Winkelspanner erleichtern das Leben für den Holzwerker im Möbelbau ganz erheblich.
Ich nehme daher den Artikel von Marc zum Anlass hier einen kurzen Artikel über meine Erfahrungen zum Thema „Winkelspanner“ zu schreiben.
Warum überhaupt Winkelspanner?
Ich bin beim Holzwerken in der Regel ein „Einzelkämpfer“ und da hat man immer nur 2 Hände. Gerade beim Korpusbau sind für mich Winkelspanner unverzichtbar, denn das macht das Ausrichten der Teile einfach.
Gerade der Korpusbau mit Confirmatschrauben wird mit Winkelspannern fast zum Kinderspiel. Mit dem Stufenbohrer kann sehr randnah gebohrt werden und die Teile passen hinterher perfekt.
Wenn ein mit Flachdübeln verleimter Korpus nicht winkelig ist, dann kann ein Winkelspanner an der richtigen Ecke dafür sorgen, dass die Seitenteile wieder perfekt ausgerichtet sind.
Verschiedene Winkelspanner
Ich besitze drei Arten von Winkelspannern:
- WOLFCRAFT Spanmobil – ein Winkelpanner mit zwei Spindeln
- Bessey WS-3 – ein Einhandwinkelspanner in Rot mit Holzgriff
- STANLEY Baily Gehrungsspanner – ein gelber Einhandwinkelspanner
Hier eine kurze Beschreibung meiner Erfahrungen mit den drei Modellen.
WOLFCRAFT Spannmobil
Das war mein erster Winkelspanner den ich vor Jahren gekauft habe. Ich habe diesen bei meinen ersten Schrankbauten eingesetzt, hatte aber schnell das Problem dass dieser Spanner einfach zu sperrig war. Das Spanmobil kann seine Stärken beim stationären Einsatz ausspielen. Dank der Rippen am Boden kann man es z.B. auf dem Maschinentisch einer Ständerbohrmaschine montieren um Eckbohrungen zu setzen. Das ist z.B. für Bilderrahmen mit Zierdübel durchaus interessant, aber nicht für den Möbelbau.
Was das Spannmobil noch interessant macht ist der Umstand dass man damit lange, schmale Bauteile senkrecht auf dem Boden stehend zusammenspannen kann und dank der breiten Auflage steht das Ganze relativ standsicher. Hilfreich z.B. bei der Montage von Winkelblenden an Schränken.
Bessey WS3 und Stanley Bailey Gehrungsspanner
Ich habe dann noch die Bessey WS3 Winkelspanner und in der Machart sehr ähnliche Spanner von Stanley. Diese stellen die meistbenutzten Winkelspanner in meiner Werkstatt dar.
Beide gibt es bei meinem Werkzeughändler. Im Rahmen des Schrankwand-Projektes habe ich meinen Bestand von Winkelspannern aufgestockt. Interessehalber habe ich dann neben drei Bessey Spannern auch mal zwei Stanley Spanner zum vergleichen gekauft.
Über die Farbe rot oder gelb kann man streiten – für den Einsatz ist das egal.
Auf den ersten Blick sind die beiden Teile von Stanley (gelb) und Bessey (rot) nahezu gleich – der Preisunterschied beträgt rund 6 EUR. Aber wenn man die Teile neu gekauft in der Werkstatt liegen hat, kann man den Preisunterschied mit der Nase wahrnehmen: Das Stanley-Teil riecht klar nach „China-Billig-Plastik“, der Griff aus 2-Komponenten-Kunststoff fühlt sich irgendwie rauh an. Da ist mir der Bessey-Holzgriff lieber. Die Bessey-Zwinge ist geruchsneutral.
Beide Winkelspanner sind verschraubt und können ggf. zum reinigen und schmieren demontiert werden. Das Gewinde des Stanley ist im Auslieferungszustand sehr schwergängig und muß erst mit ein wenig Silikonspray behandelt werden. Aber auch dann ist das Gewinde deutlich schwergängiger als bei den Bessey Teilen.
Spannweitenvergleich
Die Spannweite des Stanley liegt bei rund 52mm – dann ist die Spindel gerade noch vollständig in der Gewindebuchse. Wäre die Gewindebuchse kompakter, wären da noch ein paar Millimeter mehr drin. Für den normalen Möbelbau ist aber unerheblich.
Den Bessey WS3 kann man bis 56mm aufdrehen, dann ist die Grenze erreicht bei der die Spindel noch vollständig in der Buchse steckt. Damit Platz 2 im Spannweiten-Vergleich.
Die Spannweite des WOLFCRAFT Spannmobil liegt bei rund 65mm. Ein Knopf zum Schnell-Verstellen erlaubt das verschieben der Spindel ohne drehen. Das ist der klare Sieger in meinem Spannweitenvergleich.
Asymmetrisches Spannen
Das Spannen von asymmetrischen Teilen ist bei allen Winkelspannern möglich. Dabei ist der Bessey Spanner besonders leichtgängig, was das einhändig bündige Ausrichten deutlich erleichtert.
Besonderheiten
Der Bessey WS3 hat seitliche 6mm Bohrungen mit denen man den Winkelspanner an der Werkbank festspannen kann. Dafür geeignet sind die Bessey Tischklemmen TK6, die zum Beispiel dem BOSCH Bandschleifer oder vielen anderen Elektrowerkzeugen beiliegen.
Diese Spannmöglichkeit ist immer dann hilfreich, wenn man eine Trockenmontage eines Möbelkorpus vornehmen will. Man hat dann die Ecken fixiert und beim zusammendrücken verrutscht nichts. Bei den Stanley Bailey Winkelspannern gibt es diese Möglichkeit leider nicht.
Zusammenfassung
Die Bessey Winkelspanner sind meine Favoriten. Top-Verarbeitung, leichtgängig, stationäre Spannmöglichkeit mit Tischklemmen. Die Stanley-Bailey Gehrungsspanner sind ein wenig billiger, fallen aber in der Qualität deutlich ab.
Zwei Winkelspanner sollte man auf jeden Fall anschaffen, damit man auch große Teile sicher verspannen kann. Mit vier oder mehr Winkelspannern kann man dann auch komplexe Projekte im Alleingang angehen.
Für mich sind die Winkelspanner mittlerweile ein Hilfsmittel im Möbelbau auf das ich nicht mehr verzichten möchte.
Ein interessanter Vergleich. Nur als Anmerkung: Zumindest die Bessey-Spanner haben diese „Funktion“, ohne das Drehen der Spindel die Entfernung in „einem Rutsch“ zu verändern. Allerdings ist es etwas tricky, den richtigen Winkel zu finden.
Interessant. Wie soll das bei den Bessey Teilen denn genau gehen?
Es geht in der Tat. Versuch mal, die beiden Teile relativ in der Vertikalen etwas zu bewegen. Zuerst dachte ich, der Spanner wäre kaputt, aber da es bei beiden funktioniert, denke ich mal, das soll so sein.
Da hab ich jetzt 15min erfolglos rumprobiert – ich krieg das nicht hin…
Ich werde es heute abend noch mal versuchen, zu reproduzieren.
[…] Artikel von Wolfram […]
[…] Wolfram hat auf Holzundleim ebenfalls einen interessanten Vergleich zwischen mehreren Winkelspannern […]
Mir ist es bisher nicht aufgefallen, dass Bessey seitlich Bohrungen für die Befestigung mit Tischklemmen hat. Freut mich jetzt um so mehr 🙂