Hier zeige ich mein Vorgehen um handgezinkte Schwalbenschwanzverbindungen freihändig und ohne Schablone herzustellen. Es wird dabei im wesentlichen nur mit einer Japansäge und einer kleinen Oberfräse gearbeitet.
Immer wieder höre ich von anderen Holzwerkern dass diese viel Geld in Schablonen und Vorrichtungen zum fräsen von Schwalbenschwanzverbindungen investieren. Das kann man machen, es ist aber in meinen Augen nicht nötig. Wer bereit ist ein wenig Zeit zu investieren, um den Umgang mit seiner Oberfräse zu erlernen, für den zeige ich hier eine Alternative.
Hintergrund
Schon seit einigen Jahren arbeite ich beim Erstellen von Schwalbenschwanzzinken mit einer „hybriden“ Arbeitsweise, bei der ich Hand- und Elektrowerkzeuge kombiniere.
Erstmalig angewendet habe ich diese Arbeitsweise beim Bau der Kleinen Truhe mit Turbo-Schwalben – das war im Jahr 2014.
Und da mich auch nach vielen Jahren noch immer Fragen zu meinen „Turbo-Schwalben“ erreichen, habe ich mich entschlossen ein kleines Video dazu zu machen.
Das Video
In nachfolgendem Video zeige ich meine Vorgehensweise, wenn ich „mal eben“ ein paar Schwalbenschwanz-Zinken mit der TURBO-Methode machen will.
Dabei arbeite ich überwiegend nach Augenmaß – sowohl was den Winkel der Zinken betrifft als auch die Aufteilung der Zinken. Natürlich geht das nur, wenn man hinterher die dabei entstehenden Toleranzen wieder auffängt. Das geht recht problemlos, wenn man mit dem Schreinerdreieck arbeitet und so jede Verbindung zwischen zweit Hölzern mit individuell angepassten Zinken versieht.
Mit ein wenig Übung geht das spätestens bei zweiten oder dritten Male dann erstaunlich schnell.
Theoretisch kann man das mit jeder Oberfräse machen, aber gerade die kleine, handliche MAKITA RT0700 Maschine hat sich dabei ganz besonders bewährt.
Und ja, im Prinzip ist diese Vorgehensweise die gleiche wie beim Zinken mit Handwerkzeug, nur dass ich eben die Schwaben nicht mit einem Beitel ausstemme sondern mit der Oberfräse ausräume.
Meine Hilfsmittel
Ganz entscheidend vereinfacht und beschleunigt hat sich diese Arbeitsweise für die Turbo-Schwalbe durch zwei Hilfsmittel. Zum einen eine vergrößerte Grundplatte für die Makitafräse, zum anderen ein einfacher Fräsanschlag. Dieser erspart das zeitraubende hantieren mit Schraubzwingen, um die Auflage für die Oberfräse zu fixieren.
Im Prinzip besteht dieses Hilfsmittel aus zwei Brettern die mit einer Auflage und zwei M8-Gewindestangen sowie zwei Sterngriffen versehen sind. Damit kann man die Bretter einfach einspannen und Dank der Auflage kann die Oberfräse auch sicher und ohne kippeln geführt werden.
Um die Lebensdauer dieser Schablone zu verlängern habe ich dann irgendwann in 2018 noch eine Opferplatte aus MDF eingeführt. die zwischen Rückseite und Werkstück platziert ist. Dort kann bedenkenlos hineingefräst werden. Ist die Platte verschlissen, wird diese einfach getauscht.
Die vergrößerte Grundplatte ist nicht unbedingt nötig, erleichtert aber das präzise Arbeiten weil man mehr Auflagefläche hat und somit die Fräse besser führen kann.
Der Fräser in der Oberfräse ist übrigens ein ganz gewöhnlicher 10mm oder 12mm Nutfräser mit geraden Flanken. So etwas sollte jeder Besitzer einer Oberfräse in seiner Werkstatt verfügbar haben.
Weitere Werkzeuge
Als weiteres Werkzeug braucht man nur noch ein Streichmaß und eine entsprechende (Fein-)Säge. Ich benutze hier entweder eine Dozuki-Japansäge oder eine Rückensäge von Veritas mit entsprechend feiner Bezahnung.
Und das war es dann auch schon.
Hallo Wolfram,
ein sehr ansprechender Blog, sehr gute Erklärungen!
Ich benutze für Sägearbeiten zumeist noch einen handelsüblichen Fuchsschwanz, aber ich glaube, dass eine Japansäge hier vorteilhafter ist.
Interessante Ausführungen zum freihändigen Erstellen ohne Schablone!
Hatte mir zum Bau von Schwalbenschwanzverbindungen immer eine Schablone von einem Kumpel ausgeliehen.
Werde es mal nach deiner Methode ohne Schablone probieren.
Sehr gute Videos. Mehr davon!
Liebe Grüße
Steffen
Hey Wolfram,
wie machst du das mit der Aufnahme deiner Videos? Sprichst du immer während dem Arbeiten oder nimmst du deine Stimme danach auf? Oder ein Mischmasch? Ich finde das so schwierig, während dem Arbeiten zu reden… :-S
Ich habe schon beides gemacht. Meine Erfahrung: Das Filmen geht schneller wenn man nachvertont, aber der Schnitt wird aufwändiger. Wenn man gleich spricht, wird das Filmen deutlich aufwändiger, der Schnitt wird ein wenig einfacher, wenn der Ton stimmt.
Weil ich aber die Projekte zügig abarbeiten will, ist die Nachvertonung meine bevorzugte Methode.
Danke Wolfram,
ich hab mich an mein erstes YouTube Video gewagt. Produktion hat ungefähr 10mal solang gedauert wie das eigentliche Video. Unglaublich aufwändig! Deswegen: Danke für deine Inhalte und Tipps. Echt toll.
Grüße,
Samuel
Na das ist aber schnell. Ich habe für die Nachbearbeitung des aktuellen Oberfräsenvideos rund 10 Stunden investiert bis ich damit zufrieden war…
Hallo,Wolfram !Tolle Arbeit.
Das aussägen und ausräumen der Zinken, sollte doch eigentlich auch auf deiner Festool CS 70 mit der Zugeinrichtung funktionieren.
Das Winkelmaß währe ja für beide Seiten das gleiche.
Danach müsstest Du nur noch den Grund mit einem Stechbeitel
von MHG mit Seitenfase oder passendem Zinkenfräser mit deiner Makita herausarbeiten !
Währe vielleicht auch eine Möglichkeit.
Mfg: Manfred
Hallo Manfred, mit der CS70 habe ich auch schon mal experimentiert, aber das geht definitiv langsamer und komplizierter als mit der gezeigten Methode.