Grundlagenwissen Möbelbau Projekte Werkstatt

Schrauben – Grundlagen-Wissen für Holzwerker

Schrauben sind doch nur Pfennigartikel. Auf den ersten Blick sind alle Schrauben gleich, warum also mehr bezahlen? Das Thema Schrauben wird von vielen Holzwerkern eher als Nebensache betrachtet. In Wirklichkeit kann die verwendete Schraube für jedes Holzwerkerprojekt den entscheidenden Unterschied machen.

1024px-Schnellbauschrauben_Pozidriv_IMGP0880Mit diesem Artikel beginne ich eine Serie von Artikeln um Grundlagenwissen rund um das Thema Schrauben zu vermitteln.

Qualität der Schrauben

Woran kann man hochwertige Schrauben erkennen?

Die Schrauben von Markenherstellern haben in aller Regel eine Kopfprägung – und sind damit als solche erkennbar. Billig- und NoName-Schrauben haben keine Prägung. Die Herkunft der Billigschrauben ist in der Regel unklar, Markenschrauben sind „Made in Germany“ oder haben eine andere klare Herkunftsbezeichung auf der Verpackung.

Worin unterscheiden sich die Schrauben der verschiedenen Qualitäten?

Zuallererst im Kraftaufwand der für das Eindrehen ins Holz benötigt wird. Qualitätsschrauben haben eine gewellte Spitze die beim Eindrehen die Holzfasern durchtrennen und so nur wenig Kraftaufwand erfordern. Gerade bei größeren Projekten ist dies eine spürbare Erleichterung.
Das zweite Qualitätskriterium ist Art und Passgenauigkeit des Antriebs. Bei Markenschrauben wie z.B. der SPAX sitzt das Bit straff und ohne zu wackeln.
Drittes Qualitätskriterium ist die Materialqualität. Markenschrauben sind aus einem zähen, gehärteten Material. NoName-Schrauben sind mitunter aus butterweichem Stahl und verbiegen sich schon bei geringen Belastungen. Ebenso werden hier die Antriebe ganz schnell verschlissen und die Schraube kann nicht mehr ein- oder ausgedreht werden. Ein anderes Problem billiger Schrauben ist sprödes Material wenn beim Härten gespart wurde. Dann bricht die Schrauben schon bei geringem Verkanten des Bits einfach ab.

Antriebssysteme der Schrauben

Für den Einsatz beim Holzwerken geeignete Schrauben gibt es mit verschiedenen Antriebssystemen. Ich habe Schrauben mit Schlitz, Kreuzschlitz, PZ (Pozidriv), Torx und AW-Antrieb.

Die Schlitzschrauben habe ich noch von meinem Opa geerbt. Dies sind klassische Holzschrauben aus Eisen oder Messing. Deren Einsatz ist heutzutage nur noch für Antik-Möbel sinnvoll.

Bei den Spannplattenschrauben sind die normalen Kreuzschlitzschrauben meine ältesten Exemplare. Diese Schrauben sind mittlerweile im Handel kaum noch zu finden – und wenn doch, dann sollte man diese Schrauben besser nicht kaufen. Die Bits greifen nicht wirklich gut und gerade bei hartem Holz wie z.B. Buchen-Multiplex sind solche Schrauben nahezu unbrauchbar.

515px-Pozidriv_screw

Die derzeit am meisten verbreiteten Schrauben sind die hier abgebildeten Typen mit PZ-Antrieb – auch Pozidriv-Antrieb genannt. Dies ist eine Weiterentwicklung des Kreuzschlitz mit zusätzlichen Kerben, um dem Bit mehr Halt zu geben.

DutchToolchest10

Der nächste Schritt ist der TORX Antrieb – auch Vielzahn-Antrieb genannt. Dieser hat im Profibereich mittlerweile den PZ Antrieb weitestgehend verdrängt. Und jeder der einmal eine solche Schraube verarbeitet hat, weiß sofort warum. Kein Durchdrehen, kein Verkanten – auch in härtestes Holz problemlos einzuschrauben. Grund ist die besondere Geometrie dieser Schraubenantriebe welche das Drehmoment voll auf die Schraubendrehung bringen. Hier wird dann eher der verwendete Akkuschrauber zum limitierenden Faktor.

