Grundlagenwissen Möbelbau Schrankbau

Kleiner Vorratsschrank (Teil3) – Topf-Scharniere

In diesem Teil des Bauberichtes zum kleinen Vorratsschrank beschreibe ich den Einbau der Topfscharniere in den bestehenden Korpus. Der Einbau von Topfscharnieren ist eigentlich recht einfach, wenn man die dafür nötigen Kniffe kennt.

Die Bohrschablone

Der Schlüssel zur eInfachen Montage von Topfscharnieren ist die Verwendung einer entsprechenden Bohrschablone. Ich verwende hier die Hettich MultiBlue Bohrschablone – einfaches und preiswertes Hilfsmittel, das keine großen Investitionen erfordert.

Aus Gründen der Praktikabilität empfehle ich hier immer mehrere – wenigstens aber ein Paar – dieser Schablonen zu kaufen, denn das beschleunigt das Arbeiten doch ganz erheblich.

Die Tür wird am Korpus ausgerichtet und überall da, wo ein Scharnier gesetzt werden soll, platziere ich eine der Hettich MultiBlue Schablonen.

Um die Positionen der Bohrungen zu markieren und gleichzeitig die Schablonen vor dem vorrutschen zu sichern, schlage ich kleine Nägel ein

Wichtig dabei ist es, die richtigen Löcher zu verwenden. Die Borhschablone kann nämlich sowohl für die Topfscharnieren mit 35mm Topfdurchmesseer  (das ist die „normale“ Größe) als auch für die kleineren Topfscharniere mit 26mm Topfdurchmesser genutzt werden.

Für diesen kleinen Vorratsschrank benutze ich die 35mm Topfscharniere, da ich hiervon noch Scharniere und Scharnierplatten von vorherigen Projekten übrig habe.

Nachdem an allen Scharnierpositionen die Bohrschablonen entsprechend platziert sind, werden die Nägel wieder herausgezogen. Das Ergebnis sind exakte positionierte Bohrpunkte sowohl am Korpus als auch an der Tür.

Für das Topfscharnier wird in das Türblatt eine 35mm Bohrung eingebracht. Die Bohrung ist dabei übrigens genauso tief auszuführen wie der Bohrer hoch ist. Wenn die Oberseite des FAMAG Bormax Forstnerbohrer mit der Oberseite bündig ist, ist das Loch tief genug.

Ergänzende Anmerkung dazu: Die Bohrung für 35mm Topfscharniere muss in der Regel 13mm tief sein.

Die seitlichen Bohrungen für die Flansche der Topfscharniere bohre ich hier nicht, da ich das Topfscharnier später mit 3,5×17 mm Senkkopfschrauben befestigen werde.

Für die Befestigung der Montageplatte im Korpus sind 5mm Bohrungen erforderlich. Um hier die Löcher mit der richigen Tiefe von 10mm zu bohren, verwende ich den Festool Zentrierbohrer ZB HS D5 für den Möbelbau.  Und ja, dieser Zentrierbohrer mit Tiefenanschlag ist nicht gerade billig, aber er ist in Qualität und Leistung in meinen Augen nach wie vor unerreicht.

Damit werden die 5mm Löcher im Korpus gebohrt. Dort werden dann die Montageplatten mit den entsprechenden Möbelschrauben verschraubt.

Es folgt die Passprobe der Scharniere. Wenn man zuvor bei der Positionierung der Hettich Bohrschablonen sauber gearbeitet hat, passt alles ganz exakt.

Wenn dem jedoch nicht so ist, dann ist das aber auch kein Grund zur Panik. Moderne Topfscharniere bieten eine Menge Einstellmöglichkeiten mit denen man eventuelle Ungenauigkeiten (in gewisse Grenzen) kompensieren kann.

Dazu mehr in einem späteren Artikel dieser Serie, wenn die Tür endgültig montiert wird.

Zum Abschluß dieser Bauphase werden noch die Löcher für die Fachbodenträger gebohrt. Dazu wird mit Hilfe eines Reststückes und einem Meterstab die Position der Fachböden im Korpus festgelegt. Die Positionen werden auf der Leiste markiert, ebenso die Seite für den Anschlag.

