Unser alter Wohnzimmertisch musste dringend ersetzt werden. Hier folgt der Baubericht des neuen Tisches aus massiver Buche.
Das Projekt beginnt an einem Samstag morgen um 9:30 Uhr mit dem Besuch beim Holzhändler und dem Einkauf von hochwertigem Buchenholz.
Der Tisch wird aus 26mm Buchenleimholz und einem 70*210mm Buchenkantholz gebaut. Wenn man Leimholz und Blockware kombiniert muss man darauf achten dass dieses nicht nur die gleiche Holzart ist sonder auch dass es gleich behandelt (gedämpft /getrocknet) ist. Ich greife hier auf Empfehlung des Holzhändlers zu Blockware von Pollmeier. Das ist Holz aus nachhaltig bewirtschafteten deutschen Wäldern in Top-Qualität. Das verwendete Leimholz ist eine Platte von Wiebeba aus Österreich.
Wieder Zuhause angekommen beginnt der Tischbau mit dem Zusägen der Beine. Dazu wird das 70er Buchenkantholz mit dem Pantherblatt auf der Tischkreissäge aufgetrennt und auf 68*68mm abgerichtet. Diese Höhe schafft meine FESTOOL CS70 gerade so. Die resultierenden Kanthölzer werden mit der Zugfunktion der Säge und dem 48er Feinschnittblatt auf 48cm abgelängt.
Die Verjüngung der Tischbeine säge ich mit einer einfachen Schablone aus einem Reststück Spanplatte. Der Winkel beträgt fünf Grad. Damit werden zwei Seiten jedes Tischbeins abgeschrägt. Oben bleiben jeweils 12cm der Länge stehen.
Zum Führen der Hölzer bewähren sich wieder einmal meine selbstgebauten Schiebehilfen.
Damit es beim Weiterarbeiten kein Malheur gibt werden die Beine sogleich mit dem Schreinerdreieck markiert.
Mit dem Zuschnitt der 26mm Leimholzplatte geht weiter. Das Ausgangsmaterial ist eine Platte mit 125*160cm. Die fertige Tischplatte soll eine Größe von 135*75cm bekommen. Davon ausgehend werden alle anderen Maße bestimmt.
Daher wird zuerst die Tischplatte zugesägt. Alle anderen Teile werden aus dem verbleibenden Restmaterial zugeschnitten.
Die Zargen bekommen eine Höhe von 11cm. Also werden drei Streifen mit 11cm Breite zugesägt und abgelängt. Die Formel für das Ablängen lautet Breite der Tischplatte minus 2mal Rand minus 2mal Breite der Tischbeine. Also 75-(2*1,5)-(2*6,8)=58,4cm als Längenmaß für die Querwangen und 135-(2*1,5)-2*6,8)=118,4cm als Längenmaß für die Längswangen.
Beim Bau des Tischgestells habe ich wieder Domino-Dübel als Verbinder verwendet. Für diesen Wohnzimmertisch kommen die größten Domino-Dübel zum Einsatz, die meine DF500 verarbeiten kann – die Größe 10*50mm. An jeder Verbindung werden zwei Dübel gesetzt.
Um Zeit zu sparen wollte ich mit den Klappanschlägen der Domino-Fräse arbeiten, aber da sitzen mir die Dübel zu dicht beieinander. Da ich in so einem Fall immer erst eine Testfräsung an einem Reststück mache, ist den passend zugesägten Werkstücken nichts passiert.
Also wurden alle Positionen der Fräsungen angezeichnet. Als Hilfsmittel dient eine kleine Schablone aus einem Reststück der Zuschnitte. Das stellt sicher, dass alle Fräsungen an der gleichen Stelle angezeichnet werden. Das absolute Maß ist hier weniger wichtig als der Umstand dass alle Fräsungen die gleiche Position haben.
Die Tischbeine wurden wieder an einem Anschlag befestigt um so eine absolut winkelige Fräsung sicherzustellen.
Damit sich die schweren Tischbeine beim fräsen nicht verschieben können, habe ich diese mit Resthölzern unterlegt. So kann man mit voller Kraft von oben auf die Dominofräse drücken ohne dass etwas schief geht.
Nachdem alle Domino-Schlitze gefräst waren, wurden alle sichtbaren Kanten der Werkstücke mit dem 8mm Abrund-Fräser auf dem Frästisch bearbeitet. Das Abrunden sollte auf jeden Fall als letzter Arbeitsschritt erfolgen, da es ansonsten zu Ungenauigkeiten beim Anlegen des Domino-Fräsers kommen kann.
Nach dem Überschleifen aller Holzteile für das Tischgestell mit 240er Körnung konnte mit dem Verleimen begonnen werden. Zuerst wurden die kurzen Querzargen mit den Beinen verleimt.