Und dann noch der AW-Antrieb. Diese ist eine Abwandlung des TORX Antriebs und ist bei den Schrauben von Würth bzw. SWG zu finden. Man kann diese Schrauben zwar auch mit dem entsprechenden TORX Bit verarbeiten, aber richtig gut passen nur die echten AW-Bits von Würth.

Packungsgrößen

Wenn man die Preise von Schrauben eines Markenherstellers und den Billigschrauben vergleicht, so sind die Preisunterschiede auf den ersten Blick teilweise sehr gravierend. Hier ist die Versuchung groß, einfach zur Packung mit dem scheinbar niedrigen Preis zu greifen. Allerdings mußte ich lernen, dass man hier genauer hinschauen sollte und wirklich den Preis je Schraube ausrechnen muss.

Gerade bei kleineren Packungen mit 50 oder 100 Schrauben der Billigmarken aus dem Baumarkt sind einzelne Schrauben gleich teuer oder teilweise sogar teurer als eine 500er Packung gleich großer Schrauben aus dem Profihandel.

spax_box

Es empfiehlt sich daher möglichst immer die größeren Packungen zu kaufen und wenn möglich auch nicht im Baumarkt sondern im qualifizierten Fachhandel.

7 Kommentare zu “Schrauben – Grundlagen-Wissen für Holzwerker

  1. Vielen Dank für diese tolle Übersicht! Die großen Preisunterschiede pro Schraube sind mir auch schon oft aufgefallen, meistens lohnt es sich tatsächlich, die große Packung zu kaufen. Liebe Grüße, Maral von „Mach mal“

  2. Ich kaufe mittlerweile nurnoch die großen Packungen, glücklicherweise werden Schrauben nicht schlecht und lassen sich im schlimmsten Fall auch noch Jahre später verbauen.

    • Wenn man die Schrauben trocken lagert, gebe ich Dir recht. In einem feuchten Keller kann aber die Schachtel schimmeln – wie bei einem Nachbarn geschehen. Die Schrauben rausklauben ist dann eher nicht so doll auch wenn man diese noch verwenden kann.

  3. Schöne Zusammenfassung. Das Problem jedoch, das ich selbst bei der teuersten Schraube ist das, dass man zwar viele en masse hat, aber oftmals nicht die gerade benötigten – Geht mir bei meinen Forstner-Bohrern auch so 🙂

  4. Hallo Marc,
    Das Problem kenne/kannte ich auch. Im zweiten Teil werde ich daher noch meine Erfahrungen berichten, welche Schraubentypen und -grössen für welche Anwendungsfelder in der Werkstatt vorrätig sein sollten.
    Sonntags an der Tanke gibt es zwar eine Tüte Chips, aber keine Schrauben 🙂

  5. […] Holzschrauben auf Holz und Leim […]

  6. Hallo Wolfram!
    Ein schöner Artikel, tolle Übersicht!
    Vielen Dank, dass Du der SPAX hier so viel Aufmerksamkeit widmest! Darüber freuen wir uns sehr.
    Übrigens haben wir zu diesem Thema noch einiges an Info-Materal zu bieten: Konny´s Schraubenkunde ist hier sicher einen Blick wert (www.youtube.com/watch?v=OCqDFN3vVBQ ), Detailfragen kannst Du in unserem technischen Lexikon abklären (https://www.spax.com/de/handwerker/technisches-lexikon) und zum Thema „Made in Germany“ und Qualitätsschrauben haben wir auch einen kompletten Film gemacht (www.youtube.com/watch?v=CSuAIUE9Oy8&list=UUf3XHH8h4qOoEa7iDo7S-6w ).
    Wir sind schon gespannt auf Deine weiteren Ausführungen!
    Viele Grüße,
    Dein SPAX-Team

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.