Grundlagenwissen Handarbeit Holzbeschaffung

Paletten Recycling – Holzpaletten aus Übersee

Nach dem letzten Versuch, das Holz aus Einwegpaletten nutzbar zu machen, war ich ja zu dem Fazit gekommen, dass sich der Aufwand wegen der schlechten Holzqualität nicht lohnt.

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Jetzt hatte ich aber die Chance, drei Einweg-Paletten aus Übersee in die Hände zu bekommen. Hier das Ergebnis.

Auf den drei Paletten waren Computersysteme im 19″ Raster an unsere Firma geliefert worden und nun standen diese im Sperrmüll. Ein erster Blick zeigte, dass diese Einwegpaletten im Vergleich zu den europäischen aus deutlich dickerem Holz gefertigt sind. Schon wenn man die Paletten in die Hand nimmt, spürt man deren vergleichsweise hohes Gewicht.
Deshalb habe ich mich entschlossen, diese drei Paletten doch nochmal mitzunehmen und Zuhause näher in Augenschein zu nehmen.

Ich vermutete zunächst dass die Paletten aus Kanada stammen, denn es war dieses Zeichen auf einer der Paletten zu finden:

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Das stimmt aber nur Teilweise. Dazu aber später mehr.

Zerlegen der Paletten

Beim ersten Versuch Einwegpaletten zu Recyclen hatte ich die Erfahrung gemacht hatte, dass das Holz oftmals total zersplittert, wenn man mit der Brechstange daran geht. Darum habe ich mich diesmal gleich für den Einsatz einer Säge entschieden.

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Das war endlich ein sinnvolle Verwendung für die kleine SKILL-Multisaw, die ich zwar seit einiger Zeit in meiner Werkstatt habe, für die es mir aber wegen der geringen Schnitttiefe an Einsatzmöglichkeiten mangelt.

Hier war dieses kleine Maschinchen aber das ideale Mittel der Wahl. Ruck-Zuck waren die Bretter herausgetrennt. Das Sägemehl roch ganz intensiv nach „Wald“ – kein Vergleich zum Holz beim ersten Paletten-Recycling.

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Natürlich hätte ich da auch eine Stichsäge einsetzen können, wollte meine gute DeWalt-Maschine DK333 aber nicht dem Risiko aussetzen, versehentlich in einen Nagel oder ähnliches zu sägen.

Die Querbretter sind aus zwei verschiedenen Arten eines harten, stabilen Nadelholzes (?) und mit 20-23mm Dicke auch deutlich stärker als das Material der europäischen Einwegpaletten. Hier das Ergebnis, ein Stapel Massivholzbrettchen mit einer Breite von 14-18cm und eine Länge von ca. 55cm.

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Die verbliebenen Längsträger sind typisch angelsächsische 2×4′ Kanthölzer, in die kleine U-förmige Aussparungen aufweisen. Auch hier ist das verwendete Material ein schweres Holz mit hoher Dichte, allerdings mit einem ganz anderen Geruch als die Querbretter.

Um dieses Holz nutzbar zu machen, müssen natürlich die Nägel entfernt werden. Das geht aber ganz einfach. Es wird mit einer Axt das verbliebene Holz entfernt. Dazu kann man einfach mit der Schneide unter die Holzreste gehen und diese mit der Axt aushebeln.

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Dabei zersplittert das Holz in kleine Teile und es bleiben die Nägel stehen. Diese können nun bequem mit einer Beißzange herausgezogen werden.

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Anschließend habe ich diese Längsträger auf der Tischkreissäge noch quadratisch zugesägt.

palettemx-7Das Ergebnis sind sechs quadratische Kanthölzer mit einem Querschnitt von ca. 50mm aus einem schweren, harzreichen Holz.
Nachfolgendes Bild zeigt die Schnittflächen der Kanthölzer.

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Vielleicht hat ja einer meiner Leser eine Idee welche Holzart das sein kann?