Kleine Holzzulagen verhindern dabei dass die Wolfcraft-Zwingen Abdrücke auf der fein geschlffenen Holzüberfläche hinterlassen.
Da die Tischplatte mit ihren Abmessungen schon ein recht großes Teil ist, habe ich auf der Unterseite zwei Gratleisten eingelassen um ein Verziehen derselben zu verhindern. Diese Leisten sind 40mm breit und ebenfalls aus den verbliebenen Resten der Zargen gesägt.
Die Schlitze für die Gratleisten werden in drei Schritten gefräst: Zuerst mit dem 10mm Schaftfräser einen 18mm tiefen Schlitz, danach mit dem 14mm Gratfräser die beiden Schrägen. Alle Fräsungen in der Tischplatte erfolgen mit der Festool OF1010 auf der Führungsschiene.
Weil ich die wunderbar gerade und glatte Tischplatte nicht in der Mitte aufsägen wollte, habe ich mich dafür entschieden die Gratfräsung bis zum Ende an einer Seite nach Außen zu führen.
Leider war mir beim Fräsen der letzten Gratnut die Führungsschiene ein wenig verrutscht, weshalb die beiden Gratnuten unterschiedlich breit wurden. Deshalb mußte jede Gratleiste individuell in ihrer Breite angepasst werden.
Die Gratleiste selbst wurde auf dem Frästisch in mehreren Durchgängen hergestellt. Dabei wurden immer nur wenige Zehntel-Millimeter abgenommen und die Passung nach jedem Fräsgang überprüft. Das Ergebnis ist dann eine Leiste die straff in die Gratnut eingeschoben werden kann.
Der Austritt der Gratnut wird mit der kleinen Makitafräse quadratisch ausgearbeitet und nach dem Einschieben der Gratleiste mit einem eingeleimten Holzklotz verschlossen.
Um die Kanten gerade zu bekommen, wird eine Holzleiste als Anschlag rechtwinklig zur Tischkante festgespannt. Dies ergibt dann saubere Kanten für das Einleimen des Klotzes.
Nachdem die Gratleisten eingeschoben wurden die Nuten mit passenden Holzklötzen verschlossen. Zulagen aus 3mm MDF an der Oberseite verhindern eine Beschädigung der Tischoberfläche.
Nach dem Trocknen des Leims wurde der eingesetzte Holzklotz mit dem DICTUM-Blockhobel an der Kante und zur Unterseite der Tischplatte bündig gehobelt
Alle Kanten der Tischplatte wurden mit der Makita-Oberfräse und dem 8mm Abrundfräser gerundet, die Oberflächen mit dem Exzenterschleifer und 240er/320er Körnung verschliffen.
Am Abend des ersten Tages konnte dann noch das Tischgestellt verleimt werden. Die beiden Querzargen waren ja schon mit den Beinen verleimt. Jetzt mussten nur noch die Längszargen eingesetzt und verleimt werden.
Da ich keine so großen Zwingen habe, wurden je zwei Wolfcraft-Zwingen mit einem Verbindungsstück zusammengesetzt. Diese Methode hatte sich schon beim Projekt der Schrankwand bewährt.
Als letzten Arbeitsschritt beim Tischgestell werden noch Eckverbinder eingebaut. Diese erfüllen zwei Aufgaben: Sie bringen die Zargen in einen rechten Winkel und machen später das Tischgestell verwindungssteifer.
Diese Eckverbinder sind ebenfalls aus Resten der 26mm Leimholzplatte zugesägt. Die Bohrungen werden auf der 45Grad-Schnittfläche rechtwinklig aufgesetzt und freihand gebohrt, dann von der Rückseite her mit dem Kegelsenker angesenkt.
Mittels Ponal-Weißleim und 4*30 SPAX Schrauben werden die Verbinder die Ecken geschraubt.
Um die Tischplatte mit dem Tischgestell zu verbinden wurden Halteklötze angefertigt. Mit der Tischkreissäge wird eine Leiste in ein passendes Profil gebracht. Der Zapfen ist dabei so dimensioniert dass dieser in den Schlitz der Zargen passt und gleichzeitig in der Höhe einen knappen Millimeter niedriger ist. Beim Verschrauben wird so der nötige Druck aufgebaut der die Tischplatte sicher fixiert.
Die fertige Leiste wird anschließend in 30mm breite Stücke gesägt, gebohrt und angesenkt.
Vor der Montage des Tisches wurde dieser mit Hartöl behandelt. Das gesamte Vorgehen der Oberflächenbehandlung erfolgte dabei wie schon beim kleinen Beistelltisch beschrieben und zog sich über mehrere Tage hin.
