Möbelbau Projekte

Mehrteilige Schrankwand im Selbstbau – Teil 5

Heute wurde das Projekt der mehrteiligen Schrankwand fertiggestellt. Jetzt kann das Einräumen beginnen.

Julschrank517

Nachdem gestern dar Unterbau aufgestellt wurde, konnte heute mit den oberen Korpusbaugruppen weiter gemacht werden. Das scheint auf den ersten Blick eine simple Sache zu sein, aber die Baugruppen der zweiten Reihe sind 164cm hoch und bis zu 180cm breit. Daher wurden die Söhne Christian und Sebastian zur Mithilfe eingeteilt, um die doch recht schweren Teile auf die erste Korpusreihe zu heben.

Julschrank501

Anschließend wurden die einzelnen Korpusbaugruppen sorgfältig an den Vertikalen Kanten aufeinander ausgerichtet und über Gewindebolzen miteinander verschraubt.

Julschrank316

Bei einem Möbel dieser Größe sollte man hier allerdings nur hochwertige Verbinder aus Stahl einsetzen. Die billigen (Baumarkt-) Verbinder aus Aluminium sind nicht ansatzweise so belastbar wie die stählerne Variante.

Julschrank509

Deshalb kamen hier hochwertige Verbinder von Würth zum Einsatz. Diese werden komplett mit Gewindehülse und Breitkopfschrauben geliefert.

Julschrank503

Mit dem Makita Winkelschrauber wurden in jeder Ecke einer Korpusbaugruppe Bohrungen mit 5mm gebohrt und über die Verbinder miteinander verschraubt. Durch das Aneinanderpressen der Korpusflächen entsteht zusätzliche Adhäsionskraft, die eine überaus stabile Schrankwand schafft. Da wackelt dann nichts mehr.

Julschrank505

Eine größere Herausforderung war dann das Aufsetzen der obersten Reihe der Korpusbauteile. Die Teile mußten auf Leitern stehend zwischen Oberseite und schräger Decke eingefädelt und dann an Ort und Stelle geschoben werden. Eine doch recht zeitraubende Angelegenheit.

Julschrank513Eine letzte Kontrolle mit der Wasserwaage – alles im Lot!

Weiter geht es mit den Schiebetüren. Diese wurden wieder mit den bewährten HETTICH Slideline55 Beschlägen ausgerüstet. Weil die unteren Türen aber mit 110cm Höhe ein recht stattliches Gewicht haben, habe ich die oberen Gleitlager nicht nur eingepresst sondern zusätzlich noch mit Schrauben 2,5*20 verschraubt.

Julschrank510Der Schiebetüren bekommen Muschelgriffe aus Edelstahl die in eine 35mm Bohrung eingeklebt werden. Dafür hat sich bei mir der 2-Komponenten Montage-Kleber von Pattex bewährt.

Julschrank511

Die Muschelgriffe werden in die liegenden Türen geklebt und für eine Stunde zum aushärten liegen gelassen.

Julschrank512

Der letzte Schritt ist das Einsetzen der Schiebetüren und Fachböden und damit ist die Schrankwand fertig. Hier der Versuch die Schrankwand im Ganzen zu fotografieren.

Julschrank516

Damit hat mein bisher größtes Holzwerker-Projekt seinen Abschluss gefunden.

Statistik

Und weil ich immer wieder gefragt werden, hier noch ein wenig Statistik zu diesem Projekt.

In dieser Schrankwand verbautes Material:

  • 38qm Spanplatte 19mm mit Ahorn Dekor
  • 12qm Spanplatte 8mm mit Ahorn Dekor
  • 110m Umleimte Kanten
  • 112 Confirmatschrauben 7*70
  • 250 Rückwandschrauben 3*30
  • 40 Korpusverbinder M4*36
  • 8 Sätze Schiebetürbeschläge Hettich Slideline55
  • 11,5m Aluschiene Slideline55
  • 11,5m Kunststoffschiene Slideline55
  • 8 Muschelgriffe Edelstahl 35mm

Gesamtkosten für das Holz, den Zuschnitt, das Umleimen und die Beschlagteile betragen rund 1.400 EUR.

Das in diesem Projekt eingesetzte Werkzeug ist sehr überschaubar:

  • Festool Oberfräse OF1010 mit Falz-Fräser
  • Flachdübelfräse CASALS
  • Akkuschrauber von Metabol und Makita
  • Stufenbohrer für Konfirmatschrauben
  • 4 Winkelspanner Bessey
  • 4 Wolfcraft Schraubzwingen
  • diverse Bits für den Akkuschauber
  • Topfbohrer 30mm und 35mm

Mein Fazit

Wenn man den Zuschnitt und das Umleimen der Kanten beim Holzhändler machen läßt, kann man auch solche doch sehr umfangreichen Projekte mit vergleichsweise wenig Werkzeug umsetzen. Da der Holzhändler eine professionelle Sägeanlage hat sind die Schnittkanten garantiert rechtwinklig und die Maße aller Teile stimmen auf 1/10mm.
Die Verwendung von Confirmat-Schrauben in Verbindung mit den vier Winkelspannern hat einen zügigen Aufbau der Korpusbaugruppen ermöglicht. Das freihändige Bohren mit dem Stufenbohrer ist mit einem kräftigen Akkuschrauber problemlos möglich.
Dabei entsteht kaum Sägemehl, der Bohrstaub kann problemlos aufgesaugt werden. Die Methode kann daher uneingeschränkt als „Wohungstauglich“ bezeichnet werden.

