Es folgt die abschließende Beschreibung der letzten Bauschritte des Hängeschrankes mit Glastüren. Zentraler Arbeitsschritt war die Verglasung der Schranktüren.
Die nochfolgend beschriebenen Arbeitsschritte mussten in mehreren Etappen über einen Zeitraum von rund 5 Wochen verteilt ausgeführt werden.
Glasauswahl
Es stand von vorne herein fest, dass ich die Türen mit echtem Glas versehen werde und nicht mit Kunststoffmaterial wie z.B. Plexiglas. Daher hatte ich die Türrahmen beim Bau ja auch schon mit vier Topfscharnieren ausgestattet. Die Frage war allerdings, welches Glas.
Nach einigem Nachdenken habe ich mich dann für transparentes Kathedralglas entschieden. Der Grund liegt darin, dass ich diesen Schrank nicht als Vitrine zum Ausstellen von Gegenständen nutzen möchte. Statt dessen sehe ich die Glasflächen vor allem als gestaltendes Element in der geplanten Wohnwand.
Das Kathedralglas ist 3mm stark und hat eine leicht gewellte Oberfläche. Damit schaut es für meinen Geschmakck auch sehr viel interessanter aus als nur einfaches Flachglas.
Glas zuschneiden
Das Zuschneiden von Glas ist eigentlich sehr einfach, wenn man das richtige Werkzeug hat. Hier konnte ich glücklicherweise auf den Fundus meiner Mutter zurückkgreifen, die lange Jahre professionell Tiffany-Leuchten hergestellt hat.
Ein hockwertiger Glasschneider, Glaserwinkel und eine Glasbruchzange sind die wesentlichen Werkzeuge die gebraucht werden.
Beim Zuschneiden von Kathedralglas ist es vor allem wichtig, dass man auf der richtigen Seite arbeitet. Diese Art von Glas hat in der Regel eine glatte und eine strukturierte Seite. Das Anritzen mit dem Glasschneider erfolgt immer auf der glatten Seite! So entsteht eine sauberer, gleichmäßiger und vor allem unterbrechungsfreier Ritz, an dem dann das Glas problemlos von Hand gebrochen werden kann.
Gerade Glas mit einer Oberflächenstruktur hat immer gewisse innere Spannungen – da ist das saubere Anritzen wichtig, damit der Bruch nicht plötzlich quer läuft.
Ich habe an den fertigen Rahmen die Maße abgenommen und die Glasplatten mit 2-3mm Untermaß zugeschnitten.
Der Heimtransport der doch recht dünnen und scharfkantigen Glasplatten erfolgte liegend in den beiden Türrahmen.
Einrahmen der Glasplatten
Das Einrahmen der Glasplatten erfolgte mit dünnen Leisten, die ich auf der Tischkreissäge zugeschnitten habe. Dazu gibt es einen gesonderten Artikel in dem ich diese Vorgang mit einem Video zeige.
Um die Leisten mit einer feinen Dozuki Japansäge auf Gehrung abzulängen, habe ich mir eine kleine Sägelade gebaut. Diese besteht aus zwei Reststücken des Buchenleimholzes und einer Grundplatte aus Multiplex.
Wer mehr Informationen zum Bau so einer kleinen Gehrungslade sucht, dem empfehle ich dieses Video von Paul Sellers/Woodworking Masterclasses, in dem er die einzelnen Arbeitsschritte anschaulich erklärt.
Mit diesem kleinen Hilfsmittel ist das saubere Ablängen der Leisten schnell gemacht, wobei ich hier immer einen knappen Millimeter Übermaß genommen habe.
Das ganz exakte Ablängen der einzelnen Leisten erfolgt dann auf der Stoßlade mit dem Stanley No62 Flachwinkelhobel. Da hier hier auf Gehrung arbeite, habe ich einfach auf meine bestehende Stoßlade einen auf 45Grad zugesägten Anschlag aufgeschraubt
Da die Leisten später verschraubt werden sollen, habe ich diese mit 2,5mm Bohrungen versehen, die anschließend mit einem kleinen Senker angefast wurden.
Und hier sieht man das Ergebnis eines langen Nachmittages, die fertig abgelängten und eingepassten Glasleisten.
Und das Sonnenlicht gibt schon einen ersten Eindruck von der Wirkung der Verglasung mit dem Kathedralglas.
Es folgte das zweimalige Ölen der Glasleisten mit Clou Hartöl, mit dem auch alle anderen Oberflächen dieses Hängeschrankes behandelt wurden.
Hier durfte ich dann die Erfahrung machen, dass man geölte Holzteile nicht in die direkte Sonne legen sollte, weil das so nur ganz ungleichmäßig trocknet, Es braucht dann etwas Fummelei und viel Zeit, bis alles wieder eine gleichmäßige Oberfläche hat.
