Alte Massivholzmöbel vom Sperrmüll sind eine interessante Quelle für kostenloses Holz. In diesem Falle wurde in der Nachbarschaft eine alte Einbauküche aus Kiefernholz entsorgt.
Da habe ich einige der besten Bauteile herausgesucht und mitgenommen.
Warum überhaupt alte Möbel als Materialquelle?
Wenn Wohungen aufgelöst werden oder „modernisiert“ werden, findet man oftmals relativ hochwertige Massivholzmöbel, die entsorgt werden, Weil der Trend geht gerade wieder mal zum bunten Lack-Möbeln geht, werden oftmals die Massivholzmöbel von der Oma als „hässlich“ entsorgt. Das ist die Chance für jeden Holzwerker, denn da besteht die Chance, ein jahrelang getrocknetes Holz in Möbelqualität zum Nulltarif zu ergattern.
Natürlich ist im Sperrmüll auch immer jede Menge an billigen Pappe/Pressspan-Möbeln zu finden. Diesen Schrott kann man als Holz getrost liegen lassen. Ausnahme: Griffe und Knöpfe – die kann man abschrauben und mitnehmen, vor allem wenn es welche aus Metall sind.
Ganz besonders lohnend sind alte Schränke (aus den 60/70er Jahren) oder Wohn- und Esstische mit Massivholzplatte. Diese Möbel bieten lohnenswerten Holzrohstoff.
In diesem Falle wurde eine alte Einbauküche aus 16mm starken Kiefernholzplatten abgebaut. Ettliche der Teile waren sehr mitgenommen und über Jahre mit Öl und Fett in Kontakt gekommen. Die habe ich natürlich stehen gelassen.
Aber es waren auch ettliche Platten unterschiedlicher Größe, eine noch intakte Glastür und zwei Türen mit Füllung mit dabei. Diese Teile waren trocken und sauber.
Intelligentes Nutzen alter Möbelteile
Die vorhandene Glastür hat mich gleich inspiriert, ein kleines Schränkchen zu bauen. In diesem Falle hat also die Größe der Glastür die restlichen Maße vorgegeben.
Da das Schränkchen später einmal kleine Dinge aufnehmen soll, darf es natürlich auch nicht zu tief sein. Die Schrankplatten hatten eine Tiefe von 55cm – das ist natürlich für so ein kleines Schränkchen viel zu viel.
Daher habe ich die Bretter auf eine Breite von 15cm zugeschnitten. Die bereits vorhandenen Nuten für die Rückwand habe ich gleich weiterbenutzt, indem der vordere Teil abgesägt wurde.
Die vorhandenen Löcher wurden beim Ablängen abgesägt. Es folgt ein erster Test wie das ganze später einmal ausschaut.
Das Holz für den Korpus wurde stumpf miteinander verleimt. Einige Domino-Dübel der Größe 5*30 geben der Sache den nötigen Halt. Hier hätte man auch eine Flachdübelfräse einsetzen können, aber die Dominomaschine war gerade zur Hand.
Als Rückwand wurde ein Reststück 3mm Hartfaserplatte verwendet, das von einem alten Schrank stammt. Um dieses einzupassen, wurden die Holzteile erst einmal mit Test-Dominos zusammengesteckt. So kann das tatsächliche Maß gemessen werden und eventuelle Ungenauigkeiten der Nutzen ausgeglichen werden.
Die Testdominos sind einfache Domino-Dübel die etwas abgeschliffen sind und sich daher leicht wieder herausziehen lassen. Sie sind mit einem X markiert, damit diese nicht versehentlich verbaut werden.
Vor dem Verleimen der Seitenteile werden die Klebeflächen noch ein wenig angeschliffen, denn auf dem Lack hält der Holzleim nicht.
Mit den bewährten Wolfcraft-Einhandzwingen fixiert konnte der Korpus zum trocknen beiseite gelegt werden.
Glastür und Topscharniere
Jetzt konnte ich mich der Glastür zuwenden. Die Hoffnung einfach ein Standard- Topfscharnier in die vorhandenen Bohrungen zu schrauben zerschlug sich leider. Die Löcher hatten den absolut unüblichen Durchmesser von 30mm. In Deutschland gebräuchliche Topfscharniere von Hettich oder Blum benötigen 35mm oder 26mm Durchmesser.