Woher aus Übersee?

Ich hatte wegen des Kanadischen Zeichens auf dem Holz ja vermutet, dass die Paletten aus Kanada stammen. Dem ist aber nicht so. Es gibt nämlich einen Weg, die Herkunft dieser Paletten genau zu identifizieren – über den auf der Palette aufgedruckten IPPC Code.

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Dabei gibt die obere Zeile den Ländercode nach ISO und die jeweilige Identnummer des Herstellers an. In meinem Falle steht hier MX – also ist der Hersteller der Palette ein Unternehmen in Mexiko. Weitere Ländercodes wären z.B. US für USA, CD für Kanada, GB für England, DE für Deutschland usw. Eine Liste der ISO Ländercodes gibt genaueren Aufschluß. (Meine Einwegpaletten im ersten Versuch waren übrigens in Frankreich hergestellt)

Das IPPC-Siegel zeigt weiterhin an, wie die Paletten aus Massivholz behandelt sind, damit diese keine Parasiten oder Schädlinge verschleppen. Dazu können verschiedene Methoden angewendet werden. Das Kürzel HT bedeutet „Heat Treated“ – also hitzebehandelt. Damit ist das Holz nicht chemisch behandelt und gesundheitlich unbedenklich.
Es gibt aber auch andere Verfahren – z.B. MB – das steht für eine chemische Behandlung mit Metylbromid. Solchermaßen behandelte Paletten sind für das Holzwerken ungeeignet weil stark mit dem gesundheitsschädlichen Brom belastet.
Weitere mögliche Kürzel sind KD – „KillnDried“ – also Kammergetrocknet und/oder DB – „debarked“ also aus Holz ohne Rinde hergestellt.

Das im obigen Bild gezeigte Kennzeichen aus Kanada ist übrigens die Kennung eines Sägewerkes für Verpackungsholz. Diese Einwegpaletten sind also in Mexiko unter teilweiser Verwendung von kanadischem Holz hergestellt.

Fazit des zweiten Versuches

Einweg-Paletten aus Übersee liefern tatsächlich eine ganz andere Holzqualität als dies bei den europäischen Paletten der Fall ist. Wenn man solche Paletten in die Hände bekommt und die Holzqualität stimmt, kann es also durchaus sinnvoll, diese zu zerlegen.
Und damit ist auch erklärbar, warum in vielen YouTube-Videos aus USA mit Palettenholz gearbeitet wird.

17 Kommentare zu “Paletten Recycling – Holzpaletten aus Übersee

  1. Hey,
    danke für den ausführlichen Bericht!
    Auf die Idee, dass die Kanadischen Palletten anders, bzw. mit ‚besserem‘ Holz konstruiert werden, bin ich noch gar nicht gekommen. Da werde ich mal die Augen offen halten 😉

    Viele Grüße
    Daniel

  2. Etwas mit Holz aus Einwegpalletten zu machen ist ein super Gefühl. Das ist wirklich Wiederanvendung.

    Wenn ich in Afrika arbeitete (Nigeria) kam verschiedene Güter an Einwegpalletten aus edelholz. Das war wirklich super.

    Gruss Jonas

    • Einwegpaletten aus afrikanischem Edelholz – das wäre natürlich was. Leider kommen keine 19″ Computerteile aus Afrika…

  3. Die Bezeichnung S-P-F auf den Querbrettern ist ein Handelsname für kanadisches Holz verschiedener Nadelbäume, welches im Hausbau verwendet wird. Da CSMA 255 ein Sägewerk in Vavenby (BC) ist, wird es eines oder mehrere der westkanadischen Nadelhölzer sein.

    https://en.wikipedia.org/wiki/Spruce-pine-fir

  4. Hallo, super Beitrag! Auch wir haben uns bei der Schreinerarbeit gegen Einwegpaletten entschieden wegen der schlechten Qualität des Holzes.
    Wir verwenden ausschließlich Europaletten. Dank des Beitrages werden wir mal schauen ob wir Einwegpaletten aus Übersee in die Hände bekommen

