Und schon folgt das nächste Möbelbauprojekt: Ein kleines Sideboard mit Schiebetüren. Gebaut ist es aus einer Platte 18mm Kiefernsperrholz, die beim Aufräumen der Werkstatt wieder zum Vorschein gekommen ist.
Dieses Projekt hat zum Ziel, ein massgeschneidertes Sideboard zu bauen, das bei meinem Sohn Christian in eine Nische in seinem Zimmer passt. Und weil es dort räumlich ein wenig eng zu geht, sollte es Schiebetüren bekommen.
Der Korpus
Das Baumaterial ist eine Platte 18mm starkes polnisches Kiefernsperrholz in Qualität S/BB mit den Abmessungen 1240*2400mm. Die Abmessungen sind daher so gewählt, dass das ganze Schränkchen aus dieser Platte gebaute werden kann. Gekauft hatte ich diese Kiefersperrholzplatte übrigens bei unserem lokalen Holzland-Händler.
Die Tiefe des Schränkchens ist 34cm, die Höhe 60cm und die Breite rund 110cm. Daher sägten wir quer drei Streifen von der Platte mit jeweils 34cm Breite. Die resultierenden Teile haben so eine Länge von 120cm. Eine Platte wird in der Mitte geteilt und ergibt die beiden Seiten des Korpus, die anderen Platten bilden Boden und Deckel.
Die beiden Seitenteile wurden mit je zwei Reihen 5mm-Bohrungen im Abstand von 32mm versehen, um später beim Einsetzen der Zwischenböden möglichst flexibel zu sein. Als Werkzeug kam meine Festool-Oberfräse OF-1010 mit 19mm-Kopierring und meine bewährte Eigenbau-Bohrschablone zum Einsatz.
Damit sind die Teile für den Korpus fertig und es wird Zeit, sich mit den Einbaumaßen der Schiebetürbeschläge vertraut zu machen.
Ich habe hier die Slideline55-Beschläge von Hettich verwendet. Diese gibt es in einer Ausführung für Kunststoff-Führungsschienen und in einer Version für Aluminium-Führungsschienen. Ich habe mich hier für die Alu-Version entschieden.
Wo müssen nun die Nuten in Boden und Deckel eingefräst werden? Dazu muss ein wenig gerechnet werden:
Materialdicke 18mm minus Beschlagbohrung 9mm ergibt 9mm Restmaterial.
Die Führungsschiene selbst ist 12mm breit mit einem 3mm breiten Schlitz. Damit sind rund 4,5mm Auflage für die Führungsschiene nötig. Theoretisch könnte man damit den Schlitz der ersten Führungsschiene 4,5mm von der vorderem Kante entfernt fräsen. (9-4,5) Weil aber 4,5mm Sperrholz die da stehen bleiben nicht sonderlich stabil sind, habe ich mich dafür entschieden, die erste Fräsung rund 10mm von Rand entfernt zu machen. Damit sitzt die Schiebetür ein wenig tiefer, aber das ist optisch gar nicht schlecht.
Die Nuten für die Aluschienen müssen 7,5mm breit und 5,5mm tief gefräst werden. Da es keinen 7,5mm Nutfräser gibt, folgt das Fräsen mit einem 6mm Fräser in zwei Durchgängen. Mit dem Parallelanschlag als Führung und der Feineinstellung klappt das sehr gut.
Anmerkung: Ich hatte zuerst gedacht ich nehme da einfach einen 8mm Fräser und fräse einen Schlitz – der halbe Millimeter wird schon nichts ausmachen. Denkste! Geht nicht, die Führungsschiene wackelt dann im Schlitz herum. Diesen Test hatte ich glücklicherweise in einem Restholzstück gemacht, also kein Schaden an den richtigen Bauteilen.
Jetzt war es Zeit, den Abstand der zweiten Schiene zu bestimmen. Planerisch sind hier mindestens 6 mm Abstand zwischen den Türflächen nötig. Das bedeutet 6mm plus zweimal die 9mm Reststärke der Tür – also ein Abstand von mindestens 24mm von der Mitte der ersten Fräsung bis zur Mitte der zweiten Fräsung. Um ein bischen Spielraum zu haben, habe ich den Abstand dann nochmal um 2mm auf 26mm vergrößert.
Da ich mir nicht sicher war ob das so wirklich passt, habe ich mal die „Passprobe“ gemacht und alles mit Linien markiert. Es passt!