Die abschließende Montage von Tischplatte und Tischgestell war dann in wenigen Minuten erledigt. Tischplatte mit Gratleiste nach oben auf zwei Böcke legen, Tischgestell auflegen, alles gleichmäßig ausrichten und mit SPAX 4*40 verschrauben. Die Klötze werden dabei so positioniert, dass diese in den Schlitzen der Zargen nach allen Seiten ein paar Millimeter Luft haben. So kann die Tischplatte ungehindert arbeiten.
Hier ein Blick unter den fertig montierten Wohnzimmertisch.
Leider sitzt aufgrund eines Denkfehlers die Gratleiste genau an der Stelle an der auch die äußeren Halteklötzen montiert werden sollten. Diese sind jetzt einfach entfallen, da die übrigen acht Klötze mehr als ausreichend sind.
Daz noch eine Detailaufnahme der Ecke des Wohnzimmertisches.
Die Oberfläche wurde bis auf Korn 320 geschliffen und mit Hartöl behandelt.
Fazit dieses Projektes
Die Anschaffung der Festool-Domino-Fräse hat sich wieder einmal voll bezahlt gemacht. Mit diesem System kann ein Massivholzmöbel mit stabilen Schlitz-Zapfen-Verbindungen sehr rationell gebaut werden. Die Zeitersparnis gegenüber einer konventionellen, aus dem vollen gearbeiteten Verbindung ist ganz erheblich! Wer das mal ausprobieren möchte ohne gleich diese doch nicht unerhebliche Investition von rund 800 EUR zu tätigen: Man kann bei vielen Festool-Händlern die Domino-Maschine zum Testen tageweise mieten.
Der eigentliche Bau des Tisches war an einem Wochenende erledigt, die Oberflächenbehandung hat sich dann über mehrere abendliche Sitzungen eine weitere Woche hingezogen.
An Elektrowerkzeugen kamen zu Einsatz: Tischkreissäge, Handkreissäge mit Führungsschiene, Dominofräse, Frästisch, Oberfräse freihand, Exzenterschleifer, Akkubohrschrauber.
Konstruktiv ist dieser Wohnzimmertisch ähnlich wie der kleine Hocker aufgebaut, mit dem ich das Domino-System erstmals erprobt hatte. Es sind aufgrund der größeren Abmessungen lediglich andere Materialstärken verwendet. Zudem sind einige konstruktive Ergänzungen vorgenommen worden. Dies sind die eingefrästen Gratleisten, um einem möglichen Verzug der Tischplatte vorzubeugen und die Eckverbinder, die einem Objekt dieser Größe erheblich mehr Verwindungsstabilität geben, wenn der Tisch einseitig angehoben und verschoben wird.
Wer will, der sich hier noch Inspiration für einen Esszimmertisch holen.
Ist ein sehr schöner und vor allem schnell gebauter Tisch geworden!
Einzig bei den Nutklötzchen solltest Du beim nächsten Tisch die Faserrichtung drehen: hier könnten theoretisch die Fasern leicht bei zuviel Druck gespalten werden – liegen die Fasern 90° gedreht kann das weniger leicht passieren.
Ist aber zugegebenermaßen eher Theorie – bei den heutigen klimatischen Verhältnissen in Wohnräumen passiert eher gar nichts. 🙂
Gruß
Hannes
Hallo Hannes,
Danke für den Hinweis – Heiko hat das auch gleich entdeckt… Ob es hält?
Die Nutzklötze werde ich dennoch bei Gelegenheit mal austauschen.
Hallo Wolfram,
der Tisch ist dir gut gelungen. Die Gratleiste hättest du aber weglassen können, so groß ist die Platte ja nicht. Und direkt neben der Zarge erscheint mir das doppelt gemoppelt.
Bei den Nutklötzen läuft die Maserung falsch herum. Wenn die Platte wirklich arbeitet, werden eher die Klötzchen brechen, als dass sie die Platte halten.
Gruß
Heiko
Hallo Heiko,
Danke für Deine Anmerkungen. Wo ist denn den Größe ab der man eine Gratleiste braucht? Da die Buchenholzplatte nach dem Auspacken schon ein wenig schräg wurde, schien mir diese Leiste notwendig.
Danke für den Hinweis bei der Maserung von den Nutklötzen – klar, wenn man die Leiste der Länge nach aufsägt ist die Maserung der Klötze dann quer… ich habe noch einen Rest Buche von der Stirnseite – also mit der „richtigen“ Maserung. Da werde ich mal noch ein paar neue Klötze anfertigen und austauschen.
