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Schwebendes Regal – ein Baubericht

Mein Freund Rayko wollte ein schwebendes Regal, also ohne sichbare Montagepunkte, in einer Nische seines Hauses installieren. Dort soll ein nicht gerade kleiner Modellhelicopter seinen Standplatz haben.

Für alle Heimwerker folgt hier eine kurze Beschreibung unseres Vorgehens.

Eigentlich ist die Montage eines schwebendes Regals ja eine einfache Sache. Einfach ein paar Tablarträger waagerecht an die Wand schrauben, Löcher in das Regalbrett bohren, das Brett daraufschieben, fertig.

Diesmal waren aber ein paar „kleinere Herausforderungen“ zu meistern.  Erstens die Abmessungen – das schwebende Regal hat eine Tiefe von 60cm und eine Länge von 240cm. Zweitens das Material: Rayko hatte hier eine massive, 50mm starke Presspan-Arbeitsplatte besorgt. Drittens der Montageort: Das Regal soll bündig und möglichst ohne Spalte in einer Nische sitzen. Aber solche Herausforderungen brauchen wir Holzwerker doch, oder?

Das Werkzeug

Da dies ein Einsatz außer Haus ist, mußte einiges an Werkzeug mitgenommen werden:

Die Baustelle

Vor Ort angekommen wurde erst einmal die Lage besichtigt. Da die Nische bündig in die Wand mit der Tür übergeht, war natürlich der Türrahmen im Weg. Erster Schritt war also dessen Demontage.

Anschließend wurde die Nische vermessen. 240cm lang, aber nur 54cm tief. Wie erwartet waren die Wände zwar optisch rechtwinklig, die Realität mit dem Schreinerwinkel zeigte aber doch deutliche Abweichungen.

Die Tablarträger hatte Rayko schon montiert und dabei mit dem Lasermessgerät ausgerichtet. Die Ende der Tablarträger lagen schön in einer Flucht und das Messgerät zeigte nur ganz geringe Abweichungen. Der Durchmesser der Tablarträger mit den aufgeschobenen Alurohren beträgt 21mm.

Der nächste Schritt war nun das Zusägen des Regalbodens auf die passende Breite. Mit zwei zusammengeschraubten 1400er Führungsschienen war das aber schnell erledigt.

Natürlich wird hier mit Absaugung gearbeitet. Und da Rayko auch einen STARMIX ipulse Sauger in seiner Auto-Schrauber-Werkstatt hat, konnte ich mir die Mitnahme meines eigenen Werkstattsaugers ersparen.

Um nun die Winkel der Wände ganz exakt auf das Regalbrett zu übertragen, kam die Festool Winkelschmiege zum Einsatz. Diese wurde in die Ecke gesetzt, bündig ausgerichtet und mit dem Feststellknopf fixiert.

Anschließend wurde die Schmiege mit genau dieser Einstellung und der kurzen 800er Führungsschiene an das Ende des Regalbrettes angelegt. Ein sauberer Schnitt mit der Tauchsäge – fertig!

Des ganze dann für die rechte Seite nochmal. Dann allerdings muß die Schmiege auf dem Kopf liegen und der Zuschnitt auf der Unterseite des Brettes erfolgen, weil sonst die Führungsschine nicht an die Querseite des Regalbrettes angelegt werden kann. Zudem muß man beim Zuschnitt beachten, was die Vorder- und was die Hinterseite des Regalbrettes ist, damit die Maße hinterher auch exakt stimmen.

Die Passprobe ergibt dann ein postives Bild, alles passt wie angegossen. Jetzt werden die genauen Positionen der Tablarträger auf dem Regalbrett angezeichnet.

Nächster Schritt ist das Bohren der Löcher für die Tablarträger in das Regalbrett. Das sind Bohrungen mit einem Durchmesser von 22mm um ein wenig Toleranz für das Aufschieben zu haben- Die Löcher haben zudem 45cm Tiefe. Daher kommt ein FAMAG-Schlangenbohrer von „feineWerkzeuge.de“ zum Einsatz. Der lässt sich gut ins Bohrfutter einspannen und eiert nicht trotz der großen Länge.

