Allgemein Grundlagenwissen

Gartenschere schärfen – so geht’s ganz einfach

Stumpfe Gartenscheren sind ein Ärgernis. Wenn nach Jahren der Gartenarbeit die Schere nicht mehr so schneidet wie man dies erwartet, wird vielfach eine neue Gartenschere gekauft.

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Das muß aber nicht sein. Man kann mit sehr wenig Aufwand seiner Schere wieder eine neue Schärfe geben.

Dazu eine kurze Beschreibung des Funktionsprinzips einer Gartenschere. Alle Scheren haben eine dünne Schneide aus einem schneidhaltigen, relativ weichen Stahl und eine Klaue die recht dick und vielfach aus hartem Edelstahl besteht.

Beim Schneidevorgang wird das zu durchtrennende Pflanzenstängel mit der Scheide auf die Klaue gedrückt. Die Schneide muss dann möglichst dicht an der Klaue vorbeigleiten um einen sauberen Schnitt zu erzeugen.

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Nach intensiver Nutzung einer Gartenschere hat aber die Schneide Ihre scharfe Kante vorloren, hat Scharten und ist u.U. sogar eindellte Stellen. Das Ergebnis: Die Gartenschere trennt selbst dünne Pflanzenstängel nicht mehr durch!

Hier zeige ich nun die Schritte zum schärfen einer Gartenschere.

Demontage

Als Werkzeug benötigt man nur einen Schraubendreher um die zentrale Schraube aus dem Gelenk der Schere herausdrehen zu können.

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Das geht bei einigen Scheren von Gardena sehr schwer, weil diese z.B. mit einem Schraubensicherungskleber verklebt sind. Hier kann es helfen die Gartenschere in die pralle Sonne zu legen. Dann wird dieser Kleber ein wenig weicher und kann leichter herausgedreht werden. Fehlt es an Sonne, kann man die Schere auch auf eine warme Heizung legen. (Vom Einsatz einer Heissluftpistole ist abzuraten – da verbrennt nur der Kunststoffgriff)

Hat man die Schraube in der Mitte der Schere gelöst, kann diese auseinander genommen werden. Die Spreizfeder ist in der Regel nur geklemmt, fällt also heraus.

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Anschließend kann man bei allen mir bekannten Gartenscheren die Schneide aus dem Griff herauslösen.

Das Schärfen

Um die Schneide zu schärfen gibt es mehre Möglichkeiten.

Man kann die Schneide auf einer Nassschleifmaschine (z.B. TORMEK) schärfen. Das geht Freihand relativ einfach – nur wenig Druck ausüben und die Schneide mit einer Drehbewegung auf dem Schleifstein führen.

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Eine preiswerte Alternative ist der Gebrauch eines einfachen Kombinations-Schärfsteins. Hier reicht ein kleiner, preiswerter Stein mit Körnung 250/1000 aus. Wassersteine sind hier Ölsteinen vorzuziehen weil unkomplizierter im Gebrauch.

Wer es noch simpler haben möchte, der kann zu 3 Bögen Nassschleifpapier der Körnungen 240, 800 und 1200 greifen. Dieses wird auf einen glatten Untergrund gelegt und befeuchtet.

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In allen Fällen wird zuerst die Seite der Schneidenfase mit grober (200er) Körnung geschliffen, bis alle Scharten und Dellen herausgeschliffen sind. Dabei bildet sich auf der Rückseite ein deutlich spürbarer Grat. Dieser wird mit einem dann mit 1000er Körnung abgeschliffen. Am einfachsten geht dies mit Nassschleifpapier.

Anschließend wird auch die Schneidenphase mit 1000er Körnung geschliffen.

Ganz zum Schluß kann man die Schneide mit Polierpaste abziehen. Ideal ist dazu ein auf eine Harthozplatte geklebtes Stück Leder, welches mit Polierpaste (grün oder braun) eingerieben wurde.

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Damit wird zunächst die Schneide auf Hochglanz poliert, abschließend die Rückseite (Spiegelseite) der Klinge einmal flach darüber gezogen, um den letzten Grat zu entfernen. Auf der TORMEK Schleifmaschine kann man dafür die Lederabziehscheibe nehmen.

