Grundlagenwissen Möbelbau Projekte

Bau einer Tiroler Truhe – Teil 2

Beim Bau der Tiroler Truhe geht es mit dem Erstellen der Nuten für den Boden weiter. Da ich bei diesem Projekt bisher überwiegend mit Handhandwerkzeugen werde ich die Nuten auch mit Handwerkzeug statt Oberfräse erstellen.

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Die Kanten der Nut werden mit dem Lineal anzeichnet und mit dem Anreißmesser nachgezogen. Mein gutes Kirschen-Messer war glücklicherweise beim Aufräumen eines Kinderzimmers wieder aufgetaucht – das ist mir lieber als das Stanley Messer weil man mit der starren Klinge einfach mehr Druck ausüben kann.

Die Kanten werden mit dem Beitel leicht ausgearbeitet, um eine Nut für das Ansetzen der Säge zu haben.

Tirolertruhe - 66Ich habe dann versucht mit dem fein gezahnten Stanley-Fuchsschwanz eine ca. 8mm tiefen Sägeschnitt quer über die Platte zu machen. Das war aber irgendwie furchtbar hackelig. Da habe ich mich an die Gratsäge erinnert, die ich zusammen mit anderem Werkzeug bei der Auflösung einer Schreinerei mitgenommen hatte. Das Sägeblatt von dem Ding schaut zwar nicht sonderlich vertrauenerweckend aus aber wenn man beachtet dass eine Gratsäge auf Zug (!) arbeitet funktioniert das ganze erstaunlich gut.

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Das Sägeblatt der Gratsäge kann in der Tiefe eingestellt werden. So muß man einfach nur solange sägen bis der Sägenkörper die Holzoberfläche erreicht hat.

Mit einem scharfen Beitel und einigen Hammerschlägen wird das meiste Material grob zwischen den Sägeschnitten herausgestemmt.

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Es folgt der Einsatz des Grundhobels um die Nut gleichmäßig tief auszuarbeiten und zu glätten. Auch hier ist ein scharfes Eisen der Schlüssel zum schnellen Glück. (Im Lieferzustand sind die Eisen der ECE Grundhobel leider alles andere als scharf…)

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Der Boden der Truhe wird später in die Nut ohne Leim eingesetzt, damit dieser arbeiten kann. Dazu muß das Bodenbrett in der Breite auf die Länge der Nuten zugesägt werden.

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Und da ich an Bodenbrett einen ausgebrochenen Ast hatte habe ich an dieser Seite des Brettes die Linie gezogen. So konnte die Fehlstelle einfach abgesägt werden. Die Sägekante wurde dann noch mit dem Hobel geglättet.

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Dann war der Zeitpunkt gekommen, die Oberflächen aller Holzteile mit dem Putzhobel zu bearbeiten. Eine gute Gelegenheit das Arbeiten mit dem Putzhobel auf astigem Holz zu üben.

Der erste Schritt war das Einebnen der Oberfläche, insbesondere die Leimstelle in der Mitte des Brettes. Hier kam mein Juuma Nr. 4 zum Einsatz.

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Das Ergebnis war ganz brauchbar, aber noch nicht optimal. Daher habe ich dann zum Primus-Hobel gegriffen und hier mit feinster Einstellung nochmals alle Oberflächen nachgeputzt.

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Das gibt dann eine erheblich bessere Oberfläche, gerade an Stellen mit wilder Maserung. Das liegt vermutlich daran, dass der Primus Hobel eine deutlich steilere Stellung des Hobeleisens als der Juuma hat. An einigen Stellen rund um die astigen Bereiche gab es aber dennoch Ausbrüche. Hier habe ich dann mit der Ziehklinge gearbeitet.

An zwei Stellen sind mir allerdings die Astlöcher ausgebrochen und hier musste ich flicken. Die fehlerhafte Stelle wurde mit dem 30mm Forstnerbohrer ausgebohrt. Ein rundgeschliffnes Reststück  wurde mit dem Schonhammer in das mit Leim versehene Loch geschlagen.

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Nach dem Trocknen wurde der Überstand anschließend glattgehobelt.

Das Endergebnis des Hobelns sind keine makellosen Oberflächen aber das war hier auch nicht das Ziel. Ich wollte einfach mehr Erfahrungen mit dem putzen von Holzoberflächen sammeln. Auf jeden Fall kann man erkennen, dass die Bretter von Hand gehobelt sind. 🙂

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Zum Lagern lege ich die Bretter übereinander um das Verziehen zu minieren, bis ich wieder weiterarbeiten kann.

Und damit war wieder das Zeitbudget für mein Holzwerker-Wochenende aufgebraucht.

 

4 Kommentare zu “Bau einer Tiroler Truhe – Teil 2

  1. Hallo Wolfram,
    interesssanter Bericht über den Bau deiner Truhe.
    Wie ich sehe bist du der Stanley Säge treu geblieben. Ich war überrascht wie gut diese dann doch ist. Nur zum Umbau bin ich leider immer noch nicht gekommen. Aber ich habe sie letztens zum Auftrennen benutzt und das ging erstaunlich gut.
    Irgendwie auch witzig das wir viel gleiche Werkzeuge benutzen.
    Ich verwende den gleichen Hammer zum Stemmen und mein Anreißmesser ist ebenfalls ein Kirschen Schnitzmesser. Bei dem Stanley ist mir die Klinge zu „wabbelig“. Wenn ich Mr. Sellers richtig verstanden habe, dann hat er irgendwann auch mal erwähnt, das seine Klinge gekürzt ist.
    Ich bin gespannt wie es mit der Truhe weiter geht.

    Grüße
    Stefan

    • Ja, das Stanley-Messer nutze ich auch noch – aber eher im Sinne eines Univrsalmessers. Die Klinge kürzen wäre mir zu viel Aufwand….

      • Sehe ich genauso. Das Kirschen Schnitzmesser ist super zum Anreißen. Und man hat es in Sekunden auf einem Leder abgezogen und es ist wieder einsatzbereit.

  2. Sehr interessanter Bericht! Ich war auch überrascht wie gut sich die Stanley Säge schlägt. Und auch ich benutze ein Kirschen Schnitzmesser zum Anreißen. Sachen gibt´s oder?

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