Montieren der Glasleisten
Der erste Schritt ist das Reinigen der Glasplatten. Jetzt kann hier zum letzten Mal die Platte als Ganzes mit Glasreiniger gesäubert werden. Um mich nicht zu verletzen, habe ich wieder einmal meine bewährten Schutzhandschuhe von Spontex hervorgeholt. Diese sind überaus gut verarbeitet und begeistern mich immer wieder.
Ich habe mich dafür entschieden, die Glasleisten nicht zu nageln, wie dies im klassischen Vitrienbau gemacht wird, sondern diese stattdessen zu verschrauben.
Die Gründe dafür sind ganz einfach: Ich wollte zum einen die Leisten in Falle eines Falles wieder entfernen können, zum anderen war mir das Nageln bei dem doch sehr spröden Kathedralglas und der gewellten Oberfläche zu riskant.
Das „verklotzen“ der Glasplatten habe ich mit 2,5mm starken Grillspieschen aus Bambus germacht.
Dazu werden jeweils oben an der Außenseite und unten an der Scharnierseite zwei Hälften eines Holzspieschen eingeklemmt, um so die Platte am Wackeln zu hindern.
Es kommen SPAX Schrauben der Größe 2,5*20 in verzinkter Ausführung zum Einsatz.
Das Verschrauben selbst erfolgt von Hand, damit die Schrauben gefühlvoll angezogen werden können und die Schraubenköpfe hinterher alle gleichmäßig tief und bündig sitzen.
Hier hat sich wieder einmal die kleine Zyklop-Ratsche von WERA sehr bewährt, da man den Winkel des Schraubbits frei einstellen kann.
Zum Schluß wurden noch die Hettich-Topfscharniere montiert. Da ich in dem 26mm starken Türrahmen genügend Materialstärke habe, wurden die Topfscharniere statt der üblichen 3,5*13mm mit 3,5*20mm Senkkopfschrauben verschraubt.
Und damit sind die Glastüren fertig zum Einbau.
Der fertige Hängeschrank
Es folgen nun ein paar Bilder vom vorläufig fertigen Hängeschrank. Warum vorläufig fertig? Nun, es fehlen zum einen noch die Fachböden und zum anderen kann ich den Hängeschrank erst dann an Ort und Stelle bringen, wenn die weiteren Teile der Wohnwand fertig sind.
Es fehlen noch die Fachböden und die Türgriffe. Weil ich da aber erst das TV-Lowboard bauen möchte, bevor ich mich mit den äußeren Beschlägen festlege, bleibt das erst mal so.
Schönen guten Abend Wolfram,
sehr schön geworden der Vitrinenschrank.
Dieses „gewellte“ Glas habe ich natürlich schon einmal gesehen, frage mich aber schon, warum man das für eine Vitrine, in die man hineinschauen möchte, verwendet? Welchen Vorteil hat dieses Glas gegenüber einem „normalen“ Fensterglas für eine Vitrine?
Schön, dass es Dir wieder besser geht.
Herzliche Grüße
Tom
Hallo Tom, ich möchte ja gerade NICHT in den Schrank reinschauen, ich sehe das Glas hier als gestaltendes Element. Daher ist es für mich ein Schrank mit Glastüren und keine Vitrine. 🙂
Die Zahnsache ist leider immer noch nicht ganz ausgestanden, aber ich konnte zumindest die letzen Handgriffe am Schrank machen und das Projekt vorläufig beenden.
Danke. Das war sehr interessant.
Wow! Der Schrank ist wirklich gut gelungen, die Glastüren sind echt schön! Gefällt mir richtig, richtig gut 🙂 Liebe Grüße, Kathreen von „Mach mal“
Hallo Wolfram,
der Schrank ist wirklich gut geworden! Wie hast du das Glas auf dieser großen Fläche gebrochen? Für die kleine Glasfläche stell ich mir das simpel vor, aber die Spannungen werden auf der großen Fläche doch andere sein, oder? Wäre echt interessant Tipps zu bekommen, da ich mit Glasschnitt noch nicht viel zu tun hatte.
Gruß, Pia
Hallo Pia, zum Thema Glas zuscheiden haben mich etliche Fragen erreicht. Daher werde ich demnächst noch einen extra Artikel zum Thema verfassen.
Danke, darauf freue ich mich schon! 🙂
Moin
Muss man kein vorlegeband einlegen bei Glasscheibe? Lese dies immer damit angeblich das Glas nicht wackelt wenn Holz schwindet
Meiner Erfahrung nach nicht, weil so große Schwankungen in der Luftfeuchte haben wir hier in Deutschland nicht.