Bei den letzten Projekten hatte ich immer schnell relative Unordung auf der Werkbank, weil ich eine Menge verschiedener Kleinteile zur Hand haben mußte. Um dieses Problem zu lösen, habe ich mir ein kleines Regal mit Sichtlagerkästen gebaut.
Ziel war es, ein kleines, flexibles Regal im Griffbereich meiner Werkbank zu haben. Dort kommen je nach Projekt die erforderlichen Kleinteile griffbereit hinein.
Um das Projekt zügig umzusetzen habe ich mich für die Verwendung kleiner Sichtlagerkästen aus Kunststoff entschieden. Allerdings wollte ich die Kästen in einer stabilen und schlagfesten Qualität – womit dann die übliche Baumarktware schon mal ausscheidet.
Nach einer Recherche im Internet bin ich dann auf die Seite „Ab-in-die-Box“ gestoßen. Dort werden Sichtlägerkästen „Made in Germany“ in hoher Qualität zu guten Preisen angeboten. Kurzerhand habe ich dort einen Karton der kleinen Sichtlagerkästen der Größe 1 (100*100*60mm) bestellt.
Beim Öffnen des Kartons zeigte sich: das Qualitätsversprechen von „Ab-in-die-Box“ wird gehalten. DIe Sichtlagerkästen sind aus hochwertigem, zähelastischem PP-Kunststoff und damit sogar „lebensmittelecht“ – man könnte also sogar seine Müsliflocken darin lagern.
Als Baumaterial für das Regal kommen zwei Reststücke Sperrholz zur Verwendung. Ein Rest 12mm Kiefernsperrholz für den Rahmen und ein Rest 8mm Pappelsperrholz für den Boden.
Ein kurzer Check der Größe der Kästen zeigt, dass eine Fachhöhe von ca. 7cm ideal ist. Dies und die Breite des verfügbaren 8mm Sperrholzes für den Boden bilden die beiden Grundmaße für das Regal. Damit wird die innere Breite des Regals auf 41cm festgelegt, die Höhe ergibt sich aus der Größe der 12mm Kiefernsperrholzplatte.
Die Sichtlagerkästen sind 10cm tief und da das Regal eine Rückwand und eine „französische Aufhängung“ bekommen soll, mache ich die Seitenteile einfach mal 12cm tief.
Als erster Schritt werden daher zwei 12cm breite Streifen abgesägt, die später Boden und Deckel des Regals werden. Anschließend werden in die Seitenteile 8mm breite Nuten 5mm tief im Abstand von 7cm eingefräst. Das erfolgt auf ganzer Breite mit der Oberfräse und einer Führungsschiene.
Am Fuß der Festool-Fräse ist eine Markierung welche die Mitte des Fräsers kennzeichnet. Es muß nur die Mitte der Fräsung angezeichnet werden, die Markierung ausgerichtet und dann kann gefräst werden.
Wenn man allerdings erst mal zum Abendessen geht, kann sowas passieren:
Was war geschehen? Ich hatte vergessen die Schrauben des Führungsschienenadapters anzuziehen. Beim Fräsen ist mir dann der Fräser nach links verlaufen und ich habe in die Schiene gefräst. Sehr ärgerlich.
Es werden alle Nuten gefräst und danach werden die Seitenteile wieder als 12cm breite Streifen abgesägt. Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass sich eventuelle Ungenauigkeiten der Abstände der Nuten auf beiden Seitenteilen in gleichem Maße abbilden und damit sind die Böden zwar evtl. nicht gleich hoch, aber auf jeden Fall gerade.
Mit der Kreissäge habe ich anschließend noch in beide Seitenteile einen 4mm breiten Schlitz der Länge nach eingesägt. Hier wird später die Rückwand eingesetzt. Und wie man sieht hatte ich auch hier im Eifer des Säges einen Schlitz versehentlich doppelt eingesägt.
Jetzt war es an der Zeit die Böden zuzusägen. Die Tiefe der Böden ergibt sich aus dem Abstand der Vorderkante zum Schlitz der Rückwand – in meinem Fall rund 10,7cm.
Und nun war die erste Passprobe fällig. Passen die Kästen zwischen die Seitenteile? Zudem kann jetzt auch das Maß für Boden und Deckel des Regals abgemessen werden. Einfach die Teile anlegen und mit dem Bleistift anzeichnen – schon hat man die richtige Länge. Eventuelle Längentoleranzen der Fachböden werden so aufgefangen.
Als nächstes muß die Rückwand eingepasst werden. Dafür kommt ein Rest 3mm MDF zur Verwendung, der noch vom System32-Schrankbau übriggeblieben war.
Beim maßgenauen Zusägen ist es wichtig dass die Rückwand exakt rechtwinklig ist, damit diese nicht später beim Einsetzen den Rahmen des Regals verzieht.
Der Rahmen des Regals wird verleimt und zur Fixierung mit Drahtstiften zusammengenagelt. Natürlich hätte man da wunderbar einen Elektrotacker verwenden können, aber geht auch mit einem einfachen Hammer und Drahtstiften.
Vor dem Einbauen des Bodens wurde noch die Rückwand eingeschoben. Mit Schraubzwingen wird alles rechtwinklig ausgerichtet und bis zum trocknen des Leims fixiert.