Da die Tür nur einen sehr schmalen Rahmen hat und auch nur 15mm Materialstärke, kam nur der Einsatz von kleinen 26mm Topfscharnieren in Frage. Allerdings habe ich diese Größe bisher noch nicht verarbeitet, weshalb ich erst einmal einen Test mit zwei alten Resthölzern gemacht habe.
Dabei stellte sich heraus, dass die 26mm Blum-Scharniere ein etwas anderes Bohrbild als die von Hettich haben. Der 26mm Topf wird mit 17mm Abstand gebohrt, die dazugehörige Montageplatte am Korpus bei Blum jedoch 37mm im Gegensatz zu Hettich mit 28mm. Glücklicherweise sind aber beide Maße auf der Hettich-Blue-Schablone zu finden.
Die alten Löcher an der Glastür wurden mit Holzstopfen zugeleimt und bündig gehobelt. Mit einem 26mm FAMAG Bohrer wurde dann ein neues Loch gebohrt.
Die Befestigung der Topfscharniere und der Montageplatten erfolgte mit vernickelten Senkkopfschrauben 3,5*10. Das erspart das Vorbohren und die Scharniere können zudem frei im Korpus positioniert werden, was bei so einem Upcycling-Projekt von großem Vorteil ist.
Anschließend müssen die Scharniere nur noch in die Halteplatten eingeklickt werden und schon ist die Tür montiert. Aber in der Regel sitzt die Tür krum und schief – natürlich auch hier. Möglicherweise lässt sie sich auch gar nicht vollständig schließen.
Das ist aber kein Grund zur Panik, denn hochwertige Topfscharniere wie hier die Blum bieten viele Einstellmöglichkeiten mit denen so etwas korrigiert werden kann.
Mit einem Kreuzschlitz-Schraubendreher kann die Höhe der Tür, die Neigung zur Seite und der Luftspalt zum Korpus eingestellt werden.
Das Einstellen braucht ein wenig Geduld, kann aber mit ein wenig logischem Denken von jedermann bewältigt werden.
Das Ergebnis ist eine perfekt passende Tür.
Das fertige Schränkchen
Hier ein Blick auf die Rückseite. Zum Aufhängen werde ich wohl noch zwei Ösen anschrauben, aber das hat Zeit, bis feststeht wo das Schränkchen hinkommt.
Zum Schluß habe ich noch 5mm Löcher für Fachbodenträger gebohrt, um zwei Zwischenböden in das Schränkchen einlegen zu können.
Und damit ist dieses kleine Möbelbauprojekt auch schon abgeschlossen. Ich werde die Schnittkanten noch mit einer Lasur nachbehandeln und dann kann das Schränkchen mit Glastür seiner Bestimmung übergeben werden.
Ich hoffe dass dieses kleine Projekt auch andere Holzwerker zum kreativen Umgang mit alten Möbelteilen anregt. Denn das Material aus alten Möbeln ist quasi zum Nulltarif und in der Holzqualität allem was ein normaler Baumarkt bietet weit überlegen.
Schön, dass Du auch Sperrmüll als Materialquelle nutzt. Ich finde die Nutzung solchen Materials unglaublich befriedigend.
Wobei ich mittlerweile so viele Platten in 30 mm Stärke habe, dass ich gar nicht mehr so recht weiß, was daraus werden soll. Aber das ist ein Luxus-Problem 🙂
Ich verwende oft Holz vom Sperrmüll. Ich halte stets Ausschau nach Sperrmüll am Straßenrand und werde hier auch immer wieder fündig. Häufig benötigt man Musterbrettchen o.ä., wo es nicht so sehr auf die Qualität ankommt. Aber auch für z.B. Werkstatt-/Kellerregale eignet sich dieser Rohstoff hervorragend.
Eine weitere Quelle für kostenloses Holz (bzw. für wenig Geld) sind Kleinanzeigen. Hier habe ich auch schon häufig Beute gemacht.
Hallo,Wolfram !
Ein toll gelungenes Projekt.Daraus lässt sich ein toller Schrank für
Oberfräser und Zubehör machen. Nur noch die nötigen schrägen Hölzer, mit den entsprechenden Durchmessern bohren und schon herrscht wieder Ordnung in deiner Garage.
Mit freundlichen Grüßen !
Manfred
Ja, der Einsatz als Lager für die Oberfräser ist in Diskussion. Möglicherweise kommt aber auch noch was anderes rein. Mal sehen…