Handarbeit Projekte

Ein Inkle-Loom fürs Bandweben selbstgebaut

Bandwebstuhl

Meine Tochter möchte das Bandweben ausprobieren. Und dazu braucht es einen Inkle-Loom – zu deutsch „Bandwebstuhl“. Sowas kann man kaufen oder aber selber bauen, was mit wenig Aufwand an einem Nachmittag zu bewältigen ist.

Ein Inkle-Loom besteht aus einem Rahmen und etlichen Querhölzern über die das Garn für das Band geführt wird. Es gibt einige Bauanleitungen im Netz, aber meine Tochter hatte da so ihre eigenen Vorstellungen.

Der Bauplan

Hier folgt die Konstruktionsskizze mit allen wichtigen Maßen:

Konstruktionszeichnung

So ein „Spontanprojekt“ hängt natürlich ein wenig von den in der Werkstatt vorrätigen Materialien ab.

Der Rahmenbau

Da für den Rahmen ein etwas stabileres Material gewünscht war, haben wir uns für ein paar Reststücke von 21mm starker Siebdruckplatte entschieden.


Der Zuschnitt war auf der Kreissäge fix gemacht. Die beiden vertikalen Träger wurden mit 10er Domino-Dübeln befestigt.

Natürlich hätte man das ganze mit einer Überblattung oder einfach mit Taschenschrauben anschrauben oder auch aus einer ganzen Platte aussägen können. Aber hier war eben das verfügbare Material der ausschlaggebende Punkt.

Der Schlitz für den Dorn wurde mit der kleinen Makitafräse und einem 8mm Schaftfräser ausgearbeitet. Da der Fräser nur 15mm Schneidenlänge hat, wurde jeweils von beiden Seiten 14mm tief in zwei Durchgängen gefräst.

UPDATE: Das Vorgehen beim Ausfräsen des Schitzes haben wir nochmal in einem eigenen Beitrag ausführlich beschrieben.

Die Querhölzer sind 20mm Buchenrundhölzer die auf 15cm Länge zugesägt wurden. Die entsprechenden Löcher im Rahmen wurde im Bohrständer gebohrt damit diese auch wirklich senkrecht sind. Ansonsten stehen die Querhölzer später schief und das Garn wandert dann beim Weben in die eine oder andere Richtung.

Nach dem Zusammenbau wurden alle Kanten des Gestells mit einem 2mm Abrundfräser gerundet. Damit war der erste Bauschritt beendet.

Die Querhölzer

Die Querhölzer sind 20mm Buchenrundhölzer die auf 15cm Länge zugesägt wurden.

Die Enden der Querhölzer wurden gerundet, anschließend die ganze Oberfläche mit 240er Sandpapier geglättet. Zum Schluß wurde in jedes Rundholz ein ca. 18mm tiefer Schlitz an der Stirnseite eingesägt.

Die Querhölzer werden in den Rahmen ohne Leim eingesetzt und mit einer 3,5*15 Senkkopfschraube gesichert. Diese Schraube spreizt das geschlitzte Ende und klemmt so das Querholz fest.

Wir haben uns für diese Befestigung entschieden weil so bei Bedarf auch einzelne Querhölzer entfernt oder gegen längere Exemplare getauscht werden können.

Um den Spanndorn verstellbar zu machen hat dieser eine M8 Stockschraube bekommen. Das Rundholz wurde mit 5mm vorgebohrt, anschließend konnte die Stockschraube dank ihrer Sechskant-Aufnahme mit der Ratsche eingedreht werden.

 Als Griff für den verstellbaren Spanndorn kommt hier ein Teil aus dem 3-Drucker zum Einsatz, welches vom Bau der Zinkenschablone übrig geblieben war. Es hat eine M8 Mutter als Gewindeinsatz.
UPDATE: Diesen Drehgriff aus dem 3D Drucker gibt es jetzt auch in unserem kleinen Holzwerker-Shop zu kaufen.

Und damit war der Bau des Inkle-Loom auch im wesentlichen schon abgeschlossen.

Bis hier hin hat der gesamte Bau ca. 4 Stunden in Anspruch genommen – einschließlich Materialsuche in der Werkstatt. Alles Material waren verschiedene Reste aus vorherigen Projekten.

Die Webplättchen

Zum Arbeiten mit einem Bandwebstuhl braucht man natürlich auch noch Webplättchen. Dies sind kleine quadratische Holzplättchen mit den Abmessungen 6x6cm und 4 Bohrungen mit jeweils 5mm Durchmesser in den Ecken.

Als Material haben wir hier Reste von 2mm Birkensperrholz verwendet. Das Ausschneiden haben wir kurzerhand auf der CNC Fräse gemacht. Das hat uns nämlich die Gelegenheit gegeben, währenddessen eine Tasse Tee zu trinken und ein paar leckere Weihnachtsplätzchen zu vernaschen.

Diese Webplättchen kann man alternativ natürlich auch mit der Laubsäge und einer Bohrmaschine herstellen. So ca. 20 – 40 Stück solcher Plättchen sollte man aber schon anfertigen, um sinnvoll Muster weben zu können.

Das Webschiffchen

Als letztes Teil wird noch ein Webschiffchen benötigt. Das haben wir aus einem Reststück einer ca. 8mm starken Buchenholzplatte angefertigt. In den Enden wurden zwei 20m Löcher gebohrt, anschließend an einer Seite eine V-förmige Kante angehobelt.

Zum Schluß noch die die Konturen verrundet und fertig war das Schiffchen. Leider haben wir es versäumt davon Bilder zu machen, da wir die kalte Werkstatt so schnell als möglich wieder verlassen wollten.