Der einzige „schmutzige“ Arbeitsschritt war das Fräsen der Falze für die Rückwand. Hier ist die Absaugung meiner Festool Fräse einfach zu schwach weil der Fräser unterhalb der Auflage läuft und damit die meisten Späne nach unten fallen.
Der Einsatz der Flachdübelfräse ist sicherlich bei kleineren Baugruppen nicht unbedingt nötig, aber gerade bei den großen Korpusbauteilen ist das Ausrichten im Ein-Mann-Berieb damit deutlich einfacher.
Das Verkleben der Rückwände ist wahrscheinlich ein unnötiger Aufwand gewesen und kann entfallen, wenn man die Rückwandschrauben eng genug setzt.

Ich wurde gefragt warum ich kein Massivholz verwendet habe. Der Grund ist ganz einfach: In dieser Schrankwand stecken über 35qm Holz. Mit Massivholz wäre das ganze sicher doppelt so teuer gewesen und der Aufwand für die Oberflächenbearbeitung ist da noch gar nicht berücksichtigt. So konnte ich die Platten aber direkt bohren, falzen und dann montieren.

Die Entscheidung für einen mehrteiligen Aufbau hat sich als gute Entscheidung erwiesen. So konnten die Baugruppen schrittweise aufgebaut werden und die Endmontage war problemlos. Auch falls man später die Schrankwand einmal umgruppieren möchte, ist das auf diese Art und Weise (theoretisch) möglich.

Und das der ganze Bau ohne größere Fehler abgelaufen ist, liegt daran das ich hier eine ganz einfache Regel angewendet habe: Wenn die Konzentration nachlässt, dann wird die Projektarbeit unterbrochen. Das verhindert Flüchtigkeitsfehler und man erspart sich zeitaufwändiges Nacharbeiten.

14 Kommentare zu “Mehrteilige Schrankwand im Selbstbau – Teil 5

  1. Danke für den ausführlichen Bericht. Für mich als Hobbyist ist das genau die Art Projekte, die anstehen. Aus Deiner Vorgehensweise und natürlich auch aus Deiner Statistik kann ich mir da eine gute Vorstellung von Deinem Projekt machen und besser entscheiden, wie ich Zukünftiges angehe.

    Grüße aus dem Schwarzwald, Phil

  2. Herzlichen Glückwunsch zum abgeschlossenen Projekt. Die Schrankwand ist sehr beeindruckend geworden.

    Das einzige, das ich in Deine Beschreibung nicht als so einfach darstellen würde, ist das Bohren der Löcher für die Möbelschrauben „nach Gefühl“. Mit mangelnder Erfahrung geht das garantiert schief.

    • Ja, das mit dem freihändig Bohren mag für völlig unerfahrene Heimwerker ein Problem sein. Allerdings bohrt der Würth-Stufenbohrer in die Spannplatte wie in Butter. Kein festes Drücken nötig, nur ein wenig schieben – zack ist das Loch drin. Wer will, kann ja beim Ansetzen des Bohrers einen Winkel oder ein rechteckiges Holz anlegen um den Bohrer gerade zu halten. Oder so einen schicken mobilen Bohrständer 😉

  3. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass ich das hinbekommen hätte. Und ich mache das ja jetzt auch nicht erst seit gestern 🙂 Aber einen Bohrer auf zwei Ebenen gleichzeitig senkrecht halten – Nee, das ist nicht so einfach. Ich denke, da kannst Du Dir schon auf die Schulter klopfen 🙂

  4. Mein gott, das ist ja mal eine richtige Meisterleistung! Da wurde richtig gut geplant, gemessen und dann auch noch alles zusammenbauen. Das wäre bei mir schief gegangen und ich bin, würde ich selbst von mir behaupten, handwerkliche Begabt.

  5. Wirklich ein beeindruckendes Projekt! Ich finde es toll, dass auch „anspruchsvollere“ Möbelstücke noch selbst gemacht werden und nicht von Stange gekauft, obwohl mir selbst dafür noch etwas Übung fehlt 😉 Liebe Grüße, Maral von „Mach mal“

  6. […] hast Du ja Projekte wie dieses hier schon gesehen. Aber bedenke, dass der Autor das bereits seit Jahren macht und mehrere tausend Euro […]

  7. Was für ein Mega-Projekt! Herzlichen Glückwunsch, das sieht besser aus als alles, was man kaufen kann. Ich glaub, ich würde mich an sowas nicht ran trauen.

    Viele Grüße!

  8. Bei mir steht in naher Zukunft eine vergleichbare Wand an, die ich bislang weniger modular geplant habe. Dein Ansatz ist interessant und für mich – auch in der detaillierten Darstellung – sehr hilfreich.

    Danke für die Mühe, die Du Dir auch für die Dokumentation gemacht hast.

    Joey

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.