CNC Garten Möbelbau Projekte

Pflanzregal mit verstellbaren Böden

Meine Gattin wünschte sich ein Pflanzregal. Dieses sollte verstellbare Böden und eine entsprechende Beleuchtung bekommen. Und weil wir in diesem Jahr mit dem Gartenarbeiten zeitlich ein wenig in Verzug geraten sind, war eine schnell umsetzbare Lösung gefragt.

Wozu ein Pflanzregal?

Nun, die Anzucht von Setzlingen soll schon im März beginnen, damit man dann Ende April die Setzlinge ins frei umpflanzen kann. Und da es zu dieser Zeit draußen noch zu kalt ist, werden die Samen im Hause großgezogen. Wir planen hier die eigene Erzeugung von bodenständigem Pflanzgut. Exotische Pflanzen wie Palmen kaufen wir sicherlich weiterhin vom Profi. Aber für Salat, Radieschen, Lauch, Kohl und dergleichen machen wir das selber.

Konstruktion im CAD

Um das Pflanzregal an einem Wochenende komplett zuzusetzen habe ich mich für eine Konstruktion aus Materialen entschieden, die ich bereits in meiner Werkstatt stehen hatte. Die Bestandsaufnahme ergab eine große Platte Birkenmultiplex 18mm sowie diverse kleinere Reste in 18mm und 15mm. Und da dieses Platten schon länger in Weg standen war das die Gelegenheit das Material sinnvoll zu verarbeiten.

Um dieses Möbel komplett auf meiner SEOGEO Plattenfräse herzustellen, war der Einsatz von CAD Software nötig. Ich habe hierzu mit FUSION360 alle wesentlichen Bauteile gezeichnet und in der 3D-Ansicht miteinander verbunden.

Auf diese Art und Weise ist sichergestellt, dass die entscheidenden Maße passen. Eine vollständige Konstruktion des Pflanzregal am Bildschirm einschließlich aller Fachböden ist unnötig, denn später wird das Regal in seiner Einteilung eh nach Bedarf verändert.

Nach Abschluß der 3D-Konstruktion wurden die einzelnen Bauteile (in FUSION360 werden diese „Komponenten“ genannt) als auf eine Konstruktionsebene projiziert und anschließend als DXF-Daten exportiert.

Die DXF Dateien habe ich dann mit VCARVEpro von VECTRIC zum Fräsen aufbereitet. (Und ja, ich weiß auch, dass FUSION360 ein CAM Modul hat, aber ich konnte mich damit mangels Zeit noch nicht auseinandersetzen.)

Alle materialspezifischen Konstruktionsmerkmale wie z.B. die Toleranzen an den Steckungen, Breite von Zapfenschlitzen, das Ausrunden von innenliegenden Ecken usw. erstelle ich dabei in der CAM Software und nicht in der Konstruktion im CAD. Der Grund dafür ist einfach: Wenn ich das Pflanzregal ein zweites Mal bauen muss, kann ich die evtl. erforderlichen Anpassungen in CAM machen, was in aller Regel schneller geht als im CAD die ganze Konstruktion zu überarbeiten.

Fräsen auf der CNC

Die SEOGEO Plattenfräse kann dank ihrer Breite von 125cm und dem 270cm langen Maschinentisch mit einer kompletten Platte Birkenmultiplex bestückt werden.

Die beiden Seitenteile sind die größten Bauteile des Pflanzregals. Diese werden also aus der großen Multiplexplatte gefräst. In den verbleibenden Freiräumen hatte ich noch ein paar größere Montagewinkel untergebracht, die inzwischen auch in unserem Shop zu bekommen sind.

Ich habe hier mit zwei verschiedenen 6mm-Fräsern gearbeitet, um ein Gefühl für deren Verhalten zu bekommen. Einem 3-Schneider mit geraden Kanten und Spanbrechernuten von SEOGEO sowie einem 6mm Einschneider mit Auf/Ab-Schneiden von Wooden-Signs.de.  Mehr zu den Erfahrungen mit diesen und anderen Fräsern folgt demnächst in einem eigenen Artikel.