Das Ergebnis

Nach dem Zusammenbau der Schere wird diese noch mit einem guten Universalöl behandelt. Hier greife ich auf das bewährte Caramba Multiöl zurück.

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Hier ein Blick auf die Schneidenseite der frisch geschärften Gartenschere.

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Und hier der Blick auf die Rückseite (Spiegelseite) der Klinge.

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Damit ist die Gartenschere wieder bereit fleißig im Garten eingesetzt zu werden.

Andere Gartenscheren

Hier noch eine Bildergallerie weiterer Gartenscheren die ich bei dieser Gelegenheit auch wieder geschärft und so dem Dornröschenschlaf entrissen habe.
Die rote Schere ist eine Weingärtner-Schere und stammt aus dem BAYWA-Markt, die grüne Schere war ein Sonderangebot und stammt von OBI.

 

9 Kommentare zu “Gartenschere schärfen – so geht’s ganz einfach

  1. Hallo Wolfram,

    schön geschrieben. Als Ergänzung: die Schraubensicherung kann man mit einem Lötkolben knacken, ohne den Griff zu gefährden.

    Liebe Grüße
    Pedder

  2. Hallo Wolfram,

    vielen Dank f.d. Dokumentation!
    Werde es gleich mal versuchen.

    Gruß
    Ivan

  3. Was scharf ist beurteile ich anhand meiner Tina-Hippe. eine Gartenschere wirklich scharf zu schleifen halte ich für sinnlos, sie muss sauber schneiden, aber nicht scharf sein. Ich will ja auch nicht nach jedem 3. Ast nachschleifen müssen… Ich schleife nass und mache sie bei der Gelegenheit komplett sauber und fette sie wieder ein, nicht mit Öl. Eine Gartenschere mit Holzgriff hört sich älter an, da stehen die Chancen fürs nachschleifen gut, dass der Stahl was taugt. Bringe sie zu einem Schleifer und schau zu wie der das macht.

    • Danke für den Kommentar. Mir scheint da verwechselst Du etwas: Schärfe und Schnittwinkel. Scharf bedeutet nicht dass die Schneide einen spitzen Keilwinkel hat. Ein Messer hat einen sehr spitzen Keilwinkel, eine Gartenschere einen stumpfen Keilwinkel. Damit die Gartenschere gut schneidet, muß aber auch deren Schneide einen gleichbleibenden Keilwinkel haben. Also ohne Kerben, Grate, Rostflecken usw. Diesen gleichbleibenden Keilwinkel erreichen wir durch das schärfen/schleifen wie im Artikel beschrieben…

  4. Hallo Wolfram,
    ich hätte auch mal eine Frage. Meine Schere ist noch nicht so schön gerichtet wie deine aber ich befürchte, dass sie auch nach dem reinigen, schärfen und ölen immer noch das Problem hat, den Ast beim Schnitt nur abzuquetschen und nicht durchzuschneiden. Ich habe das Gefühl, als wäre zuviel Spiel zwischen den zwei Messern. Was meinst du?
    LG Biggi

  5. B. Turinski

    Guten Morgen, Wolfram,
    meine (Gardena)Schere ist gut geschärft; nun habe ich aber das Problem, dass der Zsammenbau am Ende nicht funktioniert:
    ich kann die Schraube nicht mehr so anziehen, wie sie zuvor saß; die Mutter setzt sich nicht mehr ganz in die Mulde, dann drehe ich die Schraube zu8 fest an, dass sich die Hebel nicht mehr bewegen oder, wenn nicht zu fest angezogen, lockert sich die Schraube nach ein paar Handgriffen wieder und mit schneiden ists vorbei.
    Gruß Bernd

    • Hallo Bernd, ist im Bereich der Schraube alles sauber? Ist die Schraube möglicherweise auf der falschen Seite eingesteckt? Ansonsten die Schrauben in Aceton o.ä. Entfetten und dann mit ein wenig Schraubensicherungslack versehen. Zusammenbau dann so, dass die Schere gut läuft. Spätestens nach 24h ist der Schraubensicherungslack fest und alles sollte dauerhaft so funktionieren wie es soll

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