Mit diesem Artikel beginne ich meinen Bericht über den Bau einer Truhe nach Tiroler Vorbild. Diese Truhen sind aus sechs Brettern mit stumpfen Verbindungen gebaut und daher relativ einfach nachzubauen.
An Werkzeugen sind zum Bau nur ein Fuchsschwanz, ein paar Beitel und ein Hobel nötig.
Als Vorbild dient mir dabei im weitesten Sinne die Korntruhe, welche ich vor einigen Jahren im Hotel Post in Nauders/Tirol fotografiert hatte. Ich übernehme von diesem Truhentyp aber nur den grundsätzlichen Aufbau, es wird keine exakte 1:1 Kopie werden.
Als Material kommen vier Bauholzbohlen zum Einsatz, die bei mir vorhanden sind. Diese hatte ich im vergangenen Jahr für wenig Geld in einem kleinen Sägewerk mitgenommen und waren für ein Projekt vorgesehen, das ich dann aber nicht realisiert habe.
Die 2,5m langen Bohlen sind aus Fichtenholz, 28cm breit und haben eine Dicke von 22-23mm. Die Oberfläche dieser Bohlen ist zwar grob gehobelt aber nicht wirklich glatt. Dieses werden also noch bearbeitet werden müssen.
Im ersten Schritt habe ich daher mit der ULMIA-Rauhbank die Kanten glatt gehobelt und dann wurden jeweils zwei Bretter mit Ponal Weißleim zusammengefügt. Hier könnte man auch mit einem kleineren Hobel arbeiten, aber mit der langen Raubank geht es einfacher und schneller.
Die so verleimten Bretter wurden zum trocknen über Nacht beiseite gestellt. Die Wartezeit wurde genutzt um die Abmessungen der Truhe zu bestimmen, die mit dem vorhandenen Holz möglich sind.
Das Ausgangsmaß ist die Breite der verleimten Bretter. Diese sind hier 56cm breit. Daraus ergibt sich die Höhe der Seiten der Truhe. In diesem Falle sind es 56cm plus ca. 14cm Höhe über dem Boden – in Summe also 70cm. Da insgesamt 6 Bretter gebraucht werden, kann man so aus jeder verleimten Bohle von 250cm Länge ein Seitenteil von 70cm und zwei weitere Bretter von 90cm Länge zusägen. Da der Boden der Truhe aber eingenutet wird, kann hier das Bodenbrett um die Materialdicke kürzer ausfallen, es wird daher nur 87cm lang. Das verbleibende Brett ist dann 93cm lang und wird zum Deckel der Truhe. Der so entstandene Überhang erlaubt eine Gratleiste an den Enden des Truhendeckels. Die Details dazu werde ich später beschreiben.
Damit stehen die späteren Abmessungen der Truhe fest: Höhe 70cm, Breite 90cm, Tiefe 56cm. Dementsprechend wurden am nächsten Tag die Bretter zugesägt und abgelängt. Hier das Ergebnis.
Der erste Schritt zum Herstellen der Truhe ist das Bearbeiten der Seitenteile. Es werden die Absätze für die Bretter der Vorder- und Rückseiten angezeichnet.
Hir kann man sich Zeit sparen indem man die beide Seitenteile gemeinsam einspannt und so auf einmal sägt.
Mit dem auf Längsschnitte umgefeilten Stanley-Fuchsschwanz geht das erstaunlich schnell. Mit einem Keil wird der Sägeschnitt offen gehalten um ein Verklemmen der Säge zu verhindern.
Das Glätten der gesägten Kanten erfolgt mit dem Einhandhobel. Auch hier werden beide Seitenteile gemeinsam bearbeitet. So haben beide Seitenteile am Ende gleichen Abmessungen. Das ist bei so einem Projekt wichtiger als das exakte Einhalten von irgendwelchen Maßen.
Dabei muss regelmäßig mit dem Winkel kontrolliert werden damit die Seitenflächen im rechten Winkel sind. Andernfalls wird es später nicht möglich, eine dichte Verbindung der Seiten zu bekommen.
Die Aussparungen für die Füße werden mit dem Zirkel angezeichnet. Ich habe diese dabei so gelegt, dass in einem Seitenteil ein Riss im Holz und im anderen ein ausgebrochenes Astloch in dem Bereich liegen, der weggesägt wird.
