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Bau einer Tiroler Truhe – Teil 4

Nachdem der Korpus der Tiroler Truhe fertiggestellt ist, folgt nun der Bericht vom Bau des Deckels.

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Und da es sich hier um Massivholz handelt, sind einige konstruktive Details zu beachten, damit der Deckel gerade bleibt.

Die Deckel der typischen Tiroler Truhen haben einen recht massiven Rand, der an den Seiten gleichzeitig auch als Gratleiste fungiert. Vorne ist eine Leiste angebracht die mit den seitlichen Gratleisten verzapft ist. Nachfolgend eine Detailaufnahme der originalen Tiroler Korntruhe.

Deckel vorne links
Tiroler Korntruhe – Deckel vorne links

Der Deckel besteht zunächst aus einer Platte aus massivem Holz, die rechts und links etwa 15mm über den Korpus der Truhe hinausragt. Die Gratleiste bekommt daher eine Nut in der Stärke des Deckels in welche das Brett eingreift. Um auf der Oberseite des Deckels einen schönen Rand zu bekommen, muß dieser natürlich ein wenig breiter ausfallen.

Als Material zum Herstellen der Deckelumrandung benutze ich ein Reststück eines 80*60 Kantholzes, das noch vom Bau der stabilen Werkbank übrig geblieben ist. Dieses wird entsprechend den drei Seiten mit jeweils 10cm Übermaß abgelängt.

In Ermangelung geeigneter Handwerkzeuge habe ich auf der Tischkreissäge die Falze vorgesägt. Die Schnitte sind jeweils 4cm tief und müssen über eine Länge von 65cm bzw. 95cm ausgeführt werden.

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Zuerst werden zwei Sägeschnitte für den Falz gemacht, welcher die Deckelplatte aufnehmen wird. Anschließend folgt der Schnitt für den Falz der Lippe. Die Schnitte sind dabei so gelegt, dass ich das Splitzholz (erkennbar an dem braunen Kern) wegsäge. Das ist deshalb sinnvoll, weil Splintholz beim Trocknen zu starker Rissbildung neigt. Und wie man auf dem Bild erkennen kann, hat hier die Rissbildung auch schon begonnen.

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Um das Herausarbeiten der Gratnut zu erleichtern, habe ich dann noch einige Sägeschnitte gemacht. Die so vorbereitetete Randleiste kann dann in die Hobelbank eingespannt werden, um mit dem Beitel die Nut auszuarbeiten.

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Eigentlich hatte ich ja zuerst gehofft, die Nut mit einem Grathobel ausarbeiten zu können, aber leider waren alle meine Hobel zu breit. Auch mein schmalster, hölzerner Grathobel war immer noch zu breit.

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Die Leiste für die Vorderseite war einfacher herzustellen. Auch hier wurde mit der Tischkreissäge vorgearbeitet. Weil hier aber keine Nut sondern nur verschiedene Abstufungen herausgearbeitet werden müssen, konnte hier gehobelt werden.

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Die so hergestellte vordere Lippe wird dann einfach auf den Deckel aufgeleimt. Das ist unkritisch, weil hier die Maserung von Lippe und Deckel in die gleiche Richtung laufen. Im Original wurde diese Leiste mit Holznägeln aufgenagelt.

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Mit einigen Zwingen fixiert durfte das Ganze über Nacht trocknen.

Weiter geht es mit dem Anbringen der seitlichen Lippen, die ja gleichzeitig auch als Gratleisten fungieren. Diese werden angelegt und mit dem Winkel können die Kanten zum sägen markiert werden.

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Zuerst wird nur die obere Seite abgesägt. Dank der feinen Bezahnung der Veritas Rückensäge müssen die Schnittflächen nicht nachgearbeitet werden. Dann wird die seitliche Leiste angelegt und der Schnitt für die Unterseite angezeichnet.

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So werden eventuelle Toleranzen der einzelnen Bauteile ausgeglichen, mit denen natürlich auch ich zu kämpfen hatte.

TruheDeckel - 10Die vordere Kante wird dann ebenfalls komplett abgesägt. Und wenn man alles richtig gemacht hat, passt das Seitenteil perfekt. Das ist mir auf der rechten Seite recht gut gelungen, auf der linken Seite nicht ganz so gut.

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Gratleiste des Truhendeckels

In die Spalten habe ich später dicke Hobelspäne eingeleimt. So wird der Spalt unsichtbar verschlossen. Da die Faserrichtung des Deckels quer zur Front verläuft, müssen die seitlichen Leisten bis nach vorne durchgeführt werden. So kann der Deckel später arbeiten.

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Eine Passprobe des unverleimten Deckels zeigte dass die Gratleisten noch ein wenig zu dick waren. Das Titelbild dieses Beitrags zeigt die Situation. Mit dem Veritas-Simshobel habe ich die Seitenteile soweit abgehobelt bis der Deckel trocken passte. Das waren auf jeder Seite fast 2mm. Natürlich muss vorne ein Absatz stehen bleiben. Die Kante wurde mit dem Beitel ausgearbeitet.

Dann war der Zeitpunkt zum Verleimen gekommen.

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Damit die Lippe des Deckels an der Vorderseite bündig bleibt, wird nur an den vorderen 10cm Leim  angegeben. So kann der Deckel in der Breite arbeiten ohne dass es vorne zu einem Absatz kommt. Der Rest der Seitenteile wird nicht verleimt sondern nur mit einigen kleinen, flachen Holzkeilen verklemmt.

Da zwischen Anfertigen der Gratleisten und dem Verleimen eine Woche Zeit vergangen ist, hat das Holz spürbar gearbeitet und der Spalt zwischen Deckel und Gratleiste hat sich um ca. 1,5 mm vergrößert.

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Damit diese Keile nicht herausfallen, werden diese auf der Seite die auf dem Deckel zu liegen kommt mit Leim bestrichen. Die Seiten welche die Gratleiste berührt bleibt trocken. Später werden diese Keile bündig abgeschnitten.

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Um auf Nummer sicher zu gehen, habe ich im vorderen Bereich drei Löcher gebohrt und Holznägel mit etwas Leim eingeschlagen. Diese gehen durch die Gratleiste in das Holz der Deckelplatte.

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Leider begannen die seitlichen Leisten an der Rückseite des Deckels ein wenig auseinander zu laufen. Ich habe daher auch im hinteren Bereich zwei Holznägel eingeschlagen. Zum Abschluss wurde hinten eine flache Leiste aufgeklebt, um den Rahmen des Deckels optisch zu vervollständigen. Da hier die Fasserrichtungen der Hölzer parallel sind, reicht hier das Leimen aus.

Nachdem der Leim getrocknet war, konnten die Holznägel bündig abgesägt werden und der Deckel für eine erste Probe auf den Truhenkorpus gelegt werden.
Da auch der Deckel mit einem Profil versehen ist, habe ich hier in Ermangelung geeigneter Profilhobel wieder zur Oberfräse gegriffen.

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Mit dem Radienfräser wurden die Kanten des Deckels ringsherum abgerundet. Dabei war der Fräser so tief gestellt, dass sich oben ein kleiner Absatz bildet. Die Außenkanten wurden mit einem 5mm-Radius gefräst, die Innenkanten des Rahmens auf dem Deckel mit 3mm Radius.

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Das schaut jetzt schon mal ganz gut aus. Allerdings wirkt die Lippe des Deckels ziemlich wuchtig. Vielleicht werde ich da noch ein wenig nacharbeiten.

Der nächste Schritt wird die Montage der Scharniere, sobald diese eingetroffen sind.

 

1 Kommentar zu “Bau einer Tiroler Truhe – Teil 4

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