Mit der jeweils gleichen gleichen Einstellung an der Fräse konnte oben und unten gefräst werden, da die Führungsschienen deckungsgleich sein müssen.
An der Hinterseite wurde dann noch eine Nut eingefräst, in welche die Rückwand eingesetzt wird.
Dabei hatte sich die Tiefeneinstellung der Fräse verstellt und es gab eine unschöne Ecke. Da es auf der Rückseite liegt und später nicht zu sehen ist, kann ich damit leben.
Der nächste Schritt war der Zusammenbau des Korpus. Hier kommen Flächdübel Größe 20 zum Einsatz. Die Teile werden jeweils an einen großen Winkel angelegt, den ich mir für das Arbeiten mit der Flachdübelfräse gebaut habe.
Beim positionieren der Flachdübel muß man aber darauf achten dass die vordere Fräsung etwas nach hinten versetzt wird, um nicht mit den Schlitzen für die Schienen zu kollidieren. Mit einem Holzklotz als Hilfsmaß dann die Position immer an der gleichen Stelle angezeichnet werden.
Der Korpus wird dann verleimt und mit Zwingen fixiert. Durch Diagonalmessung kann man prüfen ob alles im Lot ist. Glücklicherweise passt hier alles, nur eine geringe Differenz von 2mm und die konnte ich später mit dem Einsetzen der Rückwand korrigieren.
Die Rückwand besteht aus 10mm Kiefernsperrholz und wird mit Weißleim und einigen SPAX Rückwandschrauben (Tellerkopfschrauben) der Größe 3*25 fixiert.
In der Hitze des Gefechts hatte ich bei einem Schlitz leider bis zur Kante durchgefräst. Das so entstandene Loch wurde mit einem kleinen eingeleimten Klotz verschlossen und bündig abgesägt. Jetzt darf alles trocknen und morgen geht es weiter.
Die Schiebetüren
Die Schiebetüren sind als nächstes an der Reihe. Das Innenmaß die Sideboards ist 60cm hoch. Da die Schiebetüren oben und unten jeweils 4,5mm Luft brauchen, werden die Türen 59,1mm hoch. Das Sideboard ist innen 106cm breit. Damit ist jede Schiebetür 53cm plus eine Überlappung von 4cm breit. Macht also ein Maß von 59,1 * 57 cm.
Um die Türen bewegen zu können habe ich einfach 30mm Löcher eingebohrt. Wenn gewünscht, kann ich später mal noch Muschelgriffe einsetzen, aber jetzt bleibt das erst mal so.
Die Schiebetürbeschläge brauchen 9mm tiefe Bohrungen mit 30mm Durchmesser. Das geht mit einem guten Forstnerbohrer und einem kräftigen Akkuschrauber gut zu machen.
Die Rollenbeschläge werden dann eingesetzt und mit Rundkopfschrauben 3,5*16 festgeschraubt. Über die Neigung der Beschläge kann man später noch den Winkel der Türen einstellen damit diese auch sauber schließen. Daher diese Schrauben erst man nicht ganz so fest anziehen.
Die oberen Schiebebeschläge sind gefederte Zapfen in einem runden Gehäuse. Diese werden einfach in die Bohrungen eingepresst und fertig.
Die Fertigstellung
Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, die Oberfläche des Sideboards zu behandeln. Hier kommt wieder das Woodwax von Adler zu Einsatz. Das hatte ich schon beim Massivholzschränkchen verwendet und bin Immer wieder begeistert, weil es für ein wasserbasiertes Möbelwachs recht schnell trocknet.
Alle Holzoberflächen wurden zweimal damit gestrichen und nach ca. 12 Stunden Trockenzeit mit der Lammfellplatte auf dem Exzenterscheifer poliert.
Das Einpressen der Führungsschienen erfolgte abschnittweise mit einer Schraubzwinge und einer Holzzulage. So konnte ich die Schienen gefühlvoll und ohne Schrammen oder Dellen in die Schlitze einpressen.
Als Sockel habe ich noch Kieferleisten 40*40mm aus den Teilen eines alten Massivholz-Kinderbetts zugesägt. Die Schnitte erfolgten mit 45 Grad auf Gehrung. Dann der Länge nach aufgetrennt. Die Seiten waren schon lackiert und so brauchten die fertigen Leisten nur noch unter den Korpus geschraubt werden.
Der letzte Schritt ist das Anfertigen eines Zwischenbodens. Dieser ist aus dem letzten Rest der 18mm Sperrholzplatte zugeschnitten. Als Fachbodenträger kommen die 5mm Fachbodenträger mit Kragen zum Einsatz.
Jetzt noch die Türen einsetzen und verriegeln – fertig!
Statistik
Weil ich immer wieder danach gefragt werde, hier ein wenig Statistik zum Projekt:
Dauer der ganzen Arbeiten insgesamt ca. 12h die in mehreren 2-3 stündigen Etappen über ein Wochenende verteilt waren.
Eingesetzte Werkzeuge:
- Tauchkreissäge Festool TS55
- Oberfräse Festool OF1010
- Exzenterschleifer Bosch PEX400 AE
- Flachdübelfräse Casals/Freud
- Akkuschrauber Metabo
Materialkosten:
- Sperrholzplatte 120*240cm in 18mm 52,00 EUR
- Schiebetürbeschläge 8,20 EUR
- Schiebetürführungsschienen 22,50 EUR
- Weißleim, Flachdübel, Schrauben 3,50 EUR
- Woodwax Finish (1/4 Dose) 6,00 EUR
Gesamtkosten an Material also rund 92 EUR. Das mag viel erscheinen, aber das Sideboard ist aus massivem Kiefernsperrholz und damit stabil für die Ewigkeit. Kein Vergleich zu Pressspanplatten. Die hochwertigen Aluschienen der Schiebetüren sind sicher nicht nötig, vergleichbare Schienen in Kunststoff hätten insgesamt nur 5,50 EUR gekostet. Also ein nicht unerhebliches Sparpotential. Da ich aber in Kürze ein sehr großes Regal mit Schiebetüren bauen möchte wollte ich Erfahrungen mit dem Einbau der Aluschienen sammeln.
Was könnte man an diesem Projekt vereinfachen?
Wer sich auch so ein Sideboard bauen will, aber nicht so viel Werkzeug hat, dem kann ich folgende Tipps geben:
- Die Holzteile kann man sich beim Holzhändler zusägen lassen, damit braucht man keine Handkreissäge.
- Statt der Flachdübel könnte man den Korpus einfach zusammenschrauben, damit kommt man ohne Flachdübel aus. (Confirmat- oder Spax-Schrauben mit Kappe oder auch Pocket-Holes)
- Für den Zwischenoden kann man statt der ganzen Lochreihe einfach nur in der Mittel jeweils 4 Löcher bohren. Das spart viel Zeit und man braucht auch keine Bohrschablone.
Auf jeden Fall habe ich wieder einmal viel gelernt und bin jetzt in der Lage, auch größere Projekte mit Schiebetüren in Angriff zu nehmen. Lasst Euch überraschen.
Hallo Wolfram,
So wie das gebaut ist, wirds ein Erbstück 🙂
lg
Stefan
Ja, stabil ist es geworden. Und das war ja auch das Ziel.
Bauen sie auch solche Kommoden für andere?
Nein, dazu fehlt mir leider die Zeit. Wenn ich mal in Rente bin dann vielleicht.
Das ist ein tolles Projekt, gut umgesetzt, mir gefallen die Schiebetüren.
Ich musste direkt auf die Flachdübelfräse schielen 🙂 alle Kanten sehen sehr sauber gemacht aus.
[…] https://www.holzundleim.de/2014/07/kleines-sideboard-mit-schiebetueren/ […]
Sieht richtig toll aus.
Wie zufrieden sind Sie mit der Flachdübefräse von Freud?
MfG Florian
Mit der Freud/Casals Flachdübelfräse von Sauter bin ich sehr zufrieden. Sehr präzise Anschläge und ein gut positionierter Anschluß für die Absaugung. Bisher einziger von mir festgestellter Nachteil im Vergleich zu Makita oder DeWalt: Die Maschine ist relativ laut. Und der mitgelieferte Plastikkoffer taugt auch nicht sonderlich viel. Aber die Maschine ist exakt gebaut und liefert gute Ergebnisse. Für diesen Preis gibt es IMHO kaum was besseres.
Super das ging ja wirklich schnell besten Dank für die Info
Werd mal gucken wann ich mir eine flachdübelfräse zulege
MfG Florian
Nachdem ich einige frustrierende Erfahrungen mit Rundholzdübel und Dingen wie Meisterdübeler & Co gemacht hatte, war die Flachdübelfräse eine Offenbarung. Super einfach zu benutzen, immer passgenau da noch ein wenig ausrichten möglich ist.
Hallo,
rasten die Standard-Winkel am Anschlag ein? Gibt es außer der Lautstärke noch weitere Nachteile, von denen man wissen sollte? Würdest du sie wieder kaufen oder lohnt es sich, 50€ mehr für die Makita oder was anderes auszugeben?
Vielleicht hast du ja irgendwann mal Lust, einen ausführlicheren Bericht zu der Maschine zu schreiben. Im Netz findet man nicht wirklich viele Informationen.
Vielen Dank,
Fabian
Hallo Fabian, der Artikel für die Casals Flachdübelfräse ist in Arbeit. Trage Dich einfach in den Email Verteiler ein, dann wirst Du ihn nicht verpassen
[…] Ein Beispiel ist das Projekt „Mehrteilige Schrankwand“. Da habe ich zuvor das Projekt „kleines Sideboard“ gebaut, um die Dimensionierung und den Bau von Schiebetüren einmal praktisch zu erproben. Die […]
Hallo,
Ich finde deine Anleitung vom bau eines Sideboard mit Schiebetüren echt klasse.
Eine strukturierte und gut verständlich Anleitung echt Top. Weiter so!
schöne grüße aus dem Süden
hallo Wolfram,
wo hast du die Schiebetürbeschläge besorgt, bei Riedt Beschlagsysteme oder hast du eine Quelle im Internet? Ich will gerade einen Schrank bauen, der in den Abmessungen ähnlich ist und zu einem vorhandenen Büroschrank mit Schiebetüren passen soll.
danke, Gruß aus dem Kraichgau
Andreas
Hallo Andreas, ja, die Schiebetürbeschläge habe ich bei Riedt Beschlagsysteme in Mosbach gekauft. Gerade bei den langen Aluschienen ist der Versand problematisch. Da ist vor Ort kaufen die bessere Lösung.
[…] source – Kleines Sideboard Mit Schiebetren Holz Und Leim innen Schrank Schiebetüren Selber Bauen […]
Hallo, ein toller Schrank. Ich möchte ihn auch bauen.
Ein Maß in der Anleitung verstehe ich nicht. Bei den Fräsungen für die Schienen:
Erste Schiene 10 mm vom Rand, klar. Aber dann – zweite Fräsung: 15 mm von der Mitte der ersten Fräsung bis zur Mitte der zweiten Fräsung. Das kann nicht sein und auch lt.. Foto ist der Abstand zwischen den beiden Schienen viel größer.
Wo ist mein Denkfehler?
Hallo Karl, Danke für den Hinweis. In der Tat ein Fehler von mir – die 15mm sind das Maß von Rand der vorderen zum Rand der hinteren Schiene. Habe ich gerade nochmal am Schrank nachgemessen. Text werde ich noch anpassen.
Danke für die schnelle Reaktion 🙂
Richtig tolles Projekt! Und wenn man sich die Einzelteile auch noch beim Holzhändler vor Ort besorgt hat man ja auch eine riesige Auswahl an Designs, in denen man so ein Möbelstück bauen kann.
Hallo!
Wirklich toll Gemacht, Sideboard und Beschreibung!
Ich wollte fragen, wie Sie die Tragfähigkeit ungefähr einschätzen? Ich würde gerne genauso etwas, nur mit einfachen Türen und einer vertikalen Trennplatte in der Mitte, bauen, um mein ca. 112l Aquarium darauf zu stellen. Zu kaufen finde ich nichts mit diesen Maßen und da ich auch ein recht begrenztes Budget habe scheint mir das für die beste Lösung.
Also mit dem 18mm Kiefernsperrholz und einer Mittelwand wird das Sideboard schon sehr stabil. Die 110kG sind da sicher kein Problem. Wichtig ist nur, dass die Mittelwand sauber rechtwinklig zugesägt und ohne Spalte eingesetzt wird, damit die Last gut nach unten abgeleitet wird und sich nix verzieht.
Hallo
Ich plane ähnliches Projekt, wie sieht es nach so vielen Jahren mit dem Verzug des Holzes aus? Hat da was gearbeitet oder laufen die Türen immer noch tadellos?
Viele Grüsse aus Frankfurt
Hallo Thomas, da es sich hier um Kiefernsperrholz handelt hat arbeitet da nix – also alles ist noch in tadellosem Zustand. Auch die Hettich Schiebetürbeschläge haben sich bewährt – trotz intensiver Nutzung mehrmals in der Woche läuft noch alles wunderbar leichtgängig. Auch die Oberflächenbehandlung mit dem Woodwax hat sich bewährt – sehr pflegeleichte Oberfläche.