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Korpusbau mit Confirmat-Schrauben

Da einige größere Möbelbau-Projekte bei mir anstehen, bin ich derzeit dabei verschiedene Optionen für den Korpusbau zu erproben.

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Hier mein erster Test mit den Confirmat-Schrauben und ein Bericht über die Erfahrungen.

Diese Schrauben die auch als „Eckverbinderschrauben“ oder umgangssprachlich als „IKEA-Schrauben“  bekannt sind wurden speziell dafür entwickelt einen Möbelkorpus aus Plattenmaterial miteinander zu verbinden.

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Stumpfe Spitze, grobes Gewinde, Kragen und wahlweise mit Torx- oder Kreuzschlitzantrieb sind die Kennzeichen dieser Schraube. Gängige Größen sind 7*50 und 7*70 für die üblichen Spanplatten mit Stärken von 18 bis 25mm.

Die Vorteile

Was diese Bauweise interessant macht ist der Umstand dass der Korpusbau damit sehr einfach schnell vonstatten geht. Es werden einfach die beiden Teile im rechten Winkel ausgerichtet, mit einer Kantenzwinge verbunden und sauber ausgerichtet.
Dann wird mit einem Stufenbohrer ein Loch gebohrt, die Confirmat-Schraube eingedreht, fertig!

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Und das Resultat ist außerordentlich stabil. Eine Belastung von über 95 kg wird problemlos weggesteckt. Ich kann sogar draufspringen – es hält!

confirmat05Mit „normalen“ Spanplattenschrauben würde das nicht funktionieren. Warum? Die normalen Spanplattenschrauben haben einen relativ geringen Durchmesser – da werden auftretende Kräfte auf eine sehr kleine Fläche konzentriert und die Schraube bricht durch das Spanplattenmaterial.

Was ist nun zu beachten?

Um diese Schrauben korrekt verarbeiten zu können, benötigt man den zur jeweiligen Schraubengröße passenden Stufenbohrer. Ich habe hier Eckverbinderschrauben der Größe 7*70 – die gängige Größe für größere Teile aus 22mm Spanplatte.

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Dazu erforderlich ist ein passender Stufenbohrer. – also ebenfalls der Größe 7*70.

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Worauf muß man beim Verarbeiten sonst noch achten?
Der Stufenbohrer hat einen Stellring als Tiefenstop. Dieser muß korrekt positioniert werden, damit die letzte Stufe des Bohrer nur eine leichte Ansenkung an der Plattenoberfläche bohrt.

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Ohne Tiefenstop von Hand zu bohren geht nicht – sobald der Bohrer die letzte Stufe erreicht hat wird dieser ansonsten einfach in das Material hineingezogen. Die Folge: die Ansenkung für den Kragen der Confrmat-Schraube ist zu tief oder es wird sogar das Bauteil komplett durchbohrt.

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Es wird bis zum Anschlag in die Kante gebohrt. Dabei den Bohrer auch mal zurückziehen damit die Späne aus dem Bohrloch kommen.

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Die Confirmatschraube kann mit einer Ratsche problemlos eingedreht werden. Also eine ganz einfache Sache.

Was sind die Nachteile dieses Systems?

Erstens: Man braucht den nicht ganz billigen Stufenbohrer. Dieser kostet je nach Größe zwischen 30 und 50 EUR. Pro Schraubengröße braucht es einen eigenen Bohrer.
Zweitens: Die Schraubenköpfe sind außen am Korpus sichtbar. Es gibt zwar Abdeckkappen aus Kunststoff, aber da immer die passende Farbe zu bekommen ist nicht ganz einfach.

Mein erstes Fazit

Das Verarbeiten dieser Schrauben geht schnell und problemlos. Die Methode ist auch für den Hobbyhandwerker geeignet, denn als Werkzeug werden nur Akkuschrauber, Stufenbohrer und der passende Schraubendreher benötigt. Die resultierenden Konstruktionen sind sehr stabil.
Dieser Test wird von mir als voller Erfolg gewertet – ich werde die Confirmatschrauben in Zukunft sicherlich noch häufiger einsetzen.

Hat schon jemand meiner Leser mit diesen Schrauben gearbeitet? Was sind die Erfahrungen? Ich würde mich freuen hier eine Rückmeldung zu bekommen.

