Grundlagenwissen Werkzeug

Sägentuning – ein Fuchsschwanz für Längsschnitte

Mit der Stanley Universalsäge 1-20-010 habe ich eine preiswerte, schärfbare Säge in meinen Werkzeugbestand aufgenommen. Allerdings waren auch die Zähne dieser Säge für Querschnitte optimiert.

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Darum habe ich zur Sägefeile gegriffen und die Säge für Längsschnitte umgefeilt.

Vorbereitung:

Um eine Säge schärfen zu zu können, wird als erstes eine Sägekluppe benötigt. Dies ist eine Spannvorrichtung um das Sägeblatt fest einspannen zu können.

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Der erste Schritt war deshalb der Bau eine einfachen Sägekluppe aus 20mm dickem Buchenmultiplex. Die Konstruktion ist sehr einfach. Oben und Unten werden je zwei Leisten auf ein Brett mit den Maßen 30*50cm aufgeschraubt und anschließend auf der Oberseite eine Gehrung mit 30 Grad angesägt.

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Beide Hälften werden mit Scharnieren verbunden und können so in die Vorderzange meiner Hobelbank eingespannt werden.

Zum Umfeilen der Stanley-Säge habe ich eine Sägefeile von Dieter Schmidt benutzt. Es ist die Dreikantfeile mit der Bestell-Nr. 302525. Die Feile wird ohne Heft geliefert, weshalb ich hier noch ein 100mm Feilenheft aus Holz mitbestellt habe.

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Um das Ausrichten der Feile zu erleichtern habe ich einen Holzklotz auf die Spitze gesteckt, auf dem eine 2-Achsen Libelle montiert ist. Eine solche Libelle ist eigentlich Overkill, aber das Teil war ein Werbegeschenk und ich hatte es noch in der Schublade liegen.

Das Feilen:

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Die Ausgangslage ist ein Sägeblatt mit Zähnen die eine Schrägung an den Flanken aufweisen. Das ist typisch für eine Säge die für Querschnitte optimiert ist. Um nun eine Säge für Längsschnitte zu erhalten, müssen die Flanken der Sägezähne begradigt zu werden. Das ist relativ einfach möglich, in dem man im rechten Winkel zum Sägeblatt die Feile führt.

Ich habe dazu in zwei Durchgängen jeweils drei Striche mit der Feile geführt. Dabei wird die Feile sorgsam in den Zahn gelegt und dann bei jedem Strich mit leichtem Druck auf voller Länge geführt. Begonnen wird am hinteren Ende des Sägeblattes und man arbeitet sich schrittweise nach vorne.

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Das Ergebnis sind Zähne mit geraden Zahnflanken. Die ganze Aktion hat gerade einmal 10 Minuten gedauert, denn die neue und scharfe Sägefeile nimmt das Material sauber ab.

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Das Ergebnis:

Jetzt natürlich die Preisfrage: Lohnt sich der ganze Aufwand? Dazu habe ich einen einfachen Test gemacht. In einem Holzklotz wird ein Schnitt längs zur Holzfaser gemacht und dabei der Sägefortschritt gemessen.
Nach dem Ansägen habe ich dann jeweils 15 Züge mit der auf Längsschnitt umgefeilten Stanley 1-20-010 mit 7TPI und eine ebenfalls mit 7TPI versehene Stanley JetCut Säge, die für Querschnitte optimiert ist und wegen der gehärteten Zähnen nicht umgefeilt werden kann.

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Und das ist schon erstaunlich: Oben der Sägefortschritt mit der umgefeilten Stanley, unten das Ergebnis mit der JetCut. Die auf Längsschnitt angepassten Zähne haben nahezu den doppelten Sägefortschritt im Vergleich zur Säge für Querschnitt.
Zuerst wollte ich dies nicht glauben und habe daher diesen Test zweimal wiederholt. Jedes Mal mit dem gleichen Ergebnis – die Säge mit Längsbezahnung hat bei gleicher Anzahl von Sägezügen einen klaren Vorsprung.

Es lohnt sich also, einen Fuchsschwanz speziell für Längsschnitte herzurichten.

Das Werkzeug:

Die Sägefeile sollte natürlich scharf sein. Nachfolgend ein Bild der neuen, unbenutzten Feile.

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Und hier das Ergebnis nach dem Umfeilen.

