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So erkennt man hochwertige Holzbohrer

Angeblich „hochwertige“ Holzbohrer sind zu den unterschiedlichsten Preisen erhältlich. Aber warum kosten die einen so viel und die anderen so wenig Geld? Welche taugen wirklich etwas?

In diesem Artikel versuche ich ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen.

Warum überhaupt spezielle Holzbohrer kaufen?

Viele Heimwerker sagen mir, dass sei unnötig.

„Da kann man doch auch die ganz normalen Bohrer nehmen.“

Ja, kann man schon, aber spezielle Holzbohrer liefern in der Regel bessere Ergebnisse. Das gilt ganz besonders beim freihändigen Bohren.

Warum?

Zu erst ist hier die Zentrierspitze zu nennen. Diese stellt sicher, dass der Bohrer in der Anfangsphase des Bohrvorganges nicht verläuft. Das merkt man vor allem dann, wenn man z.B. in Fichtenhlz mit einer ausgeprägten, harten Maserung der Jahresringe bohrt. Ein Bohrer ohne Spitze tendiert beim Freihand-Bohren dazu, in Richtung der weichen Holzpartien zu wandern.
Bei einem Holzbohrer mit Spitze wird dieser Effekt verhindert und das resultierende Loch ist genau mittig dort, wo es sein soll.
Zum anderen haben Holzbohrer einen spitzeren Schneidenwinkel, was zu besseren Resultaten – also runderen Löchern und weniger Ausbrüchen beim Austritt des Bohrers – in Holzwerkstoffen führt.

Rollgewalzt oder geschliffen?

Bei der Herstellung von Spiralbohrern gibt es im wesentlichen zwei Methoden: Das Rollwalzen und das Schleifen.

Bei der Herstellung von rollgewalzten Spiralbohrer werden Metallrundstäbe so lange erhitzt, bis sie zu glühen beginnen. Dadurch wird das Metall weicher und formbar. Anschließend wird der glühende Stab durch Walzen in die typische Spiralform gepresst.

Da hier nur die Schneidkanten geschliffen werden hat der Bohrer schmale silberne Kanten.

Die Spirale eines rollgewalzten Bohrer ist zum Großteil durchgängig dunkelgrau bis schwarz gefärbt. Ein weiteres Erkennungsmerkmal ist der Übergang vom Schaft zum Spiralenanfang. Er ist in der Regel leicht abgerundet, da die formgebenden Walzen ebenfalls rund sind.

oben: Rollgewalzter Bohrer, unten: Geschliffener Bohrer

Bei der Herstellung eines geschliffenen Bohrers wird die Spirale durch eine Schleifscheibe in den Metallrohling geschliffen. Daher der Name. Dies ist allerdings ein erheblich aufwändigerer Vorgang und mit realtiv viel Verschleiß der Schleifscheiben verbunden. Daher sind diese Bohrer deutlich teuerer.

Man erkennt einen geschliffenen Bohrer an der durchgängig silberglänzenden Innenfläche der Spirale und manchmal leichten Riefen, die durch den Fräsvorgang entstanden sind. Der Übergang von Schaft und Nut ist in der Regel scharfkantig.

Wenn man nacheinander mit einem rollgewalzten und anschließend mit einem geschliffenen Bohrer arbeitet, merkt man schnell den Unterschied. Der geschliffene Bohrer geht deutlich leichter durch das Material und liefert auch die längeren Späne.

Warum sind geschliffene Bohrer besser?

Für einen guten Holzbohrer gilt das gleiche wie bei einem Stechbeitel: Die Schneide muss möglichst scharf sein!
Und eine gute Schneide hat immer zwei Ebenen: Die Schneidenseite und die Spiegelseite. Um eine maximale Schärfe zu bekommen, muss man bei jedem Schneidwerkzeug zuerst die Spiegelseite (also die „Rückseite“) plan schleifen, anschließend die Schneide anschleifen.

Bei einem rollgewalzten Bohrer ist die Spiegelseite des Bohrer durch den Schmiedevorgang hergestellt. Diese ist zwar für ein Schmiedeteil sehr hochwertig, aber im Vergleich zu einem geschliffenen Teil eben doch sehr rau. Das entspricht einem Beitel, den man nur schärft, ohne die Spiegelseite abzurichten. Der ist zwar scharf, aber eben nicht superscharf!