Nun ging es an das Einsetzen der Fachböden. Leider hatten sich diese nach dem Aufsägen ziemlich übel verzogen und daher mußte hier ein wenig mehr Aufwand getrieben werden.
Die Fachböden wurden paarweise mit der bauchigen Seite zueinander eingesetzt und verleimt. Dann wurden Keile und Abstandshölzer zwischen die Böden getrieben bis die Böden gerade waren.
Um ein erneutes Verziehen zu verhindern, habe ich die Rückseite auf die Böden genagelt. Nach dem Aushärten des Leims konnten die Keile entfernt werden und die Böden waren ziemlich gerade.
Der letzte Schritt war das Anbringen der französischen Aufhängung. Dies ist im Prinzip nur eine Holzleiste die 45-Grad Winkel aufgesägt wird. Ein Teil davon wird in die Rückseite des Regals eingesetzt, der andere Teil wird an die Wand geschraubt.
Das Regalteil ist bündig eingesetzt und mit dem Rahmen verleimt. Das Holz für die Wand wird ein wenig gekürzt damit es seitlich auf jeder Seite ca. 1cm Luft hat, um das Regal später sauber ausrichten zu können.
Das Wandteil wird mit der Wasserwaage ausgerichtet und festgeschraubt. So entsteht ein nach hinten geneigter Keil, in den das Regal eingehängt werden kann.
Zum Schluß noch eine Prüfung des aufgehängten Regals mit der Wasserwaage – alles im Lot. Wenn das Regal wider erwarten doch schräg hängt, kann man einen dünnen Holzspan auf der entsprechenden Seite unterlegen und so das ganze waagerecht ausrichten.
Jetzt noch die Sichtlagerkästen ins Regal stellen – fertig.
Das Projekt hat rund 4 Stunden Bauzeit erfordert. Auf eine Oberflächenbehandlung verzichte ich. Jetzt habe ich noch einige Sichtlägerkästen von der Ab-in-die-Box-Lieferung übrig – ich werde also demnächst hoch ein weiteres Regal dieser Art bauen.
Ja, sowas ist sehr praktisch. Ich muss allerdings zu meiner Schande gestehen, dass ich mir die Wandhalterung aus Metall dazugekauft und nicht selbst hergestellt habe 🙂
Das ist wieder mal so ein „Testprojekt“ für ein angedachtes, größeres Kleinteilelager. Ich werde jetzt mal schauen wie es sich bewährt bevor ich das angehe.
Oh je – Die schöne Führungsschiene! Aber wo gehobelt wird, fallen Späne. Das Problem mit dem sich verziehenden Holz habe ich auch permanent. Wodurch kommt das? Wenn ich es kaufe, ist es doch auch gerade.
Recht praktisch wäre noch ein Stopper für die „Schubladen“ gewesen, aber so, wie das auf den Bildern sieht, wäre das nicht so ohne Weiteres möglich. Außer vielleicht, man bohrt zwei Löcher und schiebt eine Gewindestange o. ä. hindurch.
Die kleinen Sichtlagerkästen will ich rausnehmen können, daher habe ich keine Stopper eingeplant.
Das Holz verzieht sich dann, wenn es unterschiedlich „feucht“ auf Vorder- und Rückseite ist. Die Platte lag etliche Tage flach auf meiner Werkbank in der Garage. Eine Seite hat Luft, die andere ist abgedeckt. Dann noch das Regenwetter und schon haben beide Seiten unterschiedliche Feuchte. Das ist zwar minimal, reicht aber bei den schmalen Streifen dass sich diese verziehen.
Der Wahnsinn! Da muss ich dir unbedingt noch einen Tipp in eigener Sache geben; morgen startet unser Wettbewerb „Mach mal Ordnung“ – mit dem Projekt hast du mit Sicherheit die Chance auf einen der tollen Preise, klick doch mal rein! Liebe Grüße, Maral von http://www.mach-mal.de
Na dann schau ich da mal vorbei…
Lieber Wolfram! Wollte mal Danke sagen für deine Seite. Ich bin hier, bei Heiko Rech und bei Michael Hild fast jeden Tag. Finde, alle drei Seiten sind wirklich erstklassig.
Hoffe noch auf viele weitere Projekte und Erklärungen von dir.
Lg Harald aus Wien
Danke für das Lob, lieber Harald. Freut mich wenn es Dir gefällt.
Hallo Wolfram,
ein sehr schönes Kleinteilelager aus „Nix“.
Erinnert mich stark an die USA Wooworking Schiene. Dado Stack und Luftnagler und Du könntest in Produktion bei YouTube gehen. Staubmaske nicht vergessen 🙂
Gruß Andi
Deshalb hab ich ja von Hand genagelt damit ich nicht für einen Amerikaner gehalten werde 😉
Hi Wolfram,
in meine Schiene habe ich auch schon gefräst:-( . Sehr ärgerlich! Aber kann leider passieren. Dein Regal gefällt mir auch gut. Bin auf dein nächstes Projekt gespannt.
Gruß, Dominik
[…] von Wolfram kommt die Bauanleitung für ein Kleinteilregal. Die Anleitung gefällt mir besonders gut da ich im Zuge meines begonnen Werkstattumbaus etwa 100 […]