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Die Feile ist noch nicht stumpf, aber das Feilen der Zähne hat schon Spuren hinterlassen. Alte, abgenudelte Feilen sollte man daher für so eine Aktion nicht verwenden, zumal eine neue Sägefeile gerade mal mit 5,30 EUR zu Buche schlägt.

Mein Fazit:

In vielen Internetforen wird das Feilen von Sägen als eine schwierige und komplizierte Angelegenheit beschrieben. Meine Erfahrung nach diesem Projekt lautet dass das Feilen von Sägen eigentlich nicht schwer ist, wenn man:

  1. eine scharfe Sägefeile benutzt
  2. ausgeruht und konzentriert zu Werke geht
  3. ohne Hektik arbeitet

Deshalb gilt: Alle Störfaktoren (Haustiere, Ehefrauen, Kleinkinder, ???) sollten in diesem Moment aus der Werkstatt verbannt werden.

Der Lohn der Mühen ist ein ungeahntes Sägeerlebnis beim Ausführen von Längsschnitten.

NACHTRAG:

Die STANLEY 1-20-010 ist für kleines Geld inzwischen auch bei Amazon zu bekommen:

13 Kommentare zu “Sägentuning – ein Fuchsschwanz für Längsschnitte

  1. […] Ich bin zwar gelernter Zerspaner, aber das es  unterschiedliche Zahnstellungen für Längs- und Querschnitte in Holz gibt, wusste ich nicht. Daher finde ich die Anleitung von Holz & Leim wie man eine Säge umarbeitet sehr interessant. https://www.holzundleim.de/2015/01/saegentuning-ein-fuchsschwanz-fuer-laengsschnitte/ […]

  2. Klasse Artikel Wolfram! Es gibt eben jeden Tag etwas Neues zu lernen.
    Vielen Dank für diesen Beitrag

  3. Christian Neumeier

    Guter Beitrag. Ich bin nicht der begnadete Handwerker und traue mich an sowas eigentlich eher nicht ran, allerdings habe ich mir vorgenommen dies anhand dieser Anleitung mal auszuprobieren.
    Gruß Christian

  4. Rüdiger

    Hallo,

    im anderen Artikel, wo Pedder die William Greaves vorschlug, habe ich herzlich lachen müssen über Deine Antwort: Auch ich bin zurückgeschreckt allein wegen der 25 Pfund Versandgebühr! Da ist man ungefähr bei den knapp ca. 80,- € für die andere, teurere Pax-Linie beim Dieter Schmid-Werkzeugversandhandel.
    Ich will ehrlich sein, ich habe jetzt keine Lust, eine blöde 80+ € – Säge zu kaufen. 20,- € müssen es auch nicht sein, von mir aus auch 40 oder 50, aber 80 ist einfach momentan über dem Sägenbudget für eine einzelne Säge.
    Längssägen sind echt nervig zu bekommen und alle bisherigen japanischen Sägen tun nicht ganz, was ich will im Längsschnitt.

    Ich weiß noch nicht, was ich als nächstes tue. Diese Säge namens „Schärfbar“ ähnlich wie hier beschrieben umzufeilen wäre eine Option. Aber die Bezahnung wäre mir zu fein, ich hätte gern eine gröbere Bezahnung. Wie ich im Forum lesen konnte macht es nichtmal dem ausgewiesenen Sägenexperten „Pedder“ Spaß, Zähne umzufeilen, damit schreckt mich das doppelt ab. Alles relativ „Feine“, dafür habe ich schon Sägen, japanisch und nicht-japanisch.

    Im Augenblick denke ich an eine 600mm-Gestellsäge von E.C.E. beim Dieter Schmid, einmal mit Schlitz- und einmal mit Schittersägeblatt. 5mm respektive 7mm Zahnabstand steht im Katalog. Ich könnte mir vorstellen, dass die für feuchteres Holz gedachte Schitter-Bezahnung vielleicht nicht gut funktioniert bei trockenem Holz (ich weiß es nicht, nur eine Vermutung), aber vermutlich könnte man mit einer Feile ganz ähnlich wie hier von quer auf längs einfach nochmal umfeilen auf eine „normale“ Längsbezahnung? Ob dann die Schränkung noch passt?
    Man müsste das Pedder-Orakel befragen, wenn man ihn nur persönlich kennen würde…

    Beste Grüße

    • Hallo „Rüdiger“,

      wo ist das Problem? Ich betreibe einen Blog, auf dem eine Mailadresse abgebildet ist. Außerdem beteilige ich mich in zwei Foren, wo man mir PMs bzw. E-Mails schreiben kann.