UPDATE: Hier noch ein Bild mit den Maßen

Der erste Einsatz des Bandwebstuhls

Der selbstgebaute Inkl-Loom konnte nun in Betrieb genommen werden. Zum Aufziehen der Kettfäden gibt es einige sehr anschauliche Videos auf Youtube, weshalb ich hier nicht weiter darauf eingehen möchte.

Die ersten Resultate schauen aber schon mal recht vielversprechend aus:

Wer mehr über das Weben mit dem Inkle-Loom erfahren möchte, dem empfehle ich einmal auf dem Blog von „Strick17“ vorbei zu schauen. Dort gibt es eine ganze Menge interessante Beschreibungen rund um das Arbeiten mit dem Bandwebstuhl.

In Anbetracht des geringen Bauaufwandes für so einen Bandwebstuhl ist das möglicherweise auch ein geeignetes Weihnachtsgeschenk für die an Handarbeiten interessierte Gattin / Tochter / Sohnemann usw.

Vielleicht inspiriert das ja den einen oder anderen Nachbauer.

Nachtrag

Da ich mehrfach gefragt wurde welches Garn meine Tochter hier zum Bandweben benutzt. Es handelt sich um das Gründl Häkelgarn 100. Das gibt es in unglaublich vielen Farben und mit 4 Rollen in verschiedenen Farben kann man lange weben…

 

7 Kommentare zu “Ein Inkle-Loom fürs Bandweben selbstgebaut

  1. Hallo Wolfram,
    Danke, spitzen Anleitung. Möchte gerne einen Loom für meine Freundin nachbauen. Am linken Holm sind die Bohrpunkte der Dübelstangen nicht bemaßt. 1. Stange von oben ebenfalls bei 40 mm wie am rechten Holm und dann zur unteren ?mm. Wofür ist die untere Dübelstange eigentlich, im Beispielbild läuft da gar kein Faden drüber.
    Viele Grüße Sabine

    • Hallo Sabine,
      Die Maße am Linken Holm für die untere Stange sind wie folgt:
      Wie ganz richtig angenommen ist die erste Bohrung von oben gerechnet bei 40mm, die Bohrung von dort zu unteren Stange beträgt 120mm. Bei Holen mit 20mm Durchmesser entsteht so ein Abstand von 100mm zwischen beiden Hölzern.

      Die Idee des Webrahmens stammt von einem Inkel Webrahmen und dort werden nochmals kurze Fäden extra gespannt daher kommt diese Stange. Sie eignet sich aber auch ganz gut um verschiedene Bandlängen zu erreichen. Je nachdem über wie viele Stangen man die Fäden laufen lässt, bekommt man am Ende ein längeres oder kürzeres Band.
      Während der Nutzung des Webrahmens habe ich festgestellt, das bei der Bespannung jedoch immer die vordere untere feste Stange (im Mittelteil des Webrahmens) genutzt werden sollte, damit das Band wenn es sich stark verkürzt hat auf die dahinter liegende Stange umplatziert werden kann.
      Um dann wieder eine optimale Spannung zu erzeugen wäre es auch kein Fehler den Schliz vorne welcher zur Spannungsregulierung da ist um etwa 1 bis 1,5 cm zu verlängern.

      Ich hoffe ich konnte dir helfen
      Viele Grüße
      Julia

      • Super, Julia, vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort, dann kann ich jetzt starten…

  2. Andrea Neumann

    Hallo Wolfram,
    Ich möchte mich bei dir von ganzem Herzen bedanken.. 🙂 deine Anleitung war für mich die Rettung und sehr gut zu verstehen. Ich habe mir deinen Webrahmen nachgebaut, mit den selben Materialien. Ich habe ihn vor 3 Tagen bespannt und kann nun weben, es macht irre Spaß. Vielen lieben Dank nochmal und werde deine Seite hier weiter empfehlen. LG Andrea

  3. Michael Oehlmann

    Hallo,
    erst mal ein großes Lob und vielen Dank für diese detaillierte und reich bebilderte Bauanleitung.
    Toll gemacht! Sehr anschaulich.
    Etwas „Punktabzug“ für die Skizze.
    Ich hätte einen Tipp:
    Es gibt ein gutes kostenloses CAD-Programm mit dem Namen QCad.
    Damit lässt sich sehr schön zeichnen. https://qcad.org/de/
    Ich habe im Wikingermuseum auf den Lofoten diese Brettchenwebtechnik bestaunt und will sie unbedingt ausprobieren.
    Allerdings macht es Sinn, dafür eine Vorrichtung wie den Inkle Loom zu verwenden.
    Mit den besten Grüßen
    Michael Oehlmann

    • Ja, das QCAD kenne ich – gutes Programm. Ist aber halt alles eine Zeitfrage – und uns hat diese Handskizze genügt. Gerne stelle ich eine schönere Skizze bereit, wenn sich jemand die Mühe macht, diese zu zeichnen. Mir fehlt dazu einfach die Zeit.

  4. Hallo,
    vielen herzlichen Dank für die detaillierte Beschreibung deiner Bandwebstuhlausführung!!! Dank ihr bin ich nun auch stolze Besitzerin eines solchen, wenngleich er lange nicht so perfekt und liebevoll ausgeführt ist wie deiner. Aber mir reicht es und ich habe auch gleich schon eine Kette aufgezogen.
    Freu freu freu!

    Vielen, vielen Dank dir!
    Herzliche Grüße Petra

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