UPDATE 2019

Die Conformat-Schrauben habe ich unter anderem im Projekt „Mehrteilige Schrankwand“ eingesetzt, um die vielen Korpen zu montieren. Das resultierende Möbel ist trotz massiver Belastung durch Bücher bis dato stabil und ohne Verzug. Der Einsatz dieser Schrauben hat sich also gut bewährt, auch wenn man natürlich mit den Schraubenköpfen und deren Kunststoff-Kappen seinen Frieden schließen muss.

23 Kommentare zu “Korpusbau mit Confirmat-Schrauben

  1. Direkt gearbeitet habe ich damit noch nicht, nur mal etwas rumprobiert. Der Vorteil ist, dass viele Möbel damit zusammengeschraubt werden und man aus alten Möbeln recht schnell eine stattliche Anzahl an Schrauben zusammenbekommt 🙂

    • Durch Altmöbel zerlegen bin ich auch seinerzeit auf diese Schrauben aufmerksam geworden. Für ein kommendes Projekt werde ich diese aber in sehr grosser Zahl einsetzen, daher jetzt der Kauf beim Schraubenhändler

  2. Auch ich habe davon eine gesammelte Kiste und die Schrauben auch schon selber verarbeitet. Nur fand ich die doppelte Bohrarbeit sehr umständlich. Hättest ja mal eher sagen können, dass es da spezielle Bohrer gibt. 😉

    Ein sehr interessanter Artikel.

    Gruß Ricc

    • Die Sache mit dem Bohrer ist ein Tipp von Heiko Rech. Welche das genau sind ist dann mir beim Durchblättern des WÜRTH-Katalogs klar geworden.

  3. Jochen Kreitz

    Danke für diese ausführliche Einsatzbeschreibung. Genau danach suchte ich diese Nacht. Nur deine Preisangeben müssen korrigiert werden. Der Bohrer mit der Artikelnummer auf deinem Bild kostet aktuell bei Würth knapp 85 Euro. Die Schrauben gibt es bei BefestigungsFuchs sehr preiswert in Großpackungen.

    • Preise bei Würth sind ein Mysterium. Die sind dauernd in Bewegung. Meine Erfahrung: In der Niederlassung kaufen und aktiv nach dem Preis fragen. Oder mal mit dem zuständigen Außendienstler sprechen. Bei einem Einzelkauf eines Artikels verlangt Würth deftige Zuschläge, wenn man für 500 EUR und mehr einkauft, werden die Preise erheblich besser.
      Es gibt diese Stufenbohrer aber auch bei Sauter, Layer, Häfele und vielen anderen Händlern.

  4. Diese Art der Verbindung ist einfach Spitze!
    Klar, ich liebe es mit der DF zu arbeiten oder auch mit den Exzenterverbindungen mit Bohrschablone von Hettich, doch die einfachste und schnellste Art ist diese.
    Leider sieht man die Schrauben; auch wenn eine Kunstoffabdeckung drauf kommt… Aber von der Haltbarkeit und Belastungsfähigkeit unübertroffen.

  5. Ich benutze die Schrauben sehr gern. Ich habe schon einige Regale und Schränke aus Leimholz damit zusammengebaut. Nur der Bohrer ist leider wirklich teuer (ab 45€ aufwärts). Keine Ahnung, was diesen Preis rechtfertigt.
    Da bohre ich lieber zweimal 🙂

    • Der Preis resultiert aus dem doch komplexen Fertigungsprozess der 3-stufigen Bohrschneide und der wohl geringen Stückzahlen in denen diese Bohrer gefertigt werden.
      Ich habe anfangs auch mit 2-mal bohren gearbeitet, aber mit dem Stufenbohrer geht es schneller und vor allem viel genauer. Bei wenigen Stücken lohnt das nicht, aber spätestens beim Bau der grossen Schrankwand war ich froh, diese Investition getätigt zu haben

  6. Hallo Herr Herzog.
    Die Confirmat-Schrauben habe ich gerne bei Einbauschränken und bei Schubladen benutzt. Also bei Projekten aus Spanplatten, bei denen man die Schrauben später nicht mehr sieht.
    Zusätzlich habe ich auch die Korpusse mit Flachdübel versehen.
    Die Stabilität kann ich bestätigen. Damit ist ein Schrank Ruck-Zuck gebaut.
    Belastet kurzfristig den Geldbeutel, zahlt sich aber bei solch großen Projekten aus.
    Erspart viele und große Zwingen.
    Ich freue mich weitere Berichte von Ihnen zu Lesen.

