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Kleiner Vorratsschrank (Teil5) – Fertigstellung

Hier der Endspurt beim Bau des kleinen Vorratsschrankes. Nachdem der Korpus und die Tür fertig gestellt sind, folgen hier die letzten Arbeiten und die Endmontage.

Die Rollen

Da der Standort des Vorratsschrankes nicht endgültig geklärt ist, kam der Wunsch auf, dieses beweglich zu machen. Daher haben wir uns entschlossen, an der Unterseite entsprechende Rollen zu montieren.

Wir hatten noch einen Satz von den tollen Rollen von Kruzinga in der Werkstatt liegen und diese wurden dann kurzerhand am Korpus montiert. Es kommen SPAX Schraube 5×40 mit entsprechenden Unterlegscheiben zum Einsatz.

Damit die Schrauben etwas mehr „Fleisch“ haben, wurde unten noch mit  entsprechende Holzplatten aufgedoppelt. So ist sichergestellt dass man längere Schrauben verwenden kann, die dann bei seitlicher Belastung nicht so leicht ausreißen.

Montage der Tür

Die Montage der Tür ist eigentlich eine Formsache, da die Topfscharniere einfach nur in die Halteplatte eingeklippst werden müssen. Da die Tür aber relativ schwer ist, lässt sich der Vorgang am einfachsten liegend auf der Werkbank bewältigen.

Hier zeigte sich dann auch, dass eines der Scharniere doch nicht ganz in der Fluchtlinie zum Topfscharnier lag. Das Problem lies sich aber ganz einfach dadurch beheben, dass an der betreffenden Halteplatte im Korpus die Befestigungsschrauben ein wenig gelöst wurden. Nun konnte die Halteplatte entsprechend verschoben werden da die seitlichen Befestigungslaschen ja entsprechende Langlöcher haben.

Die Einlegeböden

Nach dem Einhängen der Tür folgt der Einbau der Einlegeböden. Diese sind ebenfalls aus den 18mm Kiefernleimholzplatten, aus denen der Korpus in Teil 1 gebaut wurde.

Die Böden selbst liegen auf den bewährten runden 5mm Fachbodenträgern. Dabei habe ich auf die klassischen Lochreihen verzichtet, da es recht unwahrscheinlich ist, dass ich die Böden in Ihrer Position verändern werde.


Hier ein erster Blick auf den Schrank mit geschlossener Tür:

Der Türgriff

Zu guter Letzt wurde noch ein Griff an der Schranktür montiert. Dies ist ein Lamellen-Griff aus dem 3D Drucker mit einer sehr angenehmen Haptik. Die STL-Dateien für diese Soft-Touch-Griffe sind auf Printables.com zu finden.

Als Befestigungsschraube kommt eine Linsenkopfschraube 4×40 zum Einsatz. In Verbindung mit dem 19mm dicken Kiefernsperrholz der Schranktür ist die Schraube dann 20mm tief im Griff verankert.

Und bei der Montage des Griffes zeigte sich auch ein kleiner Designmangel des kleinen Vorratsschrankes. Wenn die vier drehbaren Rollen in der hinteren Position sind – also zur Rückseite des Schrankes ausgerichtet – dann kippt der leere Schrank beim Öffnen der Tür nach vorne.

Und in dem Moment erinnerte ich mich auch schlagartig wieder an eine der Konstruktionsregeln für den Schrankbau wie diese im Buch „Der Möbelbau“ von Fritz Spannagel beschrieben ist: Die maximale Breite einer Schranktür entspricht immer der Tiefe des Schrankes.
Und diese Regel ist hier natürlich missachtet! Denn der kleine Vorratsschrank hat nur eine Tiefe von 40cm – die Tür ist aber 60cm breit. Damit besteht die Gefahr, dass der leere Schrank nach vorne kippt, weil der Schwerpunkt beim Öffnen der Tür nach vorne wandert.

Im leeren Zustand muss also darauf geachtet werden, dass die Rollen nach vorn ausgerichtet sind. Dann steht der Schrank auch mit geöffneter Tür.

Sobald man allerdings den kleinen Vorratsschrank befüllt, ist das Problem gelöst. Der Korpus ist dann schwerer als die Tür und somit bleibt der Schrank stehen.

Der fertige Schrank

Hier zum Schluß noch ein Blick auf den fertigen kleinen Vorratsschrank. Die fehlenden Sechsecke sind Absicht – hier folgt bei Gelegenheit noch eine spezielle Verzierung aus dem 3D Drucker.

Sobald der Schrank an seinem endgültigen Platz steht, werde ich diese Gestaltungselemente anbringen. Bericht dazu folgt dann.

Gewonnene Erkenntnisse

In diesem Projekt habe ich einige neue Ideen ausprobiert. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sind wie folgt:

Die Ausfräsungen an der Fronttür für die HPL-Platten hätte ich erst nach der Oberflächenbehandlung mit der Holzlasur fräsen sollen. Das hätte mir eine Menge Nacharbeit wegen der in den gefrästen Taschen hingelaufenen Lasur erspart.

Das Verkleben der HPL Platten auf dem Holz hat mit PU-Leim sehr gut funktioniert. Allerdings muss man den Leim sehr sparsam auftragen, ansonsten quillt dieser zu stark auf und tritt an den Seiten aus. Dort muss er anschließend wieder mühsam weggeschnitzt werden.

Zudem hätte ich die Taschen für die Zierelemente etwas tiefer fräsen sollen, damit die HPL Platten bündig mit der Oberfläche sind. Da das Einsetzen der HPL Platten aber eine nachträgliche Entscheidung war, musste ich mit der vorhandenen Tiefe der Taschen von 5,5mm leben. (Bei einem erneuten Aufspannen der Tür auf die CNC Fräse hätte ich wegen des freihändigen Ausrichten beim ersten Mal den Nullpunkt nicht mehr exakt wiederfinden können.)

Die verwendeten Hettich-Topfscharniere sind mit Absicht asymetrisch angeordnet – im oberen Bereich sind zwei Topfscharniere enger beieinander platziert. Der Grund: Da die Last der Tür im geöffneten Zustand einen Hebel rund um das untere Scharnier darstellt, wirken im oberen Bereich die stärksten Zugkräfte. (Das ist übrigens der Grund, warum z.B. bei Küchenschränken immer die obersten Scharniere  zuerst kaputt gehen). Und um diese höhere Last besser abzufangen, habe ich oben ein zusätzliches, viertes Topfscharnier platziert. Rein vom Gewicht der Tür her hätten konstruktiv gesehen eigentlich drei Topfscharniere ausgereicht.

Um das Kippen des Schrankes zu verhindern, hätte man in Anbetracht der geringen Tiefe des Vorratsschrankes besser eine zweiflügelige Tür verbauen sollen. Damit wäre dann auch die Konstruktionsregel aus dem Buch von Fritz Spannagel berücksichtigt.

Insgesamt gefällt uns dieses Schränkchen sehr gut dank der gestalteten Tür. Das macht aus einem einfachen Kasten-Schränkchen doch einen kleinen Hingucker.

Und damit ist das Projekt „Kleiner Vorratsschrank“ zunächst beendet.

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