      Liebe Grüße
      Pedder

      • Rüdiger

        Hallo Herr Pedder,

        ich meinte das in keinster Weise despektierlich. Wenn man die Foren und Deinen Blog verfolgt, dann besteht ja kein Zweifel an Deinen Kenntnissen. Und wenn jemand wie Du – bzw. wenn eben Du schreibst, dass das keinen Spaß macht mit dem Zähneumfeilen, dann voraussichtlich mir erst recht nicht.

        Nach reiflicher Überlegung werde ich beide Sägen bestellen: Die Pax und die ECE-Gestellsäge. Dann hoffe ich herauszufinden, welche mir besser liegt. Natürlich sende ich keine nach dem Ausprobieren an den Händler zurück. Falls ich nur eine behalte, könnte ich die andere ja versuchen zu verkaufen. Aber ich kenne mich, ich werde beide behalten.

        Und dann bin ich hoffentlich endlich glücklich mit dem Längssägen.

        Vielen Dank für den Kommentar. Ach ja, ich wüsste nicht, warum ich Dich per PM oder E-Mail belästigen sollte. Wo kämen wir dahin, wenn jeder Beliebige die Experten mit Einzelfragen belästigen würde.

        • Hallo Rüdiger,

          Fragen wie die nach der Umschärfbarkeit von Sägeblättern beantworte ich gern. Foren finde ich für sowas am praktischsten, Da finden es dann mehr Menschen. Aber ich beantwoerte auch jede an mich gerichtete E-Mail. :o)

          Ich habe mir in meinem Leben 5 fabrikneue Sägen für die Holzbearbeitung gekauft. Drei aus dem Baumarkt, bevor es Internet für mich gab. Und zwei Wiliam Greaves, die ich eine zeitlang als Muster verwendet und dann weiter verkauft habe.

          Der Markt an Gebrauchtsägen ist igut gefüllt. Für Gestellsäge ist es das deutsche, für Rückensägen und Fuchsschwänze das englische ebay. So nett ich Wolframs säge finde, für wenig mehr gibt es auch eine brauchbare alte Säge aus UK, die hat dann schon einen Holzgriff.

          Die Pax mag ich nicht. Sie sind dick lackiert, der Griff ist unbequem und sie sind zu stark geschränkt. Daneben hatten die letzten, die ich gesehen habe (Holz + Handwerk 2012), ein ganz merkwürdiges Schleifmuster auf dem Blatt.

          Liebe Grüße
          Pedder

          (auch wenn es kaum zuglauben ist, das ist mein Vorname)

    • Dieses Fuchsschwanz-Projekt war für mich eher ein Experiment – ebenso das Anfertigen des Holzgriffes. Und ja, für eine „richtige“ Längsschnitt-Säge ist die Bezahnung immer noch zu fein. Eine Gestellsäge steht auch noch auf meiner Wunschliste für eine Längssäge, aber das wird vor Herbst nix werden.

  5. Hallo Wolfram, die o.g. Handsäge wird bei Stanley mit 7TPI geführt, liegt hier ein Fehler vor oder gibt es unter der Modellnummer mittlerweile eine andere Säge?

    Viele Grüße, Tom

  6. Johannes Münch

    feilst Du „trocken“ oder benutzt Du ein Metallbearbeitungs-Öl? Meiner Erfahrung nach macht es schon einen Unterschied und die Standzeit der Feile verlängert sich merklich wenn man ein Öl benützt.
    Gruß, Johannes

    • Hallo Johannes,

      Feilen Ölen mag deren Lebensdauer verlängern, aber ganz sicher auch die Feilarbeit. Kurz und fest spannen ist immer noch das beste.

      Liebe Grüße
      Pedder

    • Hallo Johannes, wie Pedder schon geschrieben hat, feile ich die Sägen trocken weil das viel schneller gute Ergebnisse liefert. Da man beim Nachschärfen einer Säge in der Regel nur 2-3 Züge braucht, hält die Feile recht lange. Beim Umstellen der Bezahnung von Quer auf Läge ist das natürlich etwas anderes, aber das macht man ja eher selten.

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