  7. Peter Meier

    Ich habe sie mal benutzt, aber mir nicht den Luxus eines Stufenbohrers gegönnt. Man kann auch anbohren und aufbohren mit 2 Bohrern. Damit wird die Schraube schon wesentlich weniger attraktiv. Für Massenwarenhersteller wie IKEA spielt der Bohrerpreis natürlich keine Polle. Wer doppelt so viel „Spanplattenschrauben“ verwendet (also dieselbe Anzahl von Bohrungen setzt, nur eben mit 1 Bohrer) , baut nichts wackligeres auf. Der richtige Weg zu stabilen Möbeln ist aber: Keine Spanplatten/OSB verwenden. Mit Sperrholz oder Massivholz werden die Möbel nicht nur stabiler, sondern auch gleich leichter.

    • Hallo Peter,
      ich benutze die Konfirmat-Schrauben immer dann, wenn es schnell gehen soll. Das kann auch ein Möbel mit Sperrholz sein. Das war mir dann die einmalige Investition in den Stufenbohrer wert. Was die Belastbarkeit betrifft: Bei der Belastbarkeit ist die Konfirmatschraube deshalb der Spanplattenschraube überlegen, weil sie den Scherkräften aufgrund des großen Durchmessers einfach mehr Kraftschluß zum umgebenden Holz bieten kann. Diese Kräfte treten z.B. auf, wenn man das zusammengebaute Möbel verschiebt. Das ist bei Spanplatte und OSB besonders wichtig, schadet bei (weichem) Sperrholz aber auch nicht.

  8. Besonderst gut gefallen mir die „Schreiner – Sicherheitssandalen“!

    • Wenn die Dinger jetzt noch was taugen, dann wäre das ja eine echte Alternative. Allerdings lässt mich ein Preis von 3,80€ ein wenig skeptisch werden. Aber vielleicht kann ja mal jemand über seine Erfahrungen mit den Aufstecksenkern berichten

  9. Melde mich, sobald ich sie hab. Bestellung ist raus, brauch dann allerdings noch ein Projekt dafür. 🙂

  10. Hallo Wolfram,
    vielen Dank für Deinen interessanten Test der Confirmat-Schrauben! Ich möchte als mein Erstlingswerk einen Werkstattschrank aus 18 mm OSB-Platten (oder doch besser 22 mm?) bauen mit Confirmat-Schrauben für die Eckverbindungen.
    Ich bin mir aber noch etwas unsicher bzgl. des zu verwendenden Schraubendurchmessers. Würdest Du mir für 18 mm-Platten eher die Confirmat 5 mm oder 7 mm empfehlen? Besten Dank!

    • Hallo Matthias,

      ich habe alle meine Schränke aus 18mm OSB Platte gebaut. Das ist stabil genug. 22mm wird deutlich schwerer. Als Konfirmat-Schraube würde ich die 7mm nehmen – die sind gerade in Presswerkstoffen deutlich belastbarer als die 5mm Version. Kaufe Dir vor allem einen passenden, guten Stufenbohrer. Ohne den macht mir das Arbeiten mit Confirmat-Schrauben keinen Spaß.

  11. ich benutze sie vor allem für die Montage der Rückwände von selbstgebauten Möbelschubladen. Denn da ist alles andere Murks oder umständlich. Ich kriege die Bohrungen inzwischen sogar ohne Tiefenanschlag hin. Während andere noch ihre Dübelbohrungen anzeichnen habe ich schon meine Schrauben drin. Mag zwar ein wenig teuer sein aber auch als Heimwerker habe ich nicht ewig Zeit.

  12. Jochen Kreitz

    Nachtrag. Die passenden Bohrer gibt ed in fast jedem Baumarkt von Wolfcraft. Der Bohrer hat den Kerndurchmesser. Als Aufsteckring liegt ein Zweistufensenker mit Madenschraube bei. Dieser wird auf dem Bohrer befestigt, bohrt das Loch auf den Schraubenschaftdurchmesser auf und senkt für den Linsen an. Kosten keine 8 Euro je Bohrerset.

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