Die Fachböden und die beiden Deckel des Korpus sind aus 15mm Multiplex gefräst (wobei es hier 12mm auch getan hätten), alle anderen Bauteile aus 18mm.

Bei allen CNC-gefrästen Teilen wurden anschließend mit der Makita DRT50 Fräse und einem 3mm Radiusfräser die Kanten verrundet.

Der letzte Arbeitsschritt war das Überschleifen aller Bauteile mit dem Exzenterschleifer und Schleifscheiben der Körnung 120.

Insgesamt hat das Herstellen aller Teile des Pflanzregals rund 3,5 Stunden gedauert – einschließlich Rüstzeiten und Fräserwechsel an der CNC sowie den abschließenden Schleifarbeiten.

Oberflächenbehandlung

Da das Pflanzregal ja mit Feuchtigkeit in Kontakt kommt, war eine Oberflächenbehandlung obligatorisch. Auch hier habe ich wieder auf das zurückgegriffen, was ich in meiner Werkstatt hatte – in diesem Falle ein 1 Liter Gebinde Leinölfirnis von den Adler-Farbenwerken.

Das sonnige Wetter erlaubte es, diese Prozedur im Freien zu erledigen. Auch hier gilt wieder: Leinöl reichlich auftragen, 15-20 Minuten warten und anschließend mit einem Tuch trocken reiben. Abschließend sollte man den so behandelten Holzteilen einen oder zwei Tage zum Aushärten der Oberfläche an einem warmen, trockenen Ort gönnen.
Das Ergebnis ist eine etwas nachgedunkelte, angenehm matte aber glatte Holzoberfläche. Dieses ist natürlich nicht 100% wasserfest aber hinreichend Wasser- und Schmutzabweisend.

Der Aufbau

Der Korpus des Pflanzregals ist komplett geschraubt und gesteckt. Es wird kein Leim verwendet. Für die Verschraubungen setze ich SPAX 4*40 Senkkopfschrauben mit Teilgewinde (sehr wichtig!) ein. Auf diese Art und Weise werden die Bauteile beim Verschrauben sauber und bündig zusammengezogen.

Es werden jeweils eine Schrauben in das Stirnholz des darunterliegenden Bauteils geschraubt. Ein Vorbohren der Löcher ist nicht nötig, zumindest wenn man die SPAX Schrauben mit 4Cut Gewinde nutzt.

Um das Umkippen der Seitenteile bei der Montage zu verhindern, kamen natürlich gleich die frisch gefrästen Montagewinkel zum Einsatz. Diese haben auch als überaus hilfreich erwiesen, um die Einzelteile vor dem Verschrauben rechtwinklig auszurichten.

Die beiden Böden oben und unten werden ebenfalls verschraubt sodaß sich am Ende ein torsionssteifer Rahmen für das Pflanzenregal ergibt.

Die Fachbodenträger werden anschließend einfach in den entsprechenden Höhe durch die Schlitze gesteckt und eingehängt.

Die eingelegten Fachböden aus 15mm Multiplex sind geschlitzt. Entsprechende Zapfen der Bodenträger greifen dort ein und verhindern so das Verrutschen der Böden. Ein Verschrauben ist nicht nötig, denn meine Frau möchte je nach Bedarf die Höhe der Böden schnell und einfach verändern können.

Die Pflanzlichter

Natürlich braucht ein Pflanzregal auch ein entsprechendes Pflanzlicht, ansonsten gedeihen die Setzlinge nicht. Wir haben uns hier für zwei preiswerte 25W-LED-Pflanzlichter entschieden.

Die nötigen Vorschaltgeräte der Pflanzlichter sind dabei einfach oben an den Rahmen des Pflanzregals geschraubt, also weit weg von der Gefahr, versehentlich mit Wasser übergossen zu werden. Die LED Panele selber werden mit 24V betrieben.

Der Betrieb dieser Pflanzlichter wird über eine einfache Schaltsteckdose von ANTELA gesteuert, die nicht nur per Smartphone programmiert werden kann sondern auch den verbrauchten Strom zählt. (Diese Smart Plug Steckdosen sind übrigens billiger als entsprechende Zeitschaltuhren).

Fazit

Das Ziel ist erreicht – binnen 3 Tagen wurde das Pflanzregal geplant, gefräst und aufgebaut. Trotz der einfachen Bauweise mit Schrauben ist es insgesamt eine sehr steife und robuste Konstruktion geworden.

Der Anzucht unserer Setzlinge steht nichts mehr im Wege. Möglicherweise werden wir hier auch noch Experimente mit anderen ungewöhnlchen Setzlingen machen wie z.B. Avocado, Mandeln und dergleichen mehr. Die für unsere Dachterrasse geplanten Palmen kaufen wir aber dennoch sicherlich online beim Spezialisten. Denn die wollen wir ja schließlich mit Beginn des Sommers auf der Terrasse haben.

Inzwischen ist nämlich das Pflanzregal schon bis in den Sommer mit den diversen Kulturen ausgebucht, um alle angedachten Setzlinge zu züchten.

Wer übrigens Interesse an den DXF-Daten dieses Pflanzregals hat, um es nachbauen zu können, der schreibe mir bitte eine Nachricht in den Kommentaren. Ich sende diese dann gerne bei Bedarf per Email zu.

 

6 Kommentare zu “Pflanzregal mit verstellbaren Böden

  1. Hallo Wolfram,

    sehr schönes Projekt. Das gefällt mir!
    Wie viel Luft planst du bei den Steckverbindungen ein?
    Dann kann die Pflanzsaison ja losgehen 🙂

    Viele Grüße!

    • Hallo Martin, in der Regel mache ich alle Verbindungen um 0,3mm größer – also rundherum 0,15mm Zugabe bei einem Zapfenloch. Im Bereich der Schlitze für die Fachbodenträger habe ich die Toleranzen aber auf 0,5mm erhöht, damit das Stecken leichter geht.
      Und ja, erstaunlich wie die gekeimten Pflänzchen unter dem Pflanzlicht gedeihen – viel besser als auf der Fensterbank.

  2. Danke für den Beitrag, Wolfram!
    Ich nehme an, du machst beim Ausschneiden der Umrisse auch Haltestege rein? Man sieht es nicht so auf den Fotos. Falls ja, wie entfernst du diese am besten? Weitere Erfahrungsberichte zu den verwendeten Fräsern in Multiplex würden mich auch interessieren. Vielen Dank!

    • Hallo Marco,
      ja, die Teile sind mit Haltestegen fixiert – die sind hier 3mm hoch und 8mm breit. Zum Durchtrennen benutze ich einen scharfen Beitel oder mein Bosch Multitool – überstehende Reste der Stege werden mit einem Bündigfräser entfernt.
      Zum Thema Fräser im CNC Möbelbau ist ein Artikel in Vorbereitung.

  3. Hallo Wolfram,
    sehr schönes Regal. Ich überlege wieviel Zeit die Herstellung ohne Fräse wohl benötigt. Eine Oberfräse habe ich, jedoch wird es ohne Frässchablonen wohl nicht so schön. Und für die Erstellung fehlt mir Erfahrung. Gibt es außer dem 3D-Daten (DXF), auch einen Bauplan?
    PS: Die Montagewinkel haben mich sofort überzeugt, sind bestellt.

    VG

    Daniel

    • Hallo Daniel,
      die DXF Dateien sind fürs CNC-Fräsen gedacht. Wenn Du Dir Frässchablonen machen möchtest, kann ich die Daten als PDF zur Verfügung stellen. Die kannst Du dann 1:1 ausdrucken (auf mehrere A4 Seiten verteilt) und auf 4mm Hartfaserplatte aufkleben, um die Frässchablonen zu erstellen. Wenn Du da Bedarf hast, einfach melden, dann erstelle ich Dir PDF Daten und maile Sie Dir zu.

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