der resultierenden Dübel ist gut – sie lag bei mir im Bereich von +0,2 bis +0,3 mm – also mit leichtem Übermaß.

Hier ein Blick auf die erzielte Oberfläche bei einem 15mm Buchenholzdübel. Für den Einsatz als Vrbindungselement sind diese Dübel durchaus geeignet.

Allerding sind Weichhölzer eher ungeeignet, weil es aufgrund der Schneidengeometrie relativ leicht zu Ausrißen kommt. Harthölzer wie Buche, Ahorn, Walnuss funktionieren sehr gut.

Grenzen des Dübelschneiders

Dieser Dübelschenider hat natürlich auch seine Grenzen. Dies liegt wie beschrieben an der Schneidengeometrie des verwendeten Schneidplättchen. Eine weitere Folge davon: Die Vorrichtung wird im Betrieb sehr heiß und man kann sich hier wunderbar die Finger verbrennen.

Ein weiteres Problem: Wenn die Vorrichtung zu heiß wird neigt das Holz zum klemmen. Dann hilft nur noch den rotierenden Block mit dem Schneideplattchen zu entfernen und den Dübel im Rückwärtsgang langsam wieder heraus zu drehen.

Und ganz wichtig für ein erfolgreichen Einsatz dieses Dübelschneiders: Die Vorrichtung muss unbedingt auf eine wirklich stabile Platte montiert werden, da die auftretenden Kräfte beim schneiden der Rund Stäbe ganz gewaltig sind.

Ich habe hier ein Reststück einer 21mm Siebdruckplatte verwendet, auf welche der Dübelschneider mit 3 SPAX Schrauben 4x25mm aufgeschraubt ist.

Mein Fazit

Der hier getestete Dübelschneider hinterlässt einen leicht zwiespältigen Eindruck, Grundsätzlich erfüllt er seinen Zweck zum Herstellen von runden Holzstäben in verschiedenen Durchmessern durchaus, vorausgesetzt man bedient diesen richtig. Auch sind die erzeugten Dübel von guter Maßhaltigkeit. Dank des austauschbaren Schneidplättchens kann man dieses Gerät jedem Holzwerker empfehlen, der keine Lust und keine Muße hat, irgendwelche Schneiden zu schärfen. Wenn das Plättchen stumpf geworden ist, kann man es einfach austauschen. Ersatzschneiden für den Dübelschneider sind problemlos zu bekommen.

Andererseits ist dieser Dübelschneider eigentlich nur für Hartholz geeignet und auch in die Vorbereitung der Rohlinge muss etwas Sorgfalt investiert werden.

Ob sich die Anschaffung dieses Dübelschneiders lohnt, muss jeder selbst für sich entscheiden. Hier gilt es zu fragen wozu möchte ich die mit dieser Vorrichtung erzeugten Dübel verwenden? Wenn ich diese Stäbe für Zierzwecke haben möchte, ist das sicherlich nicht unbedingt das optimale Werkzeug. Wenn ich aber Dübel erzeugen möchte, mit denen ich zum Beispiel Holzteile konstruktiv miteinander verbinden will oder aber Bohrlöcher verstopfen, dann ist dieser Dübelschneider durchaus eine Überlegung wert.

Wenn man nur Stäbe mit einem einzelnen Durchmesser benötigt, keine großen Ansprüche an die Maßhaltigkeit stellt und über einen scharfen Stechbeitel mit ausreichend breiter Schneider verfügt, kann man so einen Dübelschneider auch recht einfach selbst bauen. Entsprechende Videos sind auf YouTube zahlreich zu finden.

 

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