Dann wird mit einem 8mm Bohrer ein Loch in diese Hilfsleiste gebohrt. Dort kann der zuvor schon verwendete Festool Zentrierbohrer mit Tiefenanschlag einsteckt und auf dieser Weise wiederholgenau positioniert werden.

Jetzt wird diese Hilfsleiste als Anschlag benutzt, um die 5mm Löcher für die Fachbodenträger zu bohren. Dazu wird diese Leiste jeweils vorn und hinten an die Ober- und Untrseite des Korpus angelegt und das jeweilige Loch gebohrt.

Es kommen hier die bewährten 5mm Fachbodenträger aus Metall zum Einsatz. Diese sind preiswert in 100er Packungen zu bekommen und haben sich bei mir in zahlreichen Projekten wie z.B. der großen Schrankwand sehr bewährt.

Damit sind die wichtigsten Arbeiten am Korpus abgeschlossen. Im nächsten Bauschritt geht es um die Gestaltung der Frontseite der Schranktür.

Hier will ich etwas Neues ausprobieren um diesen Schrank auch optisch zu einem Hingucker zu machen.

Fortsetzung folgt.

4 Kommentare zu “Kleiner Vorratsschrank (Teil3) – Topf-Scharniere

  1. Hallo Wolfram, welche mindeststärke muss denn die Front haben? Ich hab mich jetzt zum ersten Mal an Topfscharniere versucht. Bei einer 21mm Stärke kam leider die Spitze des Bohrmax leicht auf der anderen Seite raus.
    Danke für deinen Blog und Grüße
    Markus

    • Hallo Markus, normalerweise reichen 18mm – wenn man fräst gehen sogar 15mm. Die Topfbohrungen müssen nach Norm „nur“ 13mm tief sein.

  2. Ein hoch interessanter Artikel, weil ich versuche, mich bei diesem Thema seit 10 Jahren zu verbessern. So, wie hier beschrieben, mache ich es schon länger nicht mehr.

    Die Hettich Schablone ist im Grunde des beste Lösung. Kostet nichts und ist schnell eingesetzt. Das Problem, das diese Schablone nicht berücksichtigt ist, das der Klappmechanismus des Topfschanieres so gut wie nie wirklich rechtwinklig zum Topf ist. Damit „verprasst“ man sich die Einstellmöglichkeit schon beim ersten Zusammenbau.

    Den Sinn der EURO Schrauben habe ich bis heute nicht erkannt. Eine Tür wird mit 4 Schrauben befestigt, die einen Durchmesser haben, mit dem man den ganzen Schrank problemlos samt Inhalt aufhängen könnte. Wenn man die Schrauben ordnungsgemäß vorbohrt und dann in Buchenholz eindreht, sind die Köpfe der Schrauben versaut und man hat vermutlch ein Karpaltunnel Syndrom in der Hand.
    Ich benutze nur noch einfache Holzschrauben mit Torx Kopf.

    Ich habe mir vor 10 Jahren zwei Schablonen gebau. Eine für die 35mm Bohrung, die andere Schablone für die EURO Schrauben. Die Schablonen kann ich von links und rechts anlegen. Die Ungenauigkeit liegt bei 0,1mm. Gepasst habe die Bohrungen eigentlich immer nur so gerade noch.

    Inzwischen verfahre ich nur noch wie folgt:
    – 35mm Bohrung mit meiner Schablone bohren.
    – Bohrungen für die Töpfe mit Schanierbohrern vorbohren und verschrauben.
    – Tür vor den Körper schieben, ausrichten und eine 2mm Leiste dazwischen legen.
    – Die passenden Stellen für die EURO Schrauben nach Augenmaß anzeichnen
    – Die Stellen für die EURO Schrauben mit einem 2-3mm „etwas“ vorbohren.
    – Anstelle der Euroschrauben 4mm Holzschrauben benutzen.

    • Gute Beschreibung. Ich habe da auch Schablonen für die Oberfräse gebaut, aber wenn der Korpus schon verleimt ist und die Platzverhältnisse beengt, wie in diesem Projekt, dann sind die HETTICH BLUB die bessere Wahl. Mehr dazu in meinem großen Baubericht Schrankbau im System32

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