Damit die Löcher horizontal und rechtwinklig werden, haben wir uns aus einem Rollbrett und dem Wabeco-Bohrständer ein einfaches „Horizontalbohrwerk“ gebaut. Dazu wurde die Bohrmaschine über Kopf im Bohrständer montiert und dieser dann mit ein paar SPAX-Schrauben auf ein Rollbrett geschraubt.

Der Bohrvorgang ist dann ein 2-Mann-Unternehmen. Während einer mit einem Winkel die horizontale Position des Bohrers überwacht schiebt der andere die Bohrmaschine langsam nach vorne. Dabei entsteht eine Menge Reibung und es erfodert schon ein wenig Kraft das „Bohrwerk“ auf Kurs zu halten.
Dank der scharfen Schneiden des FAMAG-Bohrers klappt das aber erstaunlich gut und sobald die ersten 5cm gebohrt sind geht der Rest fast von selbst.

Als Auflage haben zwei Bierkästen gedient, auf denen das Regalbrett zuvor mit der Wasserwaage und durch Unterlagen von Pappestücken waagerecht ausgerichtet wurde,

Um das Regalbrett später an der Rückseite bündig zu bekommen, mußten noch Vertiefungen von 2mm für die Halteplatten ausgefräst werden. Dazu kam die kleine Makita-Oberfräse mit der großen Grundplatte zum Einsatz.

Um die Oberfräse dabei gleichmäßig führen zu können und um Ausbrüche an der Oberseite des schwebenden Regals zu verhindern, wurde der abgesägte Streifen des Regalbretts daneben gespannt. So konnte freihand die Aussparung mit einem Schaftfräser bei mittlerer Drehzahl gefräst werden.

Die Endmontage

Das fertige Regalbrett mußte dann „nur“ noch auf die Tablarträger aufgeschoben werden. Die horizontal gebohrten Löcher passten auch wunderbar und bis zur Hälfte ließ sich der Boden wunderbar aufschieben. Dann war allerdings kein Fortkommen mehr und es mußten „überzeugendere Argumente“ her.

Mit Hammer und Zulage wurde dem Regalbrett zugeredet bis es an Ort und Stelle war. Die Ursache liegt wahrscheinlich in den horizontalen Toleranzen der Tablarträger. Diese sind eben doch nicht ganz parallel zueinander. Dann verspannes sich diese und der Boden kann nicht weiter aufgeschoben werden.
Wer solche Probleme bei der Montage eines schwebenden Regals vermeiden möchte, der sollte die Löcher mit etwas größeren Toleranzen bohren. Wir hätten da also besser einen 23mm Bohrer verwendet.

Das fertige Ergebnis kann man am Anfang dieses Artikels bewundern.

4 Kommentare zu “Schwebendes Regal – ein Baubericht

  1. Klaus Moerders

    Hallo Rayko,

    super gemacht,- Kompliment !!
    Besonders gefällt mir das Bier in der Werkstatt. Nicht während, aber nach gelungener Montage das Bier mit dem Hintern auf der Werkbank ist besser als jeder Orden. Bei uns zu Hause würde man sagen: Wat mutt, dat mutt !!

  2. Schönes Ergebnis bei einer schönen Herausforderung. Besonders schmunzeln musste ich bei eurem „Horizontalbohrwerkzeug“. Bei einem schwebenden Regal hatte ich es bis jetzt immer nur einfach.
    Was mich aber interessieren würde ist wie lange ihr dafür gebraucht habt?
    LG

  3. Die Webseite müsste umbenannt werden in: deutschundbuch.de
    Wenn Ihr Euch schon in aller Öffentlichkeit präsentieren wollt, dann achtet bitte auch auf die Rechtschreibung und den Ausdruck und die Kommastellen. Das ist ja grusig zu lesen hier.
    Handwerklich ok.

    • Hallo Hans, das Thema „Rechtschreibung“ ist leider ein Stück weit auch ein Zeitproblem – da ich das alles hier im meiner Freizeit mache müssen meine Leser damit Leben, ich bin ja kein „Vollzeitredakteur“. Im Vordergrund steht die Beschreibung der Projekte und das möglichst anschaulich.

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