Hallo Wolfram,
ab wann man Gratleisten benutzen sollte ist schwierig zu beantworten. Ich persönlich würde ab ca. 60 cm Breite und 1,4m Länge Gratleisten einsetzen. Das ist aber auch abhängig von der Dimensionierung der Zargen. Du siehst, es sit eher eine Gefühlssache. Eine feste Regel gibt es da nicht.
Bei einem Tisch muss man sich ja nicht die Mühe machen „echte“ Gratleisten einzusetzen. Aufgeschraubte reichen ja vollkommen aus. Die notwenigen Langlöcher kann man prima mit der Domino Fräse machen. Von daher wäre es nur wenig Arbeite ein paar geschraubte Gratleisten einzusetzen. Das spricht dann wieder für den Einsatz der Leisten, auch bei kleinen Tischen.
Eine Gratleiste schadet ja in der Regel nicht. Ich bin nur der Meinung, dass Gratleisten in letzter Zeit doch stark überbewertet werden.
Gruß
Heiko
Hallo Wolfram,
einen schönen Tisch hast Du da gebaut.
Mit der Verwendung von Pollmeier Buche habe ich bisher gute Erfahrungen gemacht. Da ich mich ja auf den Einsatz von Handwerkzeugen beschränke, ist das Holz für meine Zwecke schon gut prepariert.
Grüße
Stefan
Der Tisch sieht toll aus, weiter so! Ich könnte auch einen neuen Wohnzimmertisch gebrauchen. Vielleicht gebe ich deine Anleitung ja einfach an meinem Vater weiter. Übriges passt dieses Projekt perfekt in unsere Rubrik „Im Haus“. Unsere User würden sich sicher freuen, wenn du Ihnen diese Anleitung ebenfalls präsentieren würdest 🙂
Hallo Wolfram!
Ein geniales Projekt mal wieder von Dir! Der Couchtisch sieht echt super aus! Danke, dass Du wieder einmal SPAX verwendet hast! Wenn Du magst, schick uns doch mal gern ein paar verschiedene Fotos vom fertigen Tisch an fb@SPAX.com und wir verlinken von unserer Facebookseite aus auf Deinen Blog.
Viele Grüße,
Dein SPAX-Team
Hallo Spax-Team,
das mach ich doch glatt. Ihr habt Mail -)
Hey,
ich muss sagen: einfach nur der Hammer was du da gemacht hast!
Mir fällt es immer schwer mit Holz zu arbeiten aber der Tisch sieht ja aus wie aus der Fabrik.
Mehr solche Artikel.
Danke, Andreas von SEV-TSM
[…] https://www.holzundleim.de/2015/08/wohnzimmertisch-aus-buche-selbstgebaut/ […]
Hallo Wolfram,
Ich bin immer wieder von den Socken, wie Projekte _so_ gut werden könne. Ganz dickes Kompliment!
Ich persönlich bin übrigens auch immer für ein bisschen zu viel Stabilität als zu wenig. Wenn man auf Masse baut und auf Kosten achten muss, gut – Aber für solche Einzelstücke? Was soll der Geiz… 🙂
Ja, bei so einem Wohnzimmertisch kann es auch mal passieren dass sich jemand einfach draufsetzt – daher das 26er Leimholz…
Lieber Andreas, was soll ich da antworten, wenn mit diesem Kommentar offensichtlich nur ein Link für Deinen Online-Shop auf meinem Blog platziert werden soll?
Das war ein Experiment um zu sehen wie viele Leute tatsächlich so einen Link anklicken. Es waren aber nur drei Leser. Außer für die Suchmaschinen vielleicht sind solche Aktionen also wohl sinnlos. Da es auch keine Reaktion vom Autor gab, habe ich den Link gelöscht.
Moin Wolfram,
ein schöner Tisch ist das geworden.
Die Gratleiste wäre allerdings nicht notwendig gewesen. Die Querzarge ist so hoch, dass sie die Platte gerade halten kann. Du solltest aber bei der Querzarge mehr Nutklötze benutzen. Die äußeren sollten dicht bei den Beinen sitzen.
Noch was, wenn du das Ende der Gratnut mit einem Klotz ausleimst, dann mußt du unbedingt Luft zur Gratleiste einplanen. So kann die Platte nicht arbeiten bzw schrumpfen. Ich Leime da übrigens immer einen Klotz in Form der Gratnut ein. Natürlich mit der Maserung in Richtung der Länge. Schönen Gruß, Lampe
Hallo Lampe,
ja da hast Du recht. Inzwischen würde ich auch einige Details anders machen als damals. Man lernt halt nie aus.
Hey,
Auf der Suche nach Ideen für nutklötzchen bin ich direkt bei dir gelandet. Sehr cool, danke für die tolle Anleitung! Einen super blog hast du da, mach weiter so!
Wir sehen uns auf YouTube
Gruss Frank