Ein geschliffener Holzbohrer hat eine klar bessere Schneide, da hier von beiden Seiten abgerichtet wird. Daher sind die geschliffenen Holzbohrer deutlich schärfer und behalten – eine fachgerechte Handhabung vorausgesetzt – ihre Schärfe auch deutlich länger als die rollgewalzten Exemplare.

Ein weiterer Vorteil der geschliffenen Bohrer ist die glattere Innenseite der Spannut. Damit wird der Bohrspan schneller und leichter nach außen transportiert. Besonders bei tiefen Bohrungen verbessert dies die Bohrleistung spürbar.

Ich empfehle daher möglichst den Einsatz von geschliffenen Bohrern beim Bohren in Holzwerkstoffen. Gerade da können diese Ihre Qualitäten ausspielen.

Höherwertige Holzbohrer haben in der Regel auch eine geprägte Angabe des Durchmessers.

Meine bevorzugten Holzbohrer

Ich habe bisher Holzbohrer verschiedenster Hersteller in Gebrauch gehabt. Gar nicht überzeugt haben billige Holzbohrer von ALDI oder LIDL – aber das ist bei den Preisen nicht verwunderlich. Man bekommt das was man bezahlt. Für den Einsatz in Risikofeldern haben dieser aber durchaus ihre Berechtigung.

Dann hatte ich Holzbohrer von BOSCH und Makita – die liegen beide preislich im Mittelfeld, konnten mich aber qualitativ nicht voll überzeugen. Insbesondere die Bohrer von Makita mit Sechskantschaft haben teilweise erhebliche Probleme mit dem Rundlauf.

Die besten Erfahrungen – sowohl was Rundlauf als auch Bohrleistung und Standzeit betrifft habe ich mit den geschliffenen Holzbohrern von ENT gemacht. Man kann diese als Bohrer-Set oder aber in Einzelgrößen kaufen.

Als Grundausstattung ist ein Bohrerset ganz OK, aber langfristig braucht man z.B. im Möbelbau eigentlich immer nur bestimmte Größen (3 / 3,5 / 4 / 4,5 / 5) und da ist es zu überlegenswert, nur die wirklich benötigten Durchmesser zu kaufen.

Ich kann jedem Holzwerker nur empfehlen, einmal gute geschliffene Holzbohrer auszuprobieren. Das ist ein völlig neues „Bohrerlebnis“. Hierher möchte man mit „Billig-Holzbohrern“ eigentlich nicht mehr arbeiten.

Diese kleine Holzbohrerset von ENT ist in meinen Augen ideal zum Ausprobieren wie sich geschliffene Bohrer so anfühlen.

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3 Kommentare zu “So erkennt man hochwertige Holzbohrer

  1. Dominik Pogrzeba Pogrzeba

    Hallo Wolfram!
    Sehr interessanter Bericht! Klar verständlich und einfach beschrieben. Jetzt weiß ich auch mal, worauf ich beim Bohrerkauf achten muss.
    MfG,
    Dominik

  2. Bei Makita hab ich sehr negative Erfahrung mit Rost gemacht. Meine Bohrer schwimmen nicht im Wasser, ich gehe pfleglich mit ihnen um, aber dennoch rosten sie. Makitazubehör kauf ich so schnell nicht mehr.

  3. Vielen Dank für diesen Tipp!

    Ich habe mir gerade das „Probier-Set“ bestellt. Mein Erlebnis von heute hat mich schon stark frustriert: Ich habe einen neuen 5er und 6er-Bohrer nach dem anderen ausgepack, nur um festzustellen, dass die Zentrierspitze lustige Kreise ins Holz fräst. Und nicht nur bei einer Maschine, sondern bei allen, die ich in der Werkstatt habe. Die Zentrierspitzen sind allesamt nicht im Zentrum, was auch völlig eierige und unbefriedigende Bohrlöcher ergibt. Allein das Vibrieren des Bohrer ist schon unheimlich.

    Also suchte ich und fand diesen sehr guten Artikel. Vielen Dank und herzliche Grüße

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