Es kommt meine kleine Hand-Dekupiersäge mit groben Pegas-Sägeblättern zum Einsatz. Damit lassen sich die Konturen trotz der großen Dicke beider Hölzer recht gut von Hand sägen. Es ist aber dennoch eine relativ zeitaufwändige Angelegenheit weil der Sägehub kurz ausfällt. Eine größere Schweifsäge wäre hier die bessere Wahl. Pragmatiker dürfen auch zur (elektrischen) Stichsäge greifen.
Um das Arbeiten mit dem kurzen Bügel zu ermöglichen, wurden mit dem Fuchsschwanz mehrere Entlastungsschnitte gesägt. So konnte in Kombination mit dem drehbaren Sägeblatt der Dekupiersäge in mehreren Schritten das Bogenmuster herausgearbeitet werden.
Als letzter Schritt wurde an die Querkanten der Bretter für die Vorder- und Rückseiten ein Falz angehobelt.
Wenn der Falzhobel scharf ist, produziert er nicht nur diese schönen Späne – die ganze Arbeit ist auch in wenigen Minuten erledigt.
Und auf diesem letzten Bild wird auch erkennbar, warum diese Falze angehobelt werden. Damit wird eine gerade, flächige Kante erzeugt die später trotz der unterschiedlichen Holzdicken von Vorder- und Rückseitenbrett eine dichte Verbindung ermöglichen. Damit ist mein Zeitpensum zum Holzwerken für ein Wochenende aufgebraucht und der erste Teil des Projektes „Tiroler Truhe“ abgeschlossen. Beim Arbeiten mit Handwerkzeugen geht es eben doch nicht ganz so schnell.
Um einen ersten Eindruck von der Größe der Truhe zu bekommen, habe ich hier die Bretter der Seitenteile einmal lose zusammengestellt und den Deckel aufgelegt.
Im nächsten Teil geht es mit dem Aushobeln der Bretter mit dem Putzhobel und dem Einsägen der Nuten für den Boden weiter.
Hallo Wolfram,
ein sehr schönes Projekt. Auch alles mit Handwerkzeugen zu machen, passt perfekt dazu.
Was mich an so alten Arbeiten immer fasziniert ist wie sparsam man damals mit Holz umgegangen ist. So hat man einfach die Baumkanten abgesägt und Bretter Schräg zusammen gefügt und dann erst formatiert. Sieht man auch oft in alten Schwarzwaldhäusern beim Dielen Boden.
Was ich aber konstruktiv komisch finde ist das Seitenteil (Langholz) auf Vorderteil (Querholz) kommt. Ich hätte jetzt rundum Querholz genommen für den Korpus.
Aber naja, die Korntruhe beweist ja, das das funktioniert.
Bin gespannt wie es weiter geht,
Gruß Andi
Hallo Andi,
das „Geheimnis“ warum diese Truhen überleben liegt in der Art der Verbindung – diese werden nicht geleimt sondern genagelt. Es ist auch für mich ein Experiment, daher lass Dich überraschen.
[…] https://www.holzundleim.de/2015/09/bau-einer-tiroler-truhe-teil-1/ […]
Hallo Wolfram,
oh ich sehe Du verwendest einen Grathobel.
Ich denke gerade darüber nach mir einen anzuschaffen.
Hattest Du speziell Gründe für den ECE?
Grüße
Stefan
Hallo Stefan,
den ECE Grathobel habe ich auf dem Flohmarkt gekauft. Der war kaum benutzt in der Original-Schachtel. Nur das Eisen war übel zugerichtet – da hat wohl jemand mit einer Feile daran rumgarbeitet. Habe das Eisen auf dem Wasserstein richtig geschärft und bin jetzt sehr zufrieden mit dem Teil. Der Vorteil der deutschen DIN-Hobel ist die gute Verfügbarkeit von Ersatzteilen – egal ob ECE oder ULMIA.
Hallo Wolfram,
verstehe. Dann war die Entscheidung ja einfach. 🙂
Der ECE hat ein schräges Eisen, richtig? Wie klappt das mit dem Schärfen?
Hallo Stefan, der gezeigte Hobel ist ein Falzhobel und kein Grathobel. Der Falzhobel hat ein gerades Eisen, der Grathobel hat ein schräges. Der Fehler im Text ist nun korrigiert.
Na dann… 😉
Hallo Wolfram,
Ein tolles Projekt. Danke für die schöne Anleitung dazu.
Hättest du zufällig auch eine Fotodokumentation von einem Bauernkasten? Ich wollte schon länger einen solchen Kasten bauen aber leider habe ich keine Ahnung wie man dies am Besten baut.
Liebe Grüße,
Simon
Hallo Simon, was ist denn ein Bauernkasten? Hast Du einen Link mit Bild?