  5. Interessante Erkenntnis! Leider habe ich keine Ahnung, was für ein Holz das sein kann, aber ich freue mich, dass sich die Arbeit diesmal wenigstens gelohnt hat 🙂 Liebe Grüße, Kathreen von „Mach mal“

  6. Hallo Wolfram,
    schöner Bericht. Ich bastle ja auch mit Paletten. Und manchmal ist es einfach zum heulen wie wenig gute Bretter nach dem Zerlegen übrig bleiben. Persönlich mag ich es ja wenn die Palettenbretter möglichst viele Nagellöcher haben – aber die brechen leider so schnell.

    Liebe Grüße
    Angela

    Kellerherz

    • Hallo Angela, durch die für Einweg-Paletten vorgeschriebene Hitzebehandlung wird das Holz sehr spröde – wenn es dann mit 14-15mm noch sehr dünn ist wie bei den meisten europäischen Einwegpaletten – dann zersplittert alles. Da hilft in meinen Augen nur das Zersägen entlang der Längsträger um dann die Reste der Klötze mit dem Beitel herauslösen. So bekommt man die langen Querbretter in heilem Zustand. Ist aber auch einiges an Arbeit. Ob das lohnt muss jeder für sich selbst entscheiden.

  7. Hallo ich wollte mir Gartenmöbel aus Palettenholz bauen leider wie du schon beschreiben hast, ist das Holz nicht zu gebrauchen. Ich komm nur an Paletten ran die beschädigt sind. Ich habe es aufgeben aber woher sollte ich solche Paletten herbekommen kann man die bestellen?

    • Geh mal zu einer Werkstatt für US Automobile. Die kriegen viele ihrer Ersatzteile auf tollen amerikanischen Holzpaletten – ganz andere Qualität als das Zeug hierzulande.

  8. Wir kaufen und nutzen in unserem Unternehmen Einwegplatten ziemlich oft. Ich will aber unsere Prozesse umweltfreundlichen gestalten und Recycling von diesen Platen finde sehr interessant. Ich werde Ihr Experiment auf jeden Fall weiter beobachten.

  9. Heinrich Wild

    Grüezi
    SPF heisst SPRUCE PINE FIR; dh das holz ist Fichte oder Föhre (Kiefer)
    Nachdem ich Bläuepilze -Verfärbungen sehe,handelt es sich Um eine Föhren-Art (in Deutschland Kiefer.
    Liebe Grüsse aus der Schweiz (ich habe 35 Jahre lang Holz aus Kanada importiert)
    Heini

  10. Heinrich Wild

    Lieber Wolfram,Dein Blog gefällt mir sehr,Du arbeitest enorm genau.Weil ich ein alter Förster und Holzhändler bin schneide ich mein Schnittholz mit einem selbst gebautem Motorsäge-Sägewerk
    und arbeite mehrheitlich mit einheimischen Hölzern.
    Ich habe ein 300 Jahre altes Häuschen vom Keller bis zum Giebel umgebaut ich mache alles aus Holz;(nur die Kinder hat der Postbote gebracht)
    Liebe Grüsse: Heini (inzwischen 77 Jahre alt)

  11. Hallo zusammen. Da ich täglich mit Paletten aus USA und auch Kisten zu tun habe, welche ich natürlich auch zu Hause verbastel, hat mir meine Quelle aus USA mitgeteilt, das es sich bei dem etwas helleren ,harzfreien Holz, um Ponderosapinie handelt. Bei dem dunkleren etwas spröden harzigem Holz bin ich mir unsicher , ist aber eine Lärchenart. . Beste Grüsse an alle Wiederverwerter. Marcel.
    Übrigens , schöne Recherche.

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