Es folgt der Endspurt beim Bau der Tiroler Truhe. Mit der Montage der Scharniere und dem Ausarbeiten der Deckellippe werden die Holzarbeiten abgeschlossen.
Dazu habe ich die letzten sonnigen Tage des Jahres in meiner Garagenwerkstatt genutzt.
Die Truhenscharniere
Die Beschaffung geeigneter Scharniere war doch eine etwas langwierige Angelegenheit. Für einen Truhendeckel werden Scharniere mit nahezu gleichlangen Schenkeln benötigt. Im Baumarkt gibt es sowas leider nicht zu kaufen.
Nach einiger Suche bin ich dann auf EBAY fündig geworden. Die nun von mir verbauten Teile sind von einer Schmiede in Bayern in Kleinserie hergestellt und mit einem Preis von 20 EUR je Paar auch noch bezahlbar.
Die Position der Scharniere wird an der Rückseite des Korpus ausgemessen und angezeichnet. Dabei kommt der rechteckige Schenkel am Korbus auf die Außenseite, der verzierte Schenkel des Scharniers kommt auf der Innenseite des Deckels zu liegen.
Im ersten Schritt wurde dann eine Vertiefung ausgearbeitet, welche die Stärke des Scharnierschenkels aufweist, der an den Deckel kommt.
Anschließend wurde mit dem Beitel eine Ecke für die Aufnahme der Scharnierachse ausgearbeitet.
Abschließend wurden dann die Positionen der Scharnierlöcher am Truhenkorpus mit einem Vorstecher markiert.
Der Truhendeckel
Da mir der Deckel in der bisherigen Gestalt ein wenig zu wuchtig erscheint, habe ich beschlossen hier einige zusätzliche Rundungen einzufräsen.
Das habe ich mit der kleinen Makita-Fräse RT0700C und dem mitgelieferten Parallelanschlag gemacht. Dieser taugt aber wirklich nicht viel, weil viel zu kurz, wackelig und auch nicht stabil einzustellen. Da werede ich sicherlich noch etwas anderes beschaffen.
Eine am Anschlag angeschraubte Buchenleiste hat es mir dann wenigstens erlaubt, die Fräse ordentlich zu führen.
Die Übergänge des Deckels wurden zuvor noch mit dem Stanley Flachwinkelhobel geputzt, da hier Hirnholz bearbeitet werden muß.
In mehreren Durchgängen wurde dann mit einem 12mm Halbrundfräser die Nuten eingearbeitet. Leider habe ich da vergessen Bilder zu machen, sodaß ich hier auf die Bilder am Schluß des Artikels verweise. Dort ist das Endergebnis zu bewundern.
Bei der Montage der Scharniere habe ich zuerst die Position der Scharnierachsen am Deckel angezeichnet und dann die Bohrungen mit der Stechale markiert.
Nun konnte ich die Scharniere umdrehen und an den markierten Stellen festschrauben.
Mein ursprünglicher Plan war die Scharniere ganz klassisch mit umgeschlagenen Nägeln zu befestigen. Das hätte aber geschmiedete Nägel mit großem Kopf erfordert. Sowas war aber kurzfristig nicht zu vertretbaren Kosten in brauchbarer Qualität aufzutreiben. Daher habe ich mich für kurze Linsenkopf-Schrauben entschieden um das Projekt Tiroler Truhe endlich zum Abschluß zu bringen. Die Schrauben kann ich später mal immer noch austauschen.
Zum Schluß wurden die Kanten der Truhe mit Schleifpapier ein wenig gebrochen – beginnend mit 40er, 80er und zum Schluß 120er Körnung.
Hier reicht es, jeweils von Hand mit wenigen Zügen über die Kanten zu fahren. Das ganze hat nur wenige Minuten gedauert. Hätte ich hier zur elektrischen Schleifmaschine gegriffen hätte das auspacken der Maschine länger gedauert als die ganze Schleifarbeit.
Die fertige Tiroler Truhe
Hier also der Blick auf die fertige Truhe mit dem fest angeschraubten Deckel:
Und hier ein Blick auf die Rückseite der Truhe:
Und hier folgen noch einige Detailaufnahmen des profilierten Deckels der Tiroler Truhe:
Dank der beiden Nuten wirkt die Lippe des Deckels jetzt doch ein wenig leichter und weniger klotzig.
Damit sind die Holzarbeiten an der Truhe abgeschlossen. Ich werde die Truhe jetzt erst einmal ein paar Wochen in die warme Wohnung stellen, damit das Holz sich aklimatisieren und austrocknen kann.
Danach wird die Truhe dann Ihre Oberflächenbehandlung bekommen. Was das im Detail sein wird, ist noch unklar.
Schöner Bericht, tolles Ergebnis!
Frage:
Vom Gefühl her hätte ich erwartet, dass die Scharniere außen (d.h. oben) auf dem Deckel befestigt werden, in geschlossenem Zustand der Truhe also sichtbar sind.
???
Hallo Dirk, da die Tiroler Truhe einen oben profilierten Deckel hat, wären Scharniere außen ein wenig schwierig 😉
Hallo Wolfram,
da haben Sie sich ja wirklich ein imposantes und sicher langlebiges Schmuckstück geschaffen! Wirklich beeindruckend.
Mir imponiert vor allem die konsequente Umsetzung mittels Handwerkzeugen – die geringen Fräsarbeiten „sind ja nur kosmetisch“, von daher ist das nicht wirklich ein Bruch aus meiner Sicht.
Da ich derzeit überlege eine alte Spanplattenkommode teils durch eine Bettwäsche-Truhe zu ersetzen auch noch eine schöne Inspiration.
Halten Sie uns doch auf dem Laufenden, wie sich das Arbeiten des Holzes auf die Konstruktion auswirkt.
Ich warte gespannt auf den Abschluß in Form der Oberflächenbehandlung.
Grüße
Hallo,Wolfram!
Toll geworden,deine Truhe.
Anregung zur Aussengestaltung.Leichter Braunton, mit Bauernmalerei,zB: linke Seite Ährenstrauß,rechts Obstkorb.
Oder unter Bauernmalerei.de/Truhe.
Motive für Truhen und Schatullen von Gerda Stegmaier bei Amazon.
Mfg:und Schlaf mal darüber nach!
Manfred
Hallo Manfred, so was ähnliches wird es werden. Ich werde mich auf jeden Fall an der Gestaltung von orginalen Tiroler Truhe orientieren.
Hallo,
danke hat mir sehr weitergeholfen in Richtung Scharnier