Nachdem alle Teile der mittelalterlichen Truhe zugesägt sind, geht es jetzt mit dem Zusammennageln weiter. Leider ist ja das Nageln bei den modernen Holzwerkern etwas aus der Mode gekommen. Meiner Meinung nach aber zu unrecht.
Die Beilade
Bevor die Truhe zusammengenagelt werden kann, musst noch der Deckel für die Beilade angefertigt werden. Dazu wird ein passendes Brettchen zugesägt und an den Enden mit einem Hartholzdübel versehen.
Die Bohrposition kann mit zwei diagonalen Linien mittig angezeichnet werden.
Es werden zwei Buchenrundhölzer 6mm mit Übermaß eingeleimt. Auf die Truhe aufgelegt kann dann die Position für die Achsbohrung im Seitenteil bestimmt werden.
In die Seitenteile werden dann Löcher etwa 9mm tief gebohrt, in denen die Harthölzer gelagert werden. Damit diese später leichtgängig sind, wird ein wenig Holzwachs in die Löcher eingebracht.
Die Buchenrundhölzer werden auf die Bohrlochtiefe abgelängt und damit ist der Beiladendeckel fertig.
Die Nägel
Moderne Nägel sind in der Regel sehr preiswert zu bekommen und das Arbeiten mit Nagelverbindungen geht schnell. Moderne Nägel sind aber eigentlich keine echten Nägel, sondern eher „Drahtstifte“ – und werden teilweise auch so genannt.
Für ein Projekt wie diese Truhe kommen eigentlich nur vorbildgereche Nägel in Betracht, in unserem Falle sind das die geschmiedeten Nägel von Clouterie Rivierre aus Frankreich. Es handelt sich hier um einen der weltweit letzten Hersteller solcher Nägel. In Deutschland sind diese Nägel bei Dictum erhältlich.
Beim Verarbeiten dieser Nägel ist darauf zu achten dass man vorbohren muss. Der Grund ist die Keilform die diese Nägel aufweisen. Das hilft einerseit dass der Nagel sehr fest sitzt, erlaubt andererseit das Umbiegen für das Winkeln der Nägel. Hat aber eben den Nachteil dass unter Umständen das Holz splittert.
Bei den Teilen der Truhe haben wir mit einem 2,5mm Bohrer vorgebohrt. Das Loch ist dabei ungefähr 1/3 der Nagellänge tief gebohrt. Damit ist sichergestellt dass das Holz nicht splittert.
Die Nägel werden abwechselnd geneigt in das Holz getrieben. So sperren sie sich gegenseitig und die Truhe kann bei hoher Belastung nicht auseinandergedrückt werden.
Die Truhe wird dabei nur an den vier Ecken genagelt. Alle anderen Bauteile wie Boden und die Beiade sind ja in Nuten eingesetzt. Sie werden trocken und ohne Leim nur formschlüssig geklemmt.
Anfertigen des Truhendeckels
Nachdem der Korpus der Truhe zusammengenagelt ist, kann der Deckel zugesägt werden.
Da der Deckel nur ein einfaches Brett ist besteht die Gefahr des Verziehens. Um dem zu begegnen, werden außen zwei Gratleisten aufgenagelt. Diese sind zunächst mit etwas Übermaß zubeschnitten, um die Gefahr des Splitterns der Enden zu minimieren.
Es werden vier durchgehende Löcher gebohrt, wobei diese nur durch den Deckel und nur teilweise die Gratleiste gebohrt werden. Wegen der Länge des Bohrers kann anschließend separat durch die Leiste gebohrt werden.
Hier kommen mit 70mm die längsten Nägel zu Einsatz, die ich habe. Sie werden soweit eingeschlagen bis diese auf der anderen Seite etwa 20mm überstehen.
Mit einer Flachzange werden die herausstehenden Enden abgewinkelt. Da das Material der Nägel recht weich ist, it das problemlos zu bewerkstelligen.
Es wird eine Metallplatte unter die Nagelköpfe gelegt und die Überstände werden mit dem Hammer quer zur Faserrichtung umgeschlagen. Die Metallplatte ist nötig damit die Nägel hinterher weiterhin bündig mit der Gratleiste sind.
Danach kann die Gratleiste mit der Japansäge abgelängt werden.
Hier ein Blick auf den Truhendeckel mit den umgeschlagenen Nägeln. Dies sind U-förmig im Holz und halten so die Gratleiste in Position, auch wenn das Holz etwas arbeitet.
Hier ein Blick von unten auf die Nägelköpfe der Gratleiste.
Damit ist das Zusammennageln der mittelalterlichen Truhe beendet.
Der nächste Arbeitsschritt ist das Anbringen der Scharniere. Diese werden natürlich ebenfalls mit Nägeln befestigt werden.
Mehr dazu dann im kommenden Teil 3 dieses Bauberichtes.
Hervorragende Handwerkskunst. Ihr Blog ist eine großartige Ressource. Ich kann das